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Stufe dieselbe bindende Gewalt haben, wie die instinctartigen
Triebe und Gefühle der Thiere auf diese. Wir werden auf diese
Frage im 6. Buch von den Seelenfunctionen zurückkommen. Einige
haben Hoffnungen daran gesetzt, dass das instinctmässigc,
vernünftige Wirken der organisirenden Krall in gewissen Zuständen
dem Bewusstseyn etwas inittheilen könnte, was auf dem
Wege der Seelenlhätigkeiten nicht zu erkennen wäre, und haben
das instinctmässige Walten für den Menschen überschätzt. Hierzu
ist kein Grund vorhanden, und mir ist nicht bekannt, dass das ausser
dem Bewusstseyn still wirkende Naturwalten und Schaffen
im Menschen nach freilich vernünftigem und höherem Gesetz
dem Bewusstseyn etwas vertraut hätte, oder dass das göttliche
Denken, welches schaffend ist, sich in unsere vorstellnngsmässi-
gen Abbilder der Gegenstände eingemengt hätte. Was davon
verlautet ist, aus sogenannten magnetischen Zuständen, verdient
den Glauben nicht, den ihm leichtgläubige Aerzte geschenkt haben,
und hat sich zu oft als Betrug oder Thorheit erwiesen. Die
Aufschlüsse, die auf diese Art an uns gekommen, sind aber nichts
anders, als oft noch gar sehr verwirrte, vorstellungsmässige Bilder
gewesen, deren Inhalt der Capacität des Vorstellenden und
der Gläubigen angemessen war.
4) Coordinirte Bewegungen.
So abhängig die Ortshewegungen von dem Willen sind, so ist
doch die zweckmässige Verbindung der einzelnen Bewegungen zur
Ortsveränderung, wie es scheint, durch innere Einrichtungen in
den Centralorganen erleichtert; und es scheint zwischen gewissen
Theilen der Centralorgane des Nervensystems und den Muskelgruppen
und ihren nervösen Leitern eine prästabilirte Harmonie
stattzufinden. Man kömmt auf diese Vorstellung sowohl bei Versuchen
über die Kräfte des kleinen Gehirnes, als hei Versuchen
über die des Rückenmarkes. Man hat sqlion gesehen, dass enthauptete
Vögel noch allerhand Versuche zur Ortsbewegung machten.
Dasselbe hat man bei Fröschen gesehen. Dergleichen Bewegungen
haben nicht das Ansehen von willkührlichen Bewegungen
, zu welchen die Mitwirkung des Gehirns nothwendig ist;
aber es herrscht eine gewisse Uebereinslimmung, in den einzelnen
Acten solcher tumultuarischen Bewegungen, welche enthauptete
Gänse machen. Sie schlagen mit den Flügeln; hierzu ist aber
die gleichzeitige und übereinstimmende Wirkung vieler Nervenfasern
nötbig, und es scheint also, dass die coordinirte Wirkung derselben
durch irgend eine organische Einrichtung in den Central-
theilen erleichtert ist. Blosse Zuckungen aller vom Rückenmark
abhängigen Muskeln sind es nicht. Denro wenn alle Nervenfasern
des verletzten Rückenmarks in Irritation gerathen, so müssen
auch alle Muskeln des Rumpfes gleich angezogen werden; daraus
können aber keine Flügelschläge erfolgen; man sieht wenigstens
nicht ein, warum der enthauptete Vogel nicht eben so gut die
Flügel dicht und krampfhaft an den Leih anlegen sollte. Es
gehört hieher auch das Winden enthaupteter Aale und Schlagen
des Schwanzes hei enthaupteten anderen Fischen. Bei den wirbellosen
Thieren geschehen die Ortsbewegungen nach der Enttvim
hauptung zuweilen sogar in ganz gewöhnlicher Folge. Ein Ca-
räbus granulatus lief in T reviranus Versuchen nach der Enthauptung
nach wie vor herum; eine Bremse, auf den Rücken
<mlegt, strengte sich an, auf die Beine zu kommen. T reviranus
führt auch die Beobachtung von W alckenaer über Cerceris or-
nata an, welche einer in Löchern lebenden Biene nachstellt.
W alckenaer stiess einer solchen Wespe im Augenhlicke, wo sie
iu das Loch der Biene eindringen wollte, den Kopf ah; sie
setzte ihre Bewegungen fort und suchte umgekehrt dahin zurückzukehren
und einzudringen. T reviranus Erscheinungen und Gesetze
des organischen Lebens. 2. 194. Getheilte Blutegel setzen
die Ortsbewegungen in der Art, wie früher fort. Es erhellt
hieraus, dass gruppenweise Bewegungen der Muskeln hei den
Wirbellosen und Wirbelthieren nach der Enthauptung möglich
sind. Bei den Wirbellosen scheint freilich hierbei selbst der
Willenseinfluss noch stattzufinden.
F lourens Versuche über das kleine Gehirn zeigen ferner,
dass nicht bloss im Rückenmark eine prästabilirte Harmonie gewisser
gruppenweiser Bewegungen residirt, dass vorzüglich das
kleine Gehirn die gruppenweise Wirkung der Muskeln für die
Ortsbewegung beherrscht. Nahm derselbe bei Vögeln Schnitt
für Schnitt das kleine Gehirn weg, so trat nicht bloss Schwäche
der Muskelbewegungen, sondern auch ein Mangel an Ueberein-
stimmüng derselben ein. Schon nach der Wegnahme der oberflächlichen
Lagen wurden die Thiere unruhig; ohne Convulsio-
nen zu erleiden, machten sie heftige und ungeregelte Bewegungen;
dabei waren ihre Sinnesfunctionen ungestört. Nach Wegnahme
der tieferen Lagen des kleinen Gehirns verloren die
Thiere die Fähigkeit zum Springen, Fliegen, Gehen, Stehen, zur
Erhaltung des Gleichgewichtes. Wurde ein Vogel in diesem
Zustande auf den Rücken gelegt, so konnte er sieh nicht umkehren;
er flatterte beständig und war nicht betäubt; den nach
ihm geführten Streich suchte er zu vermeiden. F lourens schloss
daraus, dass Wille, Empfindung, Besinnung geblieben sey, dass
aber die Fähigkeit, die Muskeln gruppenweise zu Ortshewegungen
zu verbinden, verloren gegangen sey. Andererseits zeigen seine
Versuche über die Verletzungen der grossen Hemisphären, dass das
coordinirende Princip in ihnen nicht residirt. Denn die Thiere
werden nach der Wegnahme eines grossen Theils der Hemisphären
nur betäubt und kraftlos, aber fähig zu allen willkührlichen und
gruppenweisen Bewegungen; wie denn die Vögel in diesem Zustande,
in die Luft geworfen, noch mit Flügelschlag auf die Luft
wirken und zu fliegen vermögen, lndess zeigt selbst das Flattern
nach der Wegnahme des kleinen Gehirns noch eineSpur von
coordinirter Bewegung an, die, wie wir nach der Enthauptung der
Gänse sehen, von dem Rückenmark allein abhängig seyn kann.
Diese Coordination der Bewegungen muss den Thieren hei dem
ersten Gebrauch ihrer Extremitäten, wobei sie sich so geschickt
zeigen, sehr zu statten kommen, und überhaupt gehen die coor-
dinirten Bewegungen als Elemente in die Zusammensetzung der
instinctartigen Bewegungen vielfach ein. Im Säugling ist ein in