Natron geht hier stets aus einer Hand in die andere über,
und es bleibt sonach ein bedeutender Gewinn davon in der
Stadt zurück. Die Waare ist sehr billig, aber ihre Quantität
beträchtlich; sie gibt einer grossen Anzahl Hände Beschäftigung,
wie ich bei meinem ferneren Vordringen wiederholt
zu beschreiben volle Gelegenheit haben werde. Ich kann die
Menge des auf diesem Wege alljährlich über Kanö speditir-
ten Natrons sicherlich nicht auf weniger als 20,000 Lasten
anschlagen, das heisst Lasten von Packochsen, Saumpferden
und Eseln. Wenn diese den Markt von Kanö passiren, geben
sie allein als Durchgangszoll nicht weniger als 10 Millionen
Kurdi, 500 Kurdi die Last. Eine gewisse Quantität
des Natrons bleibt allerdings hier, aber dieselbe ist gering.
Ich will hier auch des Salzhandels erwähnen. Das Salz
gehört ganz zur Einfuhr, da fast alles in der Provinz verzehrt
wird; von den früher angegebenen, den Airi, mit
welchem ich Katsena erreichte, bildenden 3000 Kameel-
ladungen dieser Waare können wir ein Drittheil als für
die Provinz Kanö erforderlich annehmen. Dadurch wird
jährlich eine Summe von 50 — 80 Millionen Kurdi vom
Lande gezogen; es darf aber nicht übersehn werden, dass
diese Summe von den Verkäufern des Salzes zum Einkauf
von Erzeugnissen des Landes selbst, nämlich von Baumwollenzeugen
und Ivom, verwendet wird. Es ist also eine
absolute Ausgleichung, ein Austausch von gegenseitigen Bedürfnissen.
In Bezug auf Elfenbein will ich nur bemerken, dass es
augenblicklich keinen sehr wichtigen Zweig des Handels von
Kano bildet, imd ich glaube kftum, dass jährlich mehr als
100 Kantär den Platz passiren. Der Preis des Kantärs
schwankt gewöhnlich zwischen 30 und 40 Dollars, steigt
aber oft noch über die letztere Summe hinaus. Ich habe
jedoch selbst gesehn, wie ein Mann, weil er den Preis einen
Monat voraus bezahlte, den Kantlir für 25 Dollars oder
2500 Kurdi kaufte. —
loh gehe nun dazu über, wenige Worte über die Einfuhr
Europäischer Waaren zu sagen. Diese wird jetzt noch vorzugsweise
auf der nördlichen Strasse betrieben, während die
natürliche Strasse auf dem grossen östlichen Arme des sogenannten
Niger im Laufe der Zeit, der Natur der Dinge nach,
geöffnet werden muss — und, wie es augenblicklich, wo ich
diese Zeilen wieder durchsehe, den Anschein hat, in nicht
gar ferner Zukunft.
Aber ich muss hier einen Punkt von grösser Bedeutung
für die Engländer besprechen, bedeutend ebensowohl für ihre
Nationalehre als ihre Handelsthätigkeit. Die endliche Eröffnung
des unteren Laufes des Kuära ist eine der ruhmvollsten
Errungenschaften Englischer Entdeckung gewesen, erkauft mit
dem Leben so vieler unternehmender und trefflicher Männer.
Aber es möchte fast scheinen, als wenn die Engländer geeigneter
wären, eine grosse That einmal zu vollbringen, als die
Folgen derselben beharrlich zu entwickeln. Nachdem es ihnen
endlich gelungen, diesen edlen Strom der Kenntniss der Europäer
zu eröffnen, haben sie sich durch den Verlust von ein Paar
Menschenleben abschrecken lassen, und anstatt selbst diese
Entdeckung zu ihrem eigenen Besten und zu dem der Menschlichkeit
auszubeuten, haben sie es zugelassen, dass diese Hochstrasse
des Handels in die Hände der Süd-Amerikanischen Sklavenhändler
gefallen ist, die einen regelmässigen jährlichen Sklavenhandel
mit den Landschaften des Binnenlandes eröffnet haben,
eben auf dem ibneu mit Englischem Gelde und Blute er-
öffneten Wege, ohne dass die Engländer auch nur die leiseste
Ahnung gehabt zu haben scheinen, dass solches der Fall war.
So hat denn Amerikanische Waare, in grösser Menge auf den
Markt von Nüpe gebracht, angefangen, Mittel-Sudan zu überschwemmen,
zum grossen Nachtheil des Handels der Araber
und zu ihrem ungeheueren Arger, da sie überzeugt sind,