pers und den daraus gebildeten Begriffen und ihren Verhältnissen
-gieht es keine Vorstellungen. Ein Beispiel von Vorstellungen
der ersten Art ist die Vorstellung eines blauen Fleckes,
eines bestimmten Tons, einer bestimmten Melodie, eines bestimmten
Gemäldes, eines bestimmten Baums. Vorstellungen der zweiten
Art sind die der Farbe im Allgemeinen, des Schalls; des Geschmacks,
Geruchs im Allgemeinen, der Tugend, Kraft, u. s. w.
Man kann daher sinnliche Vorstellungen und Begriffsvorstellungen
unterscheiden. Es giebt endlich wieder Vorstellungen, die aus
beiden zusammengesetzt sind. Ich kann mir einen Menschen in
einem gewissen geistigen Zustande vorstellen.
1. Einfache Vorstellungen sinnlicher Gegenstände.
Wie verhält sich die Vorstellung zur Sinnesempfindung, die
Vorstellung des Blauen zur Empfindung des Blauen, die Vorstellung
einer Melodie zum Hören einer Melodie?' Es ist bekannt,
dass von allen Sinneseindrücken eine Nachempfindung zurückbleibt,
die oft viel länger dauert, als der Reiz gewirkt bat; ist die von
der Empfindung entstehende und hernach durch die. Erinnerung
wiederkehrende Vorstellung, vielleicht selbst ein Rest der Sinnesempfindung,
verblasst und geschwächt, so dass die Vorstellung
des Blauen von der Empfindung des Blauen nur durch die Intensität
verschieden ist? Allein wir können die lebhafteste Vorstellung
einer Farbe sehr gut “von der, letzten Spur einer wirklichen
Empfindung unterscheiden, wir können uns, indem wir auf
eine gelbe Fläche sehen, eine blaue vorstellen, und es scheint
hiernach, als wenn das Vorstellen vom Empfinden einer sinnlichen
Qualität noch etwas durchaus Verschiedenes ist. Zur letztem gehört
die Energie eines Sinnesorganes, z. B. der Schmerz, zur erstem
gehört sie nicht. Die Vorstellung verhält sich daher zur
Empfindung vielmehr wie ein Zeichen für eine Sache, aber wie
ein Zeichen, welches nur für eine bestimmte Sache eintritt, und
dessen Art daher von der Empfindung abhängig ist.
Für diese Ansicht spricht noch mehr die Möglichkeit von
Vorstellungen, die in keinem Falle verblasste Sinneseinpfindungen
seyn können, indem sie nur das Allgemeine mehrerer Sinnesempfindungen
enthalten, wie die Vorstellung der Farbe im Allgemeinen
oder der Empfindung im Allgemeinen - Es lässt sich darauf
nicht erwiedern, dass es gar keine solche allgemeine. Sinnesvorstellungen
gebe, und dass immer eine bestimmte Farbe, etwas
bestimmtes, vorgestellt werde. Denn wir wissen die Vorstellung
der Farbe überhaupt beim- Urtheilen und Denken von der Vorstellung
einer bestimmten Farbe zu unterscheiden, und ohne
diese Unterscheidung wäre keine Vergleichung der Begriffe mit
dem in einem Begriff Enthaltenen möglich.
Die Vorstellung des Sinnlichen ist also von der Sinnesempfindung
der Qualität nach geschieden, sie | ist ein bloss' Gewusstes,
die Sinnesempfindung ein in der Energie des Sinnes Empfundenes
-und Gewusstes, das erste ein Zeichen für das letzte. Dass Vorstellungen
in den Sinnesorganen Zeichnungen hervorbringen können
ist allerdings richtig, diess ist aber eine zusammengesetzte
Erscheinung. Die Vorstellung und die Empfindung verhalten
sich ohngefähr zu einander, wie ein Wort für eine Sache, eine
Melodie in Noten für die Melodie selbst.
Dass der Gegenstand beim Wiederempfinden an seiner aufbewahrten
Vorstellung wiedererkannt und damit identisch genommen
wird, setzt nicht sowohl die Gleichheit oder Aehnlichkeit
der Vorstellung des Gegenstandes mit der Empfindung des Gegenstandes
voraus, als vielmehr, dass jede Empfindung immer
auch- eine bestimmte Vorstellung hervorruft, und dieselbe Empfindung
immer dieselbe Vorstellung erzeugt. Wird nun die Empfindung
-nicht, wohl aber die Vorstellüng aufbewahrt, so wird
bei der erneuerten Empfindung auch wieder die Vorstellung in
derselben Weise 'wiederentstehen, und mit der bei der frühem
Empfindung entstandenen Vorstellung, wegen der völligen Gleichheit
beider Vorstellungen, für identisch genommen werden müssen.
So rufen auch Schriftzeichen Vorstellungen auf, ohne dass
die Schriftzeichen dem Inhalt der Vorstellungen wirklich ähnlich
sind.
Die Vorstellung räumlicher Gegenstände muss nicht noth-
wendig im Raume ausgedehnt zu seyn. Vielmehr kann sich die
Vorstellung zum sinnlichen Gegenstand, wie der Ausdruck einer
Figur in einer algebraischèn Gleichung zur Figur selbst oder wie
die unendlich kleinen Differentialen zu. den Integralen in der
Analysis verhalten. Bei der Ungewissheit, ob im Opticus oder
im Gehirn das sichtbare empfunden wird (siehe oben p. 351.),
lässt sich jedoch auch die Ansicht aufstellen, dass die Vorstellungen
sinnlicher Gegenstände jedesmal auch in den Sinnesorganen,
durch welche die .Eindrücke stattgefunden haben, stattfinden,
und also in räumlichen Verhältnissen wiederkehren.
Diese Ansicht ist von H enle in einer Abhandlung über das Gedächtnis*
in den Sinnen (Wochenschrift fü r die gesarmate Heilkunde
1838, 18.) aufgestellt und ausgeführt, und es sind hierbei
vorzüglich die Gedächtnissbilder benutzt worden, welche
nach einer langen Beschäftigung mit einem sinnlichen Gegenstand,
verschieden von den Nachempfindungen, und lange nach
der Empfindung plötzlich mit der Schärfe des Sichtbax'en vor
das Auge zu treten scheinen. Der Anatom, der an einem
Tage lange dieselben Configurationen zergliederte und dem Auge
einprägte, sieht nach taglanger Ruhe und anderweitiger Beschäftigung
zuweilen plötzlich die Configuration der Canälehen, der
mikroskopischen Gebilde mit scharfen Umrissen, wenn gleich ohne
eigenes Licht und ohne eigene Farbe vor sich. Davon wird später
ausführlicher bei den Phantasmen gehandelt. Es scheint, dass
die Empfindung sinnlicher Eindrücke sich von der Vorstellung
derselben ohne die qualitative Energie der Empfindung dadurch
unterscheidet, dass bei einer bewussten Empfindung eigene Zustände
der. Nerven, z. B. der Netzhauttheilchen, zugleich Eindrücke
auf die Seele machen und dadurch die Vorstellung durch
etwas modificiren, welches beim einfachen Vorstelleu nicht vorhanden
ist.
Wird die Vorstellung v>on einem sinnlichen Gegenstände oft
mit der Vorstellung von einem gewissen, auch noch so unadue