
weilen ohne alle örtliche Empfindung im Rücken selbst vor und
die ersteren wieder zuweilen ohne jene. Die Ursache dieses merkwürdigen.
Verhältnisses ist unbekannt..
Die Gesetze, welche für dis Empfindung in den Nerven bei
Reizung derselben, gelten, können hier übergangen werden, da
alles dahin Gehörige schon in der Physik der Nerven mitgetheilt
worden.
Wir haben es daher hier zuletzt nur mit den Gefühlsempfindungen
zu thun, welche von den peripherischen Endigungen
der Nerven aus erregt werden. , v_
Ganz unempfindlich sind das Horn- und Zahngewebe bis auf
ihre Reime, zu welchen Nerven gleich wie Gefässe hingebeu. Das
Stumpfwerden der Zähne von Säuren muss daher als eine'Affe-
ction des Zahnkeimes angesehen werden; bei der röhrigep Bildung
der Zahnsubstanz lässt sich indess eine Fortleitung- der Säure
durch die capillaren Röhren des Zahnes zum Reime leicht ein-
sehen, mag die Saure nun an dem vom Schmelze unbedeckten
Theil des Zahnes oder durch die häufigen Risse des Schmelzes
einwirken.
An den Sehnen, Rnorpeln und Rnochen fehlt die Empfindlichkeit
im gesunden Zustande, wfie H aller in zahlreichen Versuchen
bewies. Auch die Beinhaut der Rtrochen ist -nach diesen
Versuchen unempfindlich. Die Dura mater scheint.eine Ausnahme
zu machen. Es ist wenigstens gewiss, dass die Durä mater Nerven
besitzt. Siehe oben B. I. 3. Aufl. p. 764. In Rrankheiten' können
die Rnochen sehr schmerzhaft -werden, so wie auch die vom
N. sympathicus versehenen schwach empfindlichen Organe des
chylopoetischen Systems in Rrankheiten sehr schmerzhaft werden.
In Hinsicht dér zahlreichen Versuche über; diesen Gegenstand
muss ich auf H aller’s Zusammenstellung verweisen. H aller elem.
physiol. IV. p. 271—289.
In den Muskeln ist die Empfindlichkeit viel geringer als'in
der äussern Haut, wie man beim -Durchstechen der Haut und
Muskeln mit einer Nadel sieht. In der Haut selbst zeigt ^ich
eine grosse Verschiedenheit, wahrscheinlich je nach der Zahl der
Nervenfasern, die sich in dén verschiedénen Hauttheilen'ausbreiten.
Die hierher gehörenden, von E.H. W eber entdeckten That-
sachen sind* bereits oben. B. I. 3. Aufl. p. 711. mitgetheilt. An
denselben Stellen der Haut, wo eine geringe Entfernung zweier
gereizter Puncte wahrgenommen -wird, werdén nach W eber’s
Beobachtungen auch die Unterschiede der Temperatur und die
Gewichte aufgelegter Rörper am sichersten unterschieden. Auch
die Grösse eines Gewichtes wurde an -diesen Stellen stärker empfunden,
und ein^ auf 'der Volarfläche des Fingers aufgelegtes
Gewicht erschien grösser als der Druck desselben -Gewichtes auf
die Haut der Stirn. In den Schleimhäuten ist die Empfindlichkeit
sehr gross, so weit sie dem respiratorischen Systém, den Sinnesorganen
und den Geschlechtsthei-len angehören und von animalischen
Nerven abhängen, sehr viel geringer in dem Tractus
intestinalis, dessen Empfindlichkeit hingegen im krankhaften Zustande
zu dem höchsten Grade sich steigern kann. Das äussere
und innere Hautsystem unterscheiden -sich in Hinsicht der Art
ihrer Empfindungen noch darin, dass die aus inneren Ursachen
eintretende und in E.ückenmarksaffectionen häufige subjective Empfindung
der Formication nur in der- äussern Haut, nicht in den
Schleimhäuten vorzukommen scheint.
M o d i o d e r E n e r g i e e n d e s G e f ü h l s .
Der Modus der Gefühlsempfindüngen ist so eigentümlich,
wie in irgend einem Sinnesorgane. Die Art, wie das Gefühl hei
der leisesten Affection bis zur heftigsten die Gegenwart eines
Reizes anzeigt, ist hier weder Ton, noch Licht und Farben.s.w.,
sondern eben das unbeschreibliche, das man Gefühl nennt, dessen
Modificationen nft nur von' der Ausdehnung der afficirten Theile
abhängen. Das stechende Gefühl z. B. zeigt die Affection beschränkter
Theilchen in heftiger Art, das drückende eine geringere Affection
in grösserer Ausdehnung und Tiefe an. Der letztere Um-,
stand unterscheidet das Gefühl des Drucks von dem Gefühl der
blossen Berührung.
Die Empfindung des Stosses oder Schlages entsteht durch
eine plötzliche Veränderung des Zustandes der Nerven von aussen
oder innen, durch den mechanischen Einfluss eines Rörpers, oder
auch durch Störung des electrischen Gleichgewichts. Auch eine
vom Gehirn aus bewirkte plötzliche Strömung des Neryenprincips
im Erschrecken kann als Schlag oder Stoss gefühlt werden. Der
Modus dieser Empfindung hängt also durchaus nicht von der
mechanischen' Wirkung eines Rörpers ab;
Eine schnelle Wiederholung, von Stössen bewirkt in einigen
andern Sinnen- eigenthümliche Empfindungen, deren Qualität von
der Zeitfolge der'Stösse -abhängt, wie beim Gehörsinn und wie
es scheint auch beim Gesichtssinne. Diese Art der Reizung hat
hingegen gar keinen Erfolg beim Geruchs— und Geschmackssinne.
Wie verhält sich in dieser Hinsicht der Gefühlssinn?
Eine schnelle Folge von gleichen Stössen, wie sie zur Empfindung
eines Tones nöthig sind, wird vom Gefühlssinne als
Schwirren empfunden. So fühlt man nicht bloss die Resonanz
eines festen Rörpers, sondern auch einen im Wasser erregten
Ton, wenn man mit der Hand einen festen Rörper, ein Stück
Holz ins Wasser hält. Ist die Empfindung der Schwingungen
stärker, und findet sie an reizbaren Theilen, wie an den Lippen
statt, so kann sie den Gesammtausdruck des Ritzels haben, wie
wenn man eine schwingende Stimmgabel der Lippe nähert. Dieselbe
Empfindung entsteht leicht an der Zunge durch Schwingungen.
Diess. könnte auf die Vermuthung führen, dass auch bei
den anderweitig. entstandenen Empfindungen des Ritzels von Berührung,
Schaukeln u. A, und der dem Ritzel nahe verwandten
Wollust Schwingungen des Nervenprincips selbst in den Nerven
mit bestimmter Geschwindigkeit stattfinden. Die Empfindung
des Ritzels und der -Wollust ist in allen dem Gefühl überhaupt
unterworfenen Theilen des Rörpers möglich, am heftigsten in