
oder er wird sich mit Lust betrachten. Wenn er dagegen etwas
gethan hat, wovon er sich vorstellt, dass es die Aehnlichen mit
Unlust erfülle, wird er sich selbst mit Unlust betrachten. Denn
Lust und Unlust in den mit uns selbst gleichen Wesen, macht
uns selbst Lust und Unlust. Selbstzufriedenheit, Eitelkeit, Stolz,
Scham, Reue.
Wenn wir uns vorstellen, dass einer etwas liebt, begehrt
oder hasst,'was wir selbst lieben, begehren oder hassen, so werden
wir es desto beharrlicher lieben, begehren, .hassen. Wenn
wir aber, uns i.vorstellen, dass er das, was wir lieben, verschmäht,
dann werden wir ein Schwanken in der Seele erfahren. Denn
die Lust eines Andern macht auch Lust, und die Unlust des Andern
macht Unlust.
Hieraus folgt, dass ein jeder, so viel er vermag, sich bestrebe,
dass jeder das, was er liebt, liebe, und was er selbst hasst auch
hasse. Ambition, Yerketzerungssucht, Verdächtigung.
Wenn wir uns vorstellen, dass Jemand eines Dinges sich erfreut,
das nur Einer allein besitzen kann, werden wir zu bewirken
suchen, dass er das Ding nicht besitze.- Denn dadurch, dass
wir uns vorstellen, dass ein ähnlicher sich eines Dinges erfreut,
werden.'wir - es lieben und begehren , aber- wir stellen uns den
Besitz des Andern als Hinderniss .unserer Lust vor. Neid.
, Wenn wir ein uns ähnliches Ding lieben, suchen wir so viel
als möglich zu bewirken, dass es uns wieder liebe. Denn wir
suchen, dass das uns ähnliche, was uns Lust erregt, auch vpn Lust
erregt werde. Diese Lust scbliesst die Idee von uns als Ursache ein.
Wir werden um so mehr uns, rühmen, eitel seyn und an uns
Lust haben, je grösser wir die Gemüthsbewegung uns vorstellen,
mit welcher das. geliebte zu uns erregt ist.
Wenn Jemand sich verstellt, dass das Geliebte durch ein
gleiches oder noch engeres Band , der Freundschaft mit einem
Andern sich vereinige als zu. ihm, so wird er mit Hass gegen
das Geliebte erfüllt werden. Denn der andere vorgezogene erregt
Unlust oder Neid, und- die Ursache desselben ist das Geliebte,
das dadurch auch Unlust erregt, daher ein Schwanken zwischen
Liebe, Hass und Neid. Eifersucht.
Wer sich des. Dinges erinnert, woran er sich einmal ergötzt
bat, wünscht dasselbe unter denselben Umständen zu besitzen.
Wenn aber der Liebende erfährt, dass einer der Umstände mangele,
wird er Unlust haben. Sehnsucht.
Begierde, welche aus Unlust oder Lust und aus Hass und
Liebe entsteht, ist desto grösser, je grösser die Gemüthsbewegung
ist.
Wenn Jemand ein geliebtes zu hassen angefangen hat, so
dass die Liebe völlig vertilgt ist, wird er es bei gleicher Ursache
mehr hassen als hätte er es nie geliebt. Denn dass Liebe in Hass
übergeht, erfordert viel mehr Ursachen als bei einfachem Hass.
Wer Jemand hasst wird ihm übles zuzufügen suchen, wenn
er nicht daraus grösseres Uebel für sich befürchtet, und dagegen
wird wer Jemand liebt, ihm wohl zu thun suchen. Denn Jemand
hassen ist ihn als Ursache der Unlust vorstellen. Uin diese Unlust
zu zerstören wird das Streben darauf gerichtet seyn, das
Daseyn jenes zu verneinen und zu zerstören.
Wer sich vorstellt, dass er von Jemand gehasst werde ohne
Ursache, wird ihn wieder hassen. Der Hass erregt in uns Unlust,
und der hassende wird als die Ursache der Unlust mit Unlust
vorgestellt werden. .
Wer sich vorstellt, dass der, den er liebt, ihn hasst, wird
von Hass und Liehe zugleich bestürmt werden, wie aus dem Vorhergehenden
folgt. , ' T 1 1 I
Wbnn Jemand sich vorstellt, dass ihm von Jemand, der ilim
gleichgültig war, aus Hass ein Uebel zugefügt sei, so wird ei
sogleich suchen ihm dasselbe Uebel zuzufügen.
Wenn Jemand sich vorstellt, dass er von einem geliebt werde
und keine Ursache dazu gegeben zu haben glaubt, so wird er ihn
wieder lieben. Denn die Lust an uns erregt Lust. Daher die
Neigung gegen falsche und wahre Liebe und gegen Schmeichelei.
Wer sich vorstellt, dass er von dem, den er gehasst, geliebt
werde, wird von Hass und Liebe zugleich bestürmt werden.
Wer aus Liebe oder Hoffnung des: Ruhms Jemand eine
Wohlthat erzeigt hat-, wird Unlust haben, wenn er sieht, dass
die Wolthat mit undankbarem Gemüthe aufgenommen worden.
(Die Undankbarkeit selbst folgt aus dem Widerstreit grösserer
gegenwärtiger Bestrebungen gegen die Vorstellungen früherer
Zustände.) ': , ' , ,
Hass w'ird durch gegenseitigen Hass vermehrt und kann durch
Liebe getilgt werden. - .
Der Hass, der von der Liebe gänzlich besiegt wird, geht in
Liehe über und die Liebe ist desshalb noch grösser,. als wenn
der Hass nicht vorangegangen wäre. Denn die Kraft, welche
den Hass besiegt, ist grösser und wird unter gleichen Ursachen
stärker 6rr6Sit»
Wenn Jemand sich vorstellt, dass ein ihm ähnlicher ein ihm
ähnliches geliebtes Ding hasst, wird er einen solchen hassen.
Denn dieser verneint das geliebte und macht deswegen Unlust.
Wenn Jemand von Einem aus einem andern Stande oder
Volke als das seinige mit Lust odßr Unlust erfüllt wird, verbunden
mit der Vorstellung desselben und zugleich des Standes
oder Volkes als der Ursache, so wird er nicht nur diesen, sondern
alle desselben Standes oder Volkes lieben oder hassen.
Die Lust, welche daraus entsteht, dass wir: uns das verhasste
Ding als zerstört, oder von einem andern Uebel erfüllt denken,
entsteht nicht ohne einige Unlust, insofern wir ein uns ähnliches
zerstört denken. . ..
Liebe und Hass gegen eine Person wird zerstört, wenn die
Lust und Unlust, weiche sie, erregt, eine andre Ursache er-
hält, und wird verändert, wenn die Ursache auf mehreie Pei-
sonen vertheilt wird. _ .
Liebe und Hass gegen ein Ding, das wir uns als frei vorstellen,
muss bei gleicher Ursache grösser seyn als gegen ein
nothwendiges Ding. Denn im letzten Falle beschränkt sich die