
sclilafft denken. Sie sind beständig dem Princip der Nerven auch
im Zustande der Ruhe axisgesetzt; diess sieht man deutlich in dem
Zurückziehen der durchschnittenen Muskeln, an den leisen Be-
hungen blossgelegter Muskeln und an der Verstellung des Gesichts
und der Zunge hei halbseitiger Lähmung.
Beobachtet man einen M-uskel im Moment der Zusammen—
ziehung, so sieht man, dass er, indem er :sich verkürzt, sich in
demselben Grade verdickt, und oft sieht man deutlich genug eine
■wellenförmige blitzschnelle Biegung seiner Bündel. Da; die Muskeln
bei ihrer Zusammenziehung fester werden, so liegt der Gedanke
nahe, dass sie sich bei der Zusammenziehung zugleich verdichten
und also ein kleineres Volumen einnehmen, obgleich die
grössere Festigkeit des zusammengezogenen Muskels auch von
der Stärke der Anziehung gewisser Theilchen des Muskels gegen
einander herrüliren kann. Ohne der älteren unvollkommneren
Beobachtungen von Glisson, Swammerdam (Haller dem. lib. XI.
§• 22.) zu gedenken, erwähne ich bloss die genaueren, in
neuerer Zeit hierüber angestellten Untersuchungen. Man bringt
zu diesem Zweck die contractilen Theile in . eine mit Wasser gefüllte
Röhre, die in ein feines Röhrchen ausläuft, woran man
den Stand des "Wassers im- Moment der durch Galvanismus^.erregten
Contraction beobachtet. Barzellottj, Mayo, P revost
und D umas, welche an kleineren Fleischmassen operirten, fanden
keine Veränderung des Niveaus, welche hingegen von Grui-
truisen und E rman (Gilb. Ann. 40.), von Letzterem in sehr ge—
nngem Grade, beobachtet wurde. E rman brachte in ein Glas—
gefäss die untere Hälfte eines .Aals ohne die Eingeweide, einen
Metalldrath an däs Rückenmark, den zweiten an das Fleisch des
Fisches, und richtete diese so ein, dass sie mit den Polen einer
galvanischen Säule verbunden werden konnten. Das Gefäss
wurde dann mit Wasser .gefüllt, so dass auch eine enge Glasröhre,
in welche der Apparat oben endete, damit gefüllt war. Beim
Schliessen der Rette und bei der Zusapimenziehung der Muskeln
.fiel das Wasser in der engen Röhre jedesmal um 4— 5 Linien,
und stieg wieder bei der Oeffnung. Die Verdichtung, der iMus-
kelmasse ist daher so unbedeutend, dass man hierauf bei
der Erklärung der. Phänomene der Muskelcontraction gar nicht
rechnen kann. Vielleicht hatte diese Verdichtung auch allein
ihren Grund in der Compression der durchschnittenen und daher
mit Luft gefüllten kleinen Gefässe der Muskeln; sie erklärt sich
wenigstens hieraus vollkommen. Wenn diese Versuche wiederholt
werden, so darf das Stück des Aals nur unter Wasser zubereitet,
und muss ohne Berührung der atmosphärischen Luft in
die Röhre gebracht werden. Die Ursachen, welche die Verkürzung
des Muskels bei der Zusammenziehung bewirken, können dreierlei
seyn.
1. Zickzackförmige Biegung der Muskelbündel. Ein Phänomen,
das man an den sich contrahirenden Muskeln mit blossen
Augen sehen kenn, und das man mit der Loupc sorgfältiger beobachtet,
ist, dass die Bündel der Muskelfasern zickzackförmige
Biegungen machen. P revost und D umas {Journ. de physiol. 3.
311.) haben sich mit dem Studium dieses Phänomens abgegeben.
P revost und D umas betrachten die Muskelfasern als zusammengesetzt
aus einer gewissen Anzahl kleiner gerader Linien, die fähig
sind gegen einander sich zu neigen. An den Schenkelmuskeln
eines Frosches betrug 'die Länge dieser Linien 10 — 12
Millim., die Distanz der durch die winkelförmige Beugung einander
genäherten Endpuncte der Linien 16— 17 Millim., 16 solcher
Linien betrugen zusammen 172,5 Millim.; diess drückt die
Länge dieser Muskelpartie im Zustande der Ruhe aus. Die Distanz
der Winkel im gereizten Zustande dieser Linien betrug
130 Millim.; die Verkürzung betrug also 0,23 auf eine Muskelfaser.
P revost und D umas massen ferner die Verkürzung desselben
Muskels im Ganzen bei der Contraction; diese betrug 0,27.
Da beide Messungen nahe übereinstimmen, so schlossen sie, dass
die Verkürzung der Muskeln durch ihre Zusammenziehung wirklich
von jenen Winkeln, welche die 10—12 Millim. langen Theile
der Muskelfasern machen, herrühre. Mehrere Gründe machen
indess wahrscheinlich, dass die von P revost und D umas beobachtete
und so leicht mit blossen Augen zu erkennende Biegung
der Muskelfasern in Winkel nicht die einzige und vielleicht nicht
einmal die wesentlichste Ursache ihrer Verkürzung ist.,
2. L auth hat schon einige hiéher gehörige wichtige Beobachtungen
gemacht. Institut. 57. 70. 73. Mueller’s Archiv. 1835.
p. 4. Indem er unter dem- Mikroskope einen noch reizbaren
Muskel einer galvanischen Säule aussetzte, beobachtete er, dass
die Zusammenziehung auf eine zweifache Weise geschah. Die
stärkste Zusammenziehung war das Hervorbringen von Zickzackkrümmungen
in der ganzen secundären Faser; war aber die galvanische
Wirkung geringer, so bemerkte er eine Verkürzung
der ganzen secundären Faser ohne Zickzackbiegung. In diesem
Falle bietet die Oberfläche der secundären Faser (Bündelchen),
anstatt glatt zu seyn, in ihrem ganzen Umfange Querrunzeln
(rides) dar, welche man sonst auch in den im Zickzack gebogenen
Fasern und ganz unabhängig von dieser letztem Krümmung
bemerkt. Es ist demnach augenscheinlich, sagt Lauth, dass diese
mindere Verkürzung, der Contraction der Primitivfasern zuzuschreiben
ist,; welche Contraction nach Lauth durch die Annäherung
der Kügelchen, die sie bilden, erhalten wird. Bei der
Untersuchung der primitiven Muskelbündelchen der Insecten habe
ich eine Art von Querlinien beobachtet, welche wohl von den
dicht hinter einander folgenden Querlinien unterschieden werden
müssen. Man sieht die Querlinien, welche ich hier meine, am
deutlichsten an primitiven Muskelbündelchen von Insecten, die
in Weingeist gelegen haben, öfter aber auch Stellenweise an
frisch untersuchten Muskelbündelchen der Insecten. Diese (secundären)
Querlinien sind sehr viel weiter von einander entfernt
als die primitiven Querlinien, aber ihre Distanz ist regelmässig,
und das Bündelchen sieht an den in Weingeist äufbewahrten
Muskeln oft wie ganz gleichförmig gegliedert aUsj'much brechen
die primitiven Bündelchen leicht an den secundären Querlinien
bei Muskeln, die in Weingeist aufbewahrt worden, ab* Die