
Unterschied, es klingt bei erweiterter Trompete nur ein klein
wenig stärker als im geschlossenen, Zustande derselbe’n. Unsere
Stimme- hören wir also sicher nicht vorzugsweise durch die
Tuba; wir hören sie zum Theil durch den äussern Gehörgang.
Vom Mund -aus breiten sich kreisförmige Schallwellen
aus, die hinteren Stücke dieser Kreise sto'ssen auf die Concha
und' werden gegen den Tragus, Von diesem in den Gehörgang
reflectirt. Gerade für die günstige --Reflexion der aus dem Mund
ausgehenden Schallwellen hat die Concha des äussern Ohr^ meines
Erachtens die geeignetste Stellung. Dann aber .wird unsere
Stimme gehört durch die Schallleitung von der . Luft an die leasen
und Mundwände und sofort an die Kopfknochen und noch
unmittelbarer durch eine blosse Kette fester Th eile bis zum Labyrinth,
nämlich von den Stimmbändern an durch die weichen und
festen Theile des Halses.und Kopfes. Wie wirksam diese,Art
der Leitung seyn muss, ergiebt sich aus der Hörbarkeit des ganz
von festen Theilen unseres Körpers eingeschlossenen Geräusches,
der Borborygmi im Darm und dergleichen. Noch besser bringt
man sich das Hören unserer eigenen Stimme durch Leitung fester
Theile zur Anschauung, wenn man bei verstopften,Ohren einen
Stab an sein eigenes Ohr, und ,auf den Kehlkopf eines sprechenden
Menschen legt. Man hört dann die Stimme dös Andern unter
denselben Umständen, wie man seine eigene hört. Bei pathologischer
Verschliessung der Tuba tritt zwar Schwerhörigkeit für
äussere Töne ein, allein die-'eigene Stimme wird'nicht schlecht
gehört, wie Autenrieth nnd Linckö beobachteten. AtrrENRiETa
in Beil’s Archiv. 9. 321. Lincke a. a. O. 502.
8) Die Tuba ist bestimmt,. den Schleim der Trommelhöhle
durch ihre Wimper-Bewegung auszuführen. Hieran lässt sich
nicht zweifeln und es lässt sich auch die ^Schwerhörigkeit nach
Verschliessung der Trompete zum Theil aus dem Anfüllen der
Trommelhöhle mit Schleim erklären. Indess wird dies nicht der
einzige Zweck, der Trompete seyn. , ,
9) Sie ist bestimmt, die Luft der Trommelhöhle mit der
äussern Luft ins Gleichgewicht zu -setzen .und namentlich eine
durch einseitig verdichtete oder verdünnte Luft, entstehende,
grössere Spannung des Trommelfells und die daraus erfolgende
Schwerhörigkeit zu vermeiden. Diess halte ich für den Hauptzweck
der Tuba als einer allgemeinen mit der Trommelhöhle
und dem Trommelfell gleichzeitigen Erscheinung. Nicht die
einseitige Verdichtung der Luft oder die Verdünnung der
Luft kommt hierbei vorzüglich in Betracht (der Erfolg ist
in beiden Fällen 'gleich), sondern die dadurch notbwendig
herbeigeführte Spannung des Trommelfells, welche jedesmal
Schwerhörigkeit verursacht. Und so ,ist- auch 'wohl in vielen
Fällen der Schwörhörigkeit",von chronischer Verschliessung der
Tuba durch irgend eine Krankheit der Nutzen des Catheteris-
mus und sein Zusammentreffen mit der Perforation des Trommelfells
und des Zitzenfortsatzes zu betrachten-. Dabei läugne
ich nicht die andern schon, gewürdigten Vortheile und lege vielmehr
zunächst noch den meisten Werth auf die erwähnte Modification
des Klanges durch die Tuba, der dadurch von seiner
dumpfön Resonanz befreit wird, auf die Versorgung der Trommel
mit Luft, und ihre Erhaltung und die Ausführung der Se-
creta, der Trommelhöhle.
Bei Menschen deren Tuba hinlänglich weit ist, muss sich
das veränderte Gleichgewicht der Luft unmerklich herstellen,
wenn die äussere Luft schnell an Dichtigkeit zunimmt; dass es
aber in anderen Fällen -nicht unmerklich geschieht, und vielmehr
eine Zeitlang eine Störung des Gleichgewichtes eintreten kann,
dafür kann man schon die^ Erfahrungen in der Taucherglocke
anführen. -CarjiS bemerkte, beim Besteigen hoher Berge eine
Spannung im Ohr, und nach einer gewissen zurückgelegten Höhe
ein Knacken im Ohr, was sich ohngefähr auf 600 Fuss Höhenunterschied
wiederholte. Carus in Bericht über die Vvrsamm-
lung der Naturjflrscher in Jena. In wie weit diess bei Andern
sich in dieser Art wiederfindet, hängt natürlich zum Theil von
individuellen Verhältnissen' ab. Ich erinnere mich eigener Erfahrungen
in diesem Puncte nicht. Ich würde übrigens das gestörte
Gleichgewicht, ehe es zu einem Maximum käme, auf die schon
beschriebene Weise- durch willkührliche Action des Tensor tym-
pani‘beseitigen, was bei mir auch ein Knacken hervorbringt.
Mu Scke nimmt an, dass die Membrana tympani secundaria
des runden Fensters bei einem zu ^heftigen Stoss auf das Laby-
rinthwasser dazu diene, durch ihr Ausweichen den Eindruck zu
dämpfen. Eine Ableitung des Schalls ist allerdings in einem Luftcanal
oder Communicationsrohr möglich, wenn die Wände des
Rohrs, welche die AVellen wegen der schwierigen Mittheilung
Zusammenhalten, eine Oeffnung haben, aber die. Stosswellen des
Wassers gehen sehr leicht an feste Körper über.
1 , A e u s s e r e r G e h ö r g a n g .
' Der äussere Gehörgang ist bei der Schallleitung in dreifacher
Hinsicht wichtig, erstens indem er die aus der Luft einfallenden
Schallwellen durch seine Luft unmittelbar auf das Trommelfell
leitet, und die Schallwellen zusamm.enhält, zweitens indem seine
Wände die dem äussern Ohre selbst mitgetheilten Wellen auf
dem nächsten Wege auf die Befestigungsorte des Trommelfells
und so auf dieses selbst leiteh, drittens insofern die im Gehörgang
enthaltene,begrenzte Luftmasse der Resonanz fähig ist.
: Als Luftleiter ' empf ängt er die directen Luftwellen, welche
die stärkste Wirkung hervorbringen müssen, wenn sie in der
(Achsö des Gehörganges einfallen. Fallen sie schief in den Gang ein,
so werden sie durch Reflexion ■ dem Trommelfell zugeleitet. Auf
diese Weise erhält der Gchöf^ang auch durch Reflexion die gegen'
die Concha des äussern Ohrknorpels stossenden Wellen, wenn
ihr Reflexionswinkel geeignet ist, sie gegen den Tragus zu werfen.
Schallwellen der Luft, welche weder unmittelbar, noch durch
Reflexion in den äussern Gehörgang gelangen, können- noch zum
Theil durch Beugung in ihn eintreten, z. B. Lultwellen, welche