
die Stösse empfangt, wie es der Gehörnerve durch seine Ausbreitung
auf den Tbeilen vermag, welche das Labyrinthwasser enthalten.
Der Sehnerve befindet sich nicht unter den Bedingungen,
Schwingungen von der Art, wie die eines tönenden Körpers
fortzupflanzen oder aufzunehmen, und müsste derselbe, wie
der Gehörnerve, auf Membranen sich ansbreiten, welche- sackartig
mit Wasser gefüllt, und auch von aussen mit Wasser umgeben,
mit einem, die Schwingungen leitenden .Apparat in Verbindung
stehen. Wäre der- Sehnerve der Perception der Schwingungen
wie der Gehörnerve und Gefühlsnerve fähig, so müsste eine
auf die Nervenhaut des Auges durch die Luft verpflanzte Schwingung
eines Körpers, wie am Gehörorgan Ton, so hier eine allgemeine
Lichtempfindung hervorrufen. Ich habe schon gelegentlich
erwähnt, . dass die Stösse einer Stimmgabel, wenn sie
den Bulbus oculi berühren, nicht hinreichen, die eigentümliche
Empfindung des Sehnerven im Dunkeln anzuregen. Die Ursache
des Nichterfolges kann in der Schwäche dieser Stösse oder in
ihrer Langsamkeit liegen. Die Schwäche der Stösse, welche die
Nervenhaut nicht unmittelbar treffen, mag wohl ein Hauptgrund
seyn; denn ein starker Stoss auf denjenigen Theil des Auges, wo die
Nervenhaut sich befindet, bewirkt ja die Lichtempfihdung. Vielleicht
werden auch sehr schwache Stösse, wenn sie mit viel grösserer
Schnelligkeit wiederholt die Nervenhaut selbst berühren, Lichtempfindung
erregen. Unter diesen Gesichtspunkt kommen die
Wirkungen des äussern Lichtes auf das Alt ge, dessen mechanische
Wirkung durch Oscillationen bei dem jetzigen Zustande der
Physik an Wahrscheinlichkeit gewonnen hat (Ündulationstheprie).
Schon- Newton hat die Lehre von den Undulationen des Lichtes
auf das Sehen angewandt, und das Sehen daraus erklärt. Opt.
fjuaest. 12. Nach der Undulationstheorie werden die Farben aus
der Schnelligkeit der Vibrationen und den Licht wellen erklärt.
Die Lichtwellen , weiche die Empfindung des Blauen hervorrufen,
sind die kürzesten, nach H erscbel beträgt ihre Länge 16,7 Mil-
liontbeile engl. Zoll, ihre Anzahl in einer Sekunde . 727 Billionen,
die Lichtwellen des Roths sind die längsten 26,7 Milliontheile
Zoll, Anzahl in der Sekunde 458 Billionen. G ehler’s physik.
Wörterb. VI. I. 349. . Die Schwingungen der Körper, welche
Töne in uns hervorbringen, sind viel langsamer. Die Luftsäule
der 32 füssigen Pfeife der Orgel macht 32 Sch wingungen in einer
Sekunde. Nach Savart werden schon Töne wahrnehmbar, die
nur 7 — 8 Schläge in der Sekünde machen und wenn jede
Schwingung einen Eindruck, von Sekunde macht.
