lieisst unter den reisenden Eingeborenen ■— Lagerplatz „Küka
meiruä”. Es ist dies ein offener Platz, von mehreren gigantischen
Affenbrodbäumen umgeben; mehrere Züge einheimischer
Händler — „fatäki” — waren schon gelagert, und
soeben kam eine Koppel von einigen 30 Kameelen an, wovon
die meisten unbeladen waren; sie sollten nach Kanö geführt
werden, um dort verkauft zu werden. Ein herrlicher, dichtbelaubter
Tamarindenbaum bildete ein natürliches undurchdringliches
Dach über einer lebhaften Marktscene, wo eine
Anzahl Frauen, wohl 50 bis 60, alle Arten von LebensbeJ
dürfnissen und Delikatessen des Landes feilboten. Sie waren
die Bewohnerinnen des benachbarten Dorfes, das in einiger
Entfernung nach Südosten lag.
Die Gegend, so besucht sie ist oder eben desshalb, weil
es ein wohlbekannter Rast- und Verkehrsort an der Grenze
verschiedener Gebiete ist, steht im übelsten Rufe wegen
Räuber und Diebe; wir schlugen unser Zelt ganz nahe
neben den übrigen hier gelagerten Wanderern auf und ich
gebrauchte die Vorsicht, während des Abends und der Nacht
wiederholt meine Feuerwaffen spielen zu lassen.
Ich habe schon vielfach Gelegenheit gehabt, auf den Witz
der Haussaua in ihren Namengehungen hinzuweisen. Sie
sind darin unerschöpflich, und schön und bildsam wie ihre
Sprache ist, die an Wohlklang dem Italiänisehen kaum nachsteht,
sind ihre Namen ein unerschöpfliches Magazin von lebendiger
Anschauung und Bezeichnung. Dieser Ort heisst
„Küka meiruä” „der Affenbrodbaum mit dem Wasser”, aber
das Wasser war nicht von gewöhnlicher Art und Gottes freie
Gabe, sondern nur für Geld zu haben, und zwar nach den
Verhältnissen des Landes für recht schweres Geld. Wirklich
gingen mir, arm wie ich damals war, wohl ärmer als irgend
Einer der grösseren neben mir gelagerten eingeborenen Handelsleute,
die 40 KurdI, die ich für den für meine Gesellschaft
nöthigen Wasservorrath zahlen musste, schwer ab.
Ein benachbartes Dorf heisst „Küka meifurä”, und auch dort
möchte sich mancher Reisende verrechnen, wenn er billige
Füra zu finden hoffte.
[Mittwoch, 12ten März.\ Unser Lager war vom ersten
Dämmern des Tages an in voller Rührigkeit und gab starke
Beweise von der Industrie der Eingeborenen; denn schon zu
so früher Stunde boten Frauen warme Puddings den Reisenden
als Frühstück an. Einige der hier Gelagerten brachen
zeitig auf und zwei Ueläd Slimän, die Besitzer der vorhin
erwähnten Kameele, waren unverständig genug, auch ihren
Marsch zu beginnen, ehe volles Tageslicht eingetreten war.
Wir ■ selbst warteten, bis alle Gegenstände wohl zu unterscheiden
waren, und betraten dann unseren Weg in entgegengesetzter
Richtung. Er ging durch dichtes Unterholz und
wir hatten kaum eine kurze Strecke zurückgelegt, als uns
ein Mann mit der aufregenden Nachricht nachgeeilt kam,
dass die beiden Araber plötzlich von einer Bande Tuareg
überfallen worden seien; sie hätten den Alteren der beiden,
der Widerstand zu leisten versucht, verwundet und alle Ka-'
meele bis auf drei fortgeführt. Ich drückte gegen meinen Reiter
mein Erstaunen darüber aus, dass derartige Dinge im Gebiete
des Herrn von Kanö Vorkommen könnten, und drang in ihn, in
den benachbarten Dörfern einige Leute zu sammeln, um das
geraubte Eigenthum wieder zu erlangen, da das so leicht
war. Er aber war ganz gleichgültig gegen solche Vorfälle,
lächelte selbstgefällig und, seinen Strohhut etwas auf die
Seite ziehend, trieb er sein Pferd zur Eile an.
Kleine, zum Gau Säkara gehörige Dörfer lagen auf beiden
Seiten unseres Pfades; augenblicklich erfreuten sich die Bewohner
leidlicher Sicherheit und Zufriedenheit, im folgenden
Jahre wurden sie in einen Abgrund von Elend gestürzt.
Boehäri machte an einem Markttage einen plötzlichen Überfall
und führte nicht weniger als 1000 Personen auf einmal
davon. Ich hatte hier ein Beispiel der höchst ungünstigen