
sik und Physiologie zugleich ungehörigen Felde nur wenig gelichtet.
Die Manifestation der' Gegenstände an einander kann die
Natur des Lichtes nicht. ausdriieken und dass es für uns manite-
stirend ist, hängt nur von der Gegenwart eines belebten Sehorganes
ah. In dieser Weise sind hinwieder viele andere Agentien
irianifestirend. Und wäre ein feines organisches Reagens für die
Electricität wie für das Licht da, so würde die Electricität ebenso
offenbarend für die Existenz der körperlichen Welt seyn, als das
Licht ist. i
Aus dem Vorherigen ergieht sich deutlich genug, dass die
Sinnesnerven keine blossen Leiter der Eigenschaften der Körper
zu unserm Sensorium sind, und dass wir von den Gegenständen
ausser uns nur durch die Eigenschaften unserer Nerven und ihre
Fähigkeit von äusseren Gegenständen stärker oder geringer verändert
zu werden, unterrichtet werden. Selbst die Tastempfindung
unserer Hand bringt nicht zunächst den Zustand der Oberflächen
des betasteten Körpes, sondern die durch das Tasten erregten
Stellen unsers Körpers zur Anschauung. Vorstellung und Urtheil
machen aus der einfachen Empfindung etwas ganz Anderes: Auf
der verschiedenen A rt,. wie Körper die Zustände unserer Nerven
erregen, beruht die Sicherheit der sinnlichen Unterscheidung.
Hier lässt sich aber auch einsehen, warum die sinnliche Erkennt-
niss uns nie die Natur und das Wesen der sinnlichen Welt iauf-
schliessen kann. Wir empfinden beständig uns selbst in dem Umgänge
mit der sinnlichen Aussenwelt und machen uns damit Vorstellungen
von der Beschaffenheit der äusseren Gegenstände, weL
che; eine relative Richtigkeit haben können, aber niemals die Natur
der Körper selbst zu jener unmittelbaren Anschauung bringen,
zu welcher die Zustände unserer Köiy>ertheile im Sensorium
gelangen. i sssü
VI. Ein Sinnesnerve scheint nur einer bestimmten Art dev Em~
pfindung und nicht derjenigen der übrigen Sinnesorgane fähig zu seyn,
und kann daher auch keine Vertretung eines Sinnesnerven durch'eignen
andern davon verschiedenen stattfinden.:
In jedem Sinnesorgane kann die Empfindung bis zum Angenehmen
und Unangenehmen gesteigert Werden, ohne dass die Natur
der Empfindung selbst verändert wird und in die Empfindung
eines andern Sinnesorgans übergeht. Das Sehorgan empfindet
das Unangenehme als Blendung,,- das Angenehme als Farbenliar-
monie; das Gehörorgan hat das-Angenehme und Unangenehme in
den Harmonien und Disharmonien; däs Geschmäcksorgan und Geruchsorgan
haben ihre angenehmen und unangenehmen Gerüche und
Geschmäcke,' daS Gefühlsorgan die Wollust und den Schmerz;. Es
scheint daher; dass auch in der heftigen Leidenschaft des Sinnesorganes
die Empfindung ihre specifisebe Energie behält. Dass die Empfindung
deS Lichtes, des Tons, des Geschmacks, Geruchs nur in
den entsprechenden Nerven empfunden werde, ist bekannt,< weniger
deutlich ist diess vom Gefühl, und es fragt sich namentlich,
ob die Empfindung des Schmerzes nicht in den höheren .Sinnesnerven
möglich sei, und ob-z. B. eine starke Verletzung des Sehnerven
nur als heftige Lichtempfindung, nicht als Schmerz empfunden
werden könne. Die Untersuchung-dieser Frage hat ihre
grossen Schwierigkeiten. In den Sinnesnerven verbreiten sich ausser
den eigentlichen specifischen Sinnesnerven-auch noch Gefübls-
nerven; die Nase hat ausser den Geruchsnerven auch noch die
Gefühlsnerven vom zweiten Ast des Trigeminus; in der Zunge besteht
das Gefühl neben dem Geschmack, und das eine kann verloren
sein, während das ändere fortbesteht, und ebenso ist es mit
dem Äuge und Gehörorgane. Zur Untersuchung jener Frage ist
es nöthig, Versuche an dem isolirten Sinnesnerven selbst anzustellen.
Was man jetzt , in dieser Weise erfahren,'spricht dafür, dass
die Sinnesnerven keiner andern Art der Empfindung als der ihnen
eigentümlichen und nicht der Gefühlsempfindung fähig sind.
Die entblössten Geruchsnerven des Hundes zeigen' sich beim Anstechen
ganz gefühllos, wie Magendie beobachtete, auch die Markhaut
des' Auges ,und der Sehnerve waren in Magessdie’s Versuchen
{Journ. de physiol. IV. 180.) keines Schmerzgefühls bei mechanischen
Verletzungen fähig. Dagegen hat man. schon beobachtet,
dass die Durchschneidung des Sehnerven bei Exstirpation des Auges,
für den Kranken mit dem Sehen . von grossen Lichtmassen verbunden
war, wie mir mein Freund T oürtual aus: eigener Erfahrung,
bei; Anstellung dieser Operation mitgetheilt hat. Schon die
lichten Kreise,, die man bei plötzlicher Verwendung > der Augen
nach einer Seitenwegen Zerrung der Sehnerven sieht, gehören
hieher. Oft ist in den Fällen wo die Exstirpation des Auges in-
dicirt ist, ; deüSehnerve selbst so degenerirt, dass er keiner Empfindungen
mehr fähig ist, daher darf die Erscheinung nicht in allen
Fällen der Exstirpation des Auges erwartet werden; sie fehlte auch
in 2 hiesigen Fällen von Exstirpation des Auges. Uebrigens ist
es mir nicht bekannt, dass die Durchschneidung des Sehnerven
bei der Exstirpation des Auges schmerzhafter, als der übrige Theil
der Operation wäre, während doch die Durchschneidung eines so
starken Gefühlsnerven, wie der SehnerVe, sonst mit den furchtbarsten
Schmerzen verbunden ist, und bei den. Thieren von dem
heftigsten plötzlichen Geschrei begleitet wird.
Allerdings kann ein; Sinnesnerve, gereizt durch Reflexion unter
Mitwirkung des Gehirns, auch wieder andere Empfindungen
hervörrufen, wie das Hören gewisser Töne z. B. vom Ritzen in
Glas, die Empfindung von Rieseln in den Gefühlsnerven hervor-
bringt, Und so mag wohl’auch eine blendende Lichtempfindung
im Sehnerven einen reflectirten unangenehmen Eindruck auf die
Gefühlsnerven der Augenhöhle und des Auges hervörrufen. So
können wenigstens die unangenehmen .Empfindungen im Augapfel
nach dem Sehen in sehr helles Licht erklärt werden.
In Hinsicht des Riechens hat sich Magendie offenbar getäuscht,
wenn er nach Zerstörung der Geruchsnerven den Nasalästen des Nei-
vus trigeminus Geruch zuschrieb, da die angewandten Reize, z.B.
Essigsäure, flüssiges Ammonium, Lavendelöhl, Dippelsöl in die h ase
gebracht, sehr starke Erreger der Gefühlsempfindung der Schleimhaut
der Nase sind. E schricht in Magendie Journ. de physiol. T.
VI. p. 339. In allen genau beobachteten Fällen von Fehlen
der Geruchsnerven, hat auch der wahre Geruch aufgehört. E sch-
richt a. a. 0.