Von chemischen Wirkungen werden wir durch mehrere Sinne
unterrichtet, hauptsächlich durch den Geruch, den Geschmack,
das Gefühl, durch jeden dieser Sinne in der ihm eigcnthümlichen
Energie. Flüchtige, die Nerven chemisch umstimmende Körper
wirken zwar auf das Gerucbsorgän' am stärksten und manche
Stoffe wirken auf dasselbe, welche auf das Geschmacksorgan und
Gefühlsorgan keinen Eindruck hervorbringen, wie viele Riechstoffe,
namentlich z. B. die Ausdünstungen der Metalle, des Bleies, vieler
Mineralien u, a. Aber im Allgemeinen lässt sich nicht behaupten
dass nur das Geruchsorgan flüchtige Stoffe .percipire. Denn diese
vermögen auch auf das Gefühlsorgan und Geschmacksorgan einzuwirken,
wenn sie geeignet sind, chemische Umstimmungen in
denselben hervorzubringen, und wenn sich die flüchtigen Stoffe
erst in den Flüssigkeiten auflösen, welche das Geschmacksorgan
bedecken. Auf die Gefühlsnerven einiger Schleimhäute, z B der
Conjunctiva, der Schleimhaut der Lungen, wirken einige fluchtige
Stoffe sehr heftig ein, blosse Gefühlseindrücke erregend, wie die
flüchtigen Exhalationen des Meerrettigs, .des Senfes, scharfe, erstickende
Gasé. Auf das von der Oberhaut entblösste Gefuhlsor-
organ der äussern Haut wirken auch viele flüchtige Stoffe stark
erregend ein und rufen die Qualitäten der Gefühlsnerven, a s
Brennen, Schmerzen u. dergl. hervor..
Ob die tropfbarflüssigen Körper auf das Geruchsorgan zum
Geruch bestimmend einzuwirken vermögen, ist unbekannt. Es
«iebt wegen der Verborgenheit des Geruchsorganes wenig Gelegenheit
darüber Versuche anzustellen. Obgleich man noch nie etwas
der Art an Menschen beobachtet hat, so ist es a priori nicht gerade
abzuweisen, da doch auch die flüchtigen Exhalationen sich
erst in der Feuchtigkeit der Scldeimhautflächen auflösen mussen,
ehe sie auf die Geruchsnerve,n wirken können. Die Fische zeigen
uns aber geradezu das Beispiel des Geruchs von. aufgelösten
tropfbarflüssigen Substanzen und ich sehe keine Schwierigkeit ein,
dass ein Thier nicht sollte das Tropfbarflüssige in den Qualitäten
der Geruchsnerven empfinden, was es in den Qualitäten der Geschmacksnerven
als Geschmack empfindet. Riechen in der Luft
und im Wasser verhalten sich zu einander, wie Atlimen in der
Luft und im Wasser. - „ . ,
Die tropfbarflüssigen Körper bringen sowohl an dem Gefulils-
organ, als Geschmacksorgan chemische Umstimmungen der-Nerven
hervor, die in jedem auf verschiedene Weise empfunden werden;
Senf wirkt ganz anders auf die Haut, als auf die Zunge ein,
Säuren, Alcalien, Salze auf beide ganz verschieden. Ihre chemische
Einwirkung kann zwar zunächst nur dieselbe seyn, aber die
„Reaction ist nach den Kräften der Nerven eine-ganz verschiedene.
Auf der Zunge kommen beiderlei Wirkungen lioclist wahrschein-
lieh in verschiedenen Nerven vor, und können von derselben Substanz
erregt werden. Von allen Nerven ist der Geschmaeksnerve
am meisten den chemischen Einwirkungen ausgesetzt, und er ist
der bestimmbarste durch die geringsten Modificationen der chemischen
Constitution der Körper. Die Zustände, in welche der Gefühlsnerve
durch chemische Einwirkungen versetzt wird, sind bei
weitem weniger mannigfaltig in der Art des Gefühls, und diese
Nerven sind auch, wenigstens auf d e r äussern Haut (nicht an den
Schleimhäuten) gegen chemische Einwirkungen durch die Epidermis
geschützt. _ . . .
Durch ihren Conflict mit chemischen äusseren Einwirkungen
werden die drei niederen Sinne, der Geruch, der Geschmack und
das Gefühl wichtig für die Unterscheidung und Wiedererkennung
der Materien, obgleich uns weder der Geruch, noch der Ge-
schmack, noch, das Gefühl Irgend etwas von den inneren Eigen