
der Scham, sondern an der Rückenseite derselben oder am Schwanz.
Sie ist ein hohler blinddarmähnlicher Schlauch, dessen Wände
cavernöses Gewebe enthalten. Das offene Ende ist der Scham
zugekehrt. Auf der innern Seite des Schlauches befindet sich
eine Rinne. Die Schlangen und Eidechsen haben zwei solche
Ruthen. Sie kehren sich bei der Regattung wie die Finger
eines Handschuhes um, so dass die Rinne aussen liegt, und zur
Fortleitnng des Samens aus der Cloake dient. Bei den Vipera
Crotalus und Prython ist sogar jede dieser Ruthen an ihrem von
der Scham abgewandten hintern Theile in zwei Schläuche getneilt.
Nach der Umkehrung ist daher jede dieser Ruthen am freien
Ende gabelig. Bei den Eidechsen und Schlangen wird die Ruthe
nach der Ausstülpung durch Muskeln zurückgezogen und eingestülpt,
welche sich am blinden Ende des Schlauches befestigen.
8< Die Enten, Gänse und die dreizehigen Strausse (Rhea,
Casuarius, Dromaius) haben eine Combination des ersten und
zweiten Typus; sie haben einen festen, an der'Bauchseite der
Scham befestigten Theil der Ruthe aus fibrösen Körpern mit
einer Rinne und einen ausstülpbaren blinddarmartigen Theil der
Ruthe, von demselben Bau, wie bei den Schlangen und Eidechsen.
Aber der letztere Theil ist nicht doppelt, "und liegt in der
Ruhe, wie ein Darmstück gewunden, neben der Cloake. Das
offene Ende dieses Schlauches mündet am Ende des festen Theils
der Ruthe und stülpt sich bei der Begattung um und hervorp so
dass die Ruthe dann um das doppelte der Länge des festen Theils
vergrössert wird. Da die im Innern des Schlauches an dessen
Wand angebrachte Rinde bei dér Ausstülpung aussen liegt, so
bildet sie eine Fortsetzung der Rinne des' festen Theils der Ruthe.
Der schlauchförmige Theil der Ruthe wird nach der Begattung
durch ein elastisches Band zurückgezogen und eingestülpt. Siehe
J. Mueller Abhandlungen der Academie der Wissenschaften zu Berlin.
1836. Die weiblichen Enten, Gänse und dreizehigen Strausse haben
einen ähnlichen, aber sehr viel kleinern Körper, die Clitoris, der
nach demselben Princip gebaut ist. Die Clitoris der Saugethiere
ist nach dem Princip der Ruthe des männlichen Säugethierembryo
oder vielmehr beide nach demselben Princip gebildet. Die grosse
Clitoris und der Penis mit noch gespaltenem Corpus cavernosum
urethrae sehen sich anfangs ganz gleich. Beide haben Musculi
ischio-cavernosi und constrictores pudendi, nach dem Scbliessen
der fötalen Dammöffnung der Männchen wird der Constrictor cunni
zum Musculus bulbocavernosus. Bei den Weibchen verkürzt sich
die Clitoris, die Lippen der Clitorisfurche werden kleine Schamlippen.
So lange die Dammöffnung der Männchen sich noch nicht
geschossen hat, gleichen auch die Hodensackfalten den grossen
Schamlippen, sie sind leere Falten, während die Hoden sich noch
in der Bauchhöhle befinden. Die Hoden bleiben bei mehreren
Säugetbieren, Cetaceen, Schnabélthier, Elephant, Hyrax für immer
in der Bauchhöhle, bei den meisten Säugetbieren gelangen sie,
wie beim Menschen, vor dem Ende des Embryolebens in eine
Aussackung der Bauchhöhle bis in den Hodensack, und hernach
schnürt sich dieser Fortsatz der Bauchhöhle von der eigentlichen
Bauchhöhle ab. Bei mehreren Säugethieren, wie den Ratten,
Hamster u. a. bleibt die Communication, und die Hoden können
zu verschiedener Zeit, je nach der Wirkung der Muskeln in der
eigentlichen Bauchhöhle oder ausser derselben liegen.
Bei den Stenops unter den Affen ist die Clitoris von der
Harnröhre durchbohrt, während der Scheideneingang wie gewöhnlich
hinter der Clitoris liegt.
III. Capitel. Vom unbef ruchteten Ei.
Die Lehre vom unbefruchteten Ei ist durch die erfolgreichen
Untersuchungen von P urkinje, v. Baer, R. W agner, Coste, V alentin
u. A. ein erst vollständig gegründeter Theil der Wissenschaft
geworden, der bereits so reich an allgemeinen Resultaten
ist, dass die grosse Zahl des beobachteten sich einfachen allgemeinen
Gesetzen unterordnet, und wie in allen vollkommneren
Theilen der Wissenschaft zum Einfachsten zurückführt. Die wichtigsten
Schriften sind:
P urkinje Symbolae ad «H avium historiam ante mcubationem.
Lips. 1830. und im encyclop. Wörterb. der medic. Wissensch. Artikel
Ei. v. B aer de ovi mammalium et hominis genesi. Lips. 1827.
Coste recherches sur la génération des mammifères. Paris 1831.
Bernhardt (et V alentin) symbolae ad ovi mammalium historiam
ante impraegnationem. Vratisl. 1834. V alentin Entovickelungsge-
schichte. Berlin 1835. R. W agner, Muell. Arch. 1835. 373. Derselbe
prodromus hislonae generationis hominis atcpie mammalium.
Lips. 1836. Derselbe in den Abhandl. der K. Baiers. Academie.
2. 1837. Derselbe Lehrbuch der Physiologie. Icônes physiologicae.
Leipz. 1839. K rause in Mueuu. Archiv. 1837. 26. C arus ebend.
1837. 442. W. J ones London med. Gaz. 1838. 680. Schwann a.
a. O. B arry phit. Transact. 1838. Edinb. phil. journ. 1839.*).
Die Eier erzeugen sich bei vielen wirbellosen dhieren in
blinddarmartigen Röhren, ohne allseitig von orgamsirten Theilen
isolirt zu seyn. Bei vielen Wirbellosen und allen Wirbelthieren
bilden sie sich innerhalb der von Blutgefässen umgebenen Zellen
des Eierstocks, welche durch eine bald zartere, bald derbe faserige
Grundlage, Stroma verbunden sind. Wenn die Eier in iso-
lirten Aushöhlungen des Eierstocks liegen, so nennt man die aus
der Verdichtung des Stroma bestehende Zelle des Eierstocks
Capsel, Theca. Man unterscheidet in Bezug auf Ei des Eierstocks
der Wirbellosen, der Fische, Amphibien und Vögel folgende, schon
an den kleinsten Eiern erkennbare, wesentliche Bestandtheile:
1. Die Eicapsel, welche bald von dem Stroma isolirt ist, wie
bei vielen Wirbellosen, und selbst mit dem Ei abgehen kann,
*) Unter den älteren Abbildungen von Eiern der "Wirbellosen sind diejenigen
von P oli, Goeze, Della Chiaje, O. Fr. Mueller z u lo b e n , in
Beziehung auf Fische Cavolini E r z e u g u n g ' d. Fische u . K i ebse, T a f.
1. Fig. 4 ., und Sonnini hist. n a t. d. pornons. T. 2. Tab. 3. Fig. 4.
Sie enthalten Andeutungen vom Bau des Eies, sind aber den Verfassern
selbst ohne Verständniss geblieben.