
den gewöhnlichen Holzfasern. Das Corticalsystem besteht wieder
aus Holzfasern. Die Blatter der Sensitiva stehen auf einem langen
Blattstiel, an dessen Basis der genannte Wulst liegt; ähnliche,
aber kleinere Wülste befinden sich an der Insertion der Blättchen
an dem obern Theile des Blattstieles. Diese Wülste sind
die Ursache, dass die. Blättchen sich am Blattstiel bewegen, und
dass hinwieder der Blattstiel selbst sich gegen den Stengel bewegt.
Der Wulst am Blattstiel enthält eine grosse Quantität von
durchsichtigen kugeligen, von einander durch ansehnlicheZwischenräume
getrennten Zellen, deren Wände mit kleinen Kügelchen bedeckt
sind. Von Salpetersäure werden die Zellen opak. Diese Zellen
gleichen darin den Zellen des Markes, aber sie sind rundlich
und nicht xyie jene sechseckig. Sie liegen, obgleich sie sich nicht
berühren, in Reihen der Länge nach. Zwischen diesen runden
Zellen liegt ein viel zarteres Zellgewebe, worin viele dunklere
kleine Körperchen. Heisse Salpetersäure löst den Inhalt der
kugeligen Zellen, gleichwie den Inhalt der Zellen des Markgewebes
des Stengels. In der Achse des Wulstes verlaufen die
Gefässbündei,. welche den Blattstiel mit dem Stengel in Verbindung
setzen. Der Blattstiel selbst enthält äusserlich Holzfasern,
sie bilden die Binde; im Innern befindet sich articulirtes Zellgewebe
mit Kügelchen und grosse Körperchen enthaltende Röhren'.
Im Centrum des Blattstieles liegen Tracheen. Berührt' man die
Sensitiva oder erschüttert sie, so legen sich die kleinen Blättchen
paarweise zusammen, wodurch sie sich ihrer gemeinschaftlichen
Achse, derjenigen des Blattstieles, nähern. Der gemeinschaftliche
Blattstiel hingegen bewegt sich durch seinen Wulst in entgegengesetzter
Richtung nach abwärts gegen den Stengel. In der
Ruhe erheben sich beide wieder in ihre natürliche Lage.' Wenn
sich der Blattstiel senkt, so bildet der im Zustande der Ruhe
gerade längliche Wulst um die Basis des Blattstieles eine nach
unten concave, nach oben convexe Krümmung.
Als D utrochet das Cortical- oder Zellenparenchym eines Wulstes
weggenommen, ohne das centrale Gefässbündei zu verletzen,
starb das Blatt davon nicht ab; nur blieben die Blättchen desselben
mehrere Tage unentfaltet. Der Blattstiel hatte seine Bewegungskraft
verloren. Die letztere hat also nicht ihren Sitz in
dem centralen Gefässbündei, sondern in dem Zellenparenchym
des Wulstes. Als der untere Theil eines Wulstes abgetragen worden,
blieb der Blattstiel immer in seiner zur Erde gesenkten
Lage, und wenn der untere Theil eines andern Wulstes weggenommen
wurde, war der Blattstiel nicht mehr fähig sich zu
senken. Es schien daher durch diese mit gleichem Resultate
öfter wiederholten Versuche bewiesen, dass die obere Schichte
des Wulstes es ist, welche den Blattstiel nach abwärts drückt,
und dass die untere Lage ihn aufwärts drückt. Diess wurde an
abgeschnittenen Theilen des Wulstes selbst bestätigt. Die abgeschnittenen
Schichten Blieben zwar unbeleuchtet gerade, wenn
sie aber in Wasser gelegt wurden, bogen sie sich jedesmal, und
zwar immer so, dass die innere Seite concav wurde. .Diese Fähigkeit
hatten auch die seitlichen Schichten, und es war also
erwiesen, dass der ganze längliche Wulst um die Basis des Blattstiels
aus Schichten besteht, welche durch Krümmung an ihrer
innern Seite einen Drück auf den Blattstiel üben. Wird das
Gleichgewicht dieses Druckes aufgehoben, so bewegt sich der
Blattstiel und die Blättchen in der einen oder andern Richtung.
D utbochet schliesst aus seinen Versuchen p. 194., dass die Bewegung
der Blattstiele undBlättchen von der Krümmung der Schichten
des Wulstes,, und dièse wieder aus der Annäherung der von
einander durch zartes Zellgewebe getrennten runden Zellen des
Wulstes entstehen. Geht diese Erklärung aus seinen Versuchen
hervor, so zeigt sich eine grosse Uebereinstimmung
in der Contractilität der Pflanzen und Tbiere, mit dem Unterschiede,
dass die sich einander anziehenden Elemente bei
den Thieren zusammenhängende Fäden bilden, während sie
bei der Mimosa sensitiva zwar linear geordnet, aber von einander
durch Interstitien getrennt sind. L. C. T revirasus [Zeitschrift
f . Physiol. I. 176.) und Mohl [Flora, 15. Jahrgang, p. 499.)
nehmen-die von D utrochet entdeckten anatomischen Thatsache»
an, scheinen aber eine andere Deutung des Phänomens daraus
zu folgern; beide sagen nämlich, dass D ütrochet’s Versuche bewiesen
haben, dass die vegetabilische Reizbarkeit auf Expansion,
des parenchymatösen Zellgewebes beruhe. Indessen geht diese
Erklärung aus D utrochet’s Versuchen nicht direct hervor, und
D utrochet erklärt die Erscheinung vielmehr umgekehrt durch
die Annäherung der von einander getrennten rundlichen Zellen,
p. 194. Die Hauptfrage bleibt immer noch: entsteht die Senkung
der Blattstiele durch Expansion des Wulstes an der obern
Seite, wodurch der Blattstiel abwärts gedrückt wird, oder durch
Krümmung des Wulstes an der obern Seite nach unten, wodurch der
Blattstiel auch abwärts gedrückt werden muss. Da die rasche-
Expansion des Zellgewebes weder erwiesen, noch auch überhaupt
wahrscheinlich ist, da die Zellen nicht durch ihre Wände so
schnell die zur Expansion nöthigen Flüssigkeiten an sich ziehen
können, und da die abgeschnittenen Stücke des. Wulstes nach
D utrochet sich nicht expandiren, sondern im Wasser krümmen,
so ist die. Erklärung von D utrochet durch. Anziehung, Zusammenziehung
wahrscheinlicher, Wir kennen keine raschen
Bewegungen durch Expansion, als die Erection, diese geschieht
durch Erguss von Flüssigkeit in früher collabirte Höhlungen; ein
solcher schneller Erguss ist aber bei den geschlossenen Zellen
des Wulstes der Mimosa nicht wohl denkbar, und eine active
schnelle Expansion der blossen Zellenwände nach allen Richtungen
ist auch nicht denkbar. Ich muss mich daher zur Erklärung
von D utrochet und zwar um so mehr hinneigen, als bei
derselben die Analogie der vegetabilischen und animalischen Contractilität
erhalten bleibt. Zugegeben, dass die Erscheinungen
durch Contraction erscheinen , so- sind nun wieder zweierlei Erklärungen
möglich.
Nach D utrochet ist die Erhebung des Blattstieles die Folge der
Action der untern Hälfte des länglichen Wulstes,- die Senkung
die Folge der Action der obern Hälfte des Wulstes. Nach