
gegenseitige Ablösung von Individuen, die durch Knospung nach
einander entstanden sind. Dieser Process gleicht sehr der Ablösung
der aus dem Mutterpolypen auswachsenden Knospen im ausgebildeten
Zustande, dem Zerfallen eines durch Knospung entstandenen
Systems von verwachsenen Hydren in seine schon für sich
bestehenden Individuen.
III. Capitel. Von d e r F o rtp fla n z u n g d u rc h Knospen.
Die Bildung der Knospen beruht ihrem Wesen nach darin,
dass von dem zum Eigenleben speciell organisirten Wesen ein
zu jenem Eigenleben überflüssiger Theil der Substanz im unentwickelten
Zustande der Organisation zu einem besöndern Eigenleben
sich absondert, ohne den organischen Verband mit dem
Mutterstamm zu verlieren. Aus diesem Keim entwickelt sieb sofort
die specifiscbe Organisation der Species in der Form eines
neuen Individuums, welches entweder dem Mutterstamm organisch
verbunden bleibt, oder sich davon trennt. Diese Absonderung
aus dem Eigenleben zum Keim eines besöndern Eigenlebens und
Individuums setzt voraus, dass der knospenbildende Mutterstamm
schon vorher in sich die Kraft für mehrere Eigenleben enthielt,
also ein virtuelles Multiplum war. Obgleich die Knospenbildung
auch eine Art unvollkommner Selbsttheilung ist, so unterscheidet
sie sich doch von der Vermehrung durch Selbsttheilung im engem
Sinn, dass der sich selbsttheilende Organismus mit seiner
vollständigen Organisation in zwei vollständig organisirte Hälften
oder mehrere Theile zerfällt, in welchen die specifiscbe Organisation
nicht erst zu entstehen hat, sich vielmehr nur insoweit umändert,
als die Integration der von der Spaltung getroffenen Theile
erfordert. Bei der Knospenbildung hingegen ist das neue'Individuum
nicht vollständig organisirt, sondern bat nur die Kraft zur
Erzielung der vollständigen Organisation. Die Pflanzenknospe ist
daher, um mit C. Fa. W olff zu reden, einfache Pflanze, und so
die Thierknospe das einfache Thier. Die ursprüngliche Organisation
der Knospe besteht bloss darin, dass sie die Urtheile aller
Organisation, Zellen und zwar in verhältnissmässig geringer Anzahl
enthält. Die Knospen der Pflanzen sind Haufen von gewöhnlichen
Pflanzenzelien. Die Gefässe der Mutterpflanze haben an
der Bildung der ursprünglichen Knospe nicht den geringsten An-
theil, und zeigen sich erst später mit der Knospe im Zusammenhänge.
Vielmehr erscheint die Knospe anfangs als eine blosse Fortsetzung
des Zellgewebes des Markes, wie D uhamel, T reviranus,
M eyen u . A. lehren. Die Sonderung der Knospe von dem Mark
des Muttertriebs oder Stammes geschieht nicht durch eine Scheidewand,
zwischen beiden liegen auch nur wieder kleine Zellen.
Siehe T révirantjs Physiologie der Gewächse. 2. p. 630. Gewöhnlich
geschieht die Entwickelung der Knospen auf dem Mutterstamme,
aber sie können auch abfallen und selbstständig sich entwickeln,
wie hei der Vermehrung der Monocotyledonen, Dicotyledonen
und der Laubmoose durch abfallende Knospen.
Von dem Ei unterscheidet sich die Knospe, abgesehen von
der zur Entwickelung des Eies nöthigen sexualen Einwirkung,
darin, dass. dieses sich nicht auf dem Mutterstamm ^’ei‘eI' ^ "
wickeln kann, ui,d von der Mutterpflanze durch Haute isohrt
wird. Die sich durch ungeschlechtliche Fortpflanzung-erzeuge -
den Sporen vieler einfacheren Pflanzen können nicht als Eikeime
Ö Ä : t e Entwickelung vnn Knospen.» den, Mut-
terstamme sind theils innere, theils äussere. Die ,einfacheren
Organismen bilden Substanz, welche die Kraft zu ^ -id u eU e r
Organisation der Species hat. AVenn diese nichteine fis che
Functionen des Eigenlebens des vorhandenen todwHiuums n° 2 »
specielle Structur erhält, und dadurch der Wirkung de g
Lebens des Mutterstammes unterworfen bleibt, so streb td
Substanz zur individuellen Organisation, und das neue In d ^ u u rn
hänat von dem grösseren oder kleineren Haufen von Theilche
(Zehen) ah, welche in näherer Wechselwirkung sind, und von de
L e r n Wechselwirkung mit d.em Mutterstamm ausgeschlossen
werden gleichwie von anderen Massen keimfähiger Substanz auf
Jgend dne Weise mechanisch durch Heterogenes getrennt smd
Wo also in einem organischen Körper sich Substanz bildet, welc e
von dem Eigenleben nicht für specielle Structuren verwandt und
beherrscht Jird, da werden sich auch Knospen aus dem virtuellen
Multiplum bilden. Die Bildung dieser Substanz scheint dadurch
erklärt werden zu können, dass, man, ,wie auch her dem Th u-
lungsstreben, annimmt, das durch das. Wachsen zunehmende virtuelle
Multiplum strebe die organisirende Kraft auf kleinere Mas-
sen Von Materie zu concentriren. m
Bei den Pflanzen gehört zu den Ursachen der Knospenbildung
auch eine Intermission der Tätigkeit des Eigenlebens für
specille Umwandlung der Materie zu den besonderen Strnctaren
der Organe, oder eine Intermission der allgemeinen Einahrung.
Die Knospen bilden sich bei vielen Pflanzen nur dann, " en“ das
äussere Wachsthum eine Intermission macht, und die Pflanze: ihre
Organe, die Blätter verloren hat. Daher denn auch im blattlosen
Zustande die Pflanzen am besten versetzt werden kennen. Je
mehr aber die Pflanze die Säfte zur Bildung von Mult,pla der
einzelnen specifiscben Gewebetheilchen u n i Organthe,‘^hen verwendet,
um so weniger ist sie fähig, solche Multipla zu bilden
welche weder a noch b noch c sind, aber die Kraft von a, b,
u. s* w. zugleich enthalten*. . , -p,/-.
Aeussere Bedingung der Knospenbildung kann bei den Pflanzen
alles seyn, wassern allgemeinen Wachsthum an irgend einer
Stelle eine Grenze setzt, oder mir eine Unterbrechung des Zusammenhanges
des Zellgewebes hervorbringt. Daher entstehen
Knospen am Rande der fleischigen Blatter, durch massigen Druck
derselben, in Rindenwunden. T reviranus Physiologie der Gewächse
2. p. 625. 626.