. Sobald wir, gemach ansteigend,' den südöstlichen Fuss der
Kuppe erreicht hatten,- gewannen wir eine Aussicht über die
mánnichfache und reiche Landschaft vor uns, eine üppige
Masse von Pflanzenwuchs, hie und da von wohlhäbig aussehenden
kleinen Weilern unterbrochen und in der Ferne
von einer anderen Kuppe überragt, in ihrem ganzen Charakter
derjenigen auf unserer Seite ähnlich, aber zu grösserer
Länge ausgedehnt. Der Pfad durchschnitt jetzt ein
kleines trockenes Strombett und wand' sich dann zwischen
losen Granitblöcken hin, die in wilder Unordnung umherlagen,
überall, wo der Boden eine kleine Fläche darbot, von
reichen Saaten des hier einheimischen Kornes unterbrochen.
So erreichten wir den ersten Weiler dieser höchst malerischen
Stätte, welcher eine der hauptsächlichsten' Ortschaften
der Démssa ist oder vielmehr zwei gesonderte Dörfer umfasst,
Démssa-Póha und Démssa-Me-ssu.
Je wilder und eigenthümlicher der ganze Charakter des
Landes war, um so tiefer war der Eindruck, den die Ordnung
und Nettigkeit auf uns machte, die überall in der Dorfschaft
sich kund gab. Der Pfad, auf dem wir entlang zogen,
kurz zuvor zwischen den Felsblöcken kaum zu erkennen,
erweiterte sich hier zu ansehnlicher Breite und verrieth durch
seinen grasfreien Boden ununterbrochenen Verkehr, während
die sorgfältige Umzäunung' der Gehöfte zu beiden Seiten,
grosse .wohlgebaute Hütten, von reichen Saatfeldern umgeben,
die Industrie der Einwohner bezeugte und malerische
Baumgruppen das Ganze belebten.
Das reiche, interessante Landschaftsbild liess mich alle Ermüdung
und Kränklichkeit vergessen und ich war es wohl
zufrieden, dass wir das ganze Dorf durchschneiden mussten,
um die Wohnung — „lamorde ” ■— des Amtmannes — „lä-
mido” _ zu erreichen, .die ganz am nördlichen Ende lag, in
geringer Entfernung von dem südlichen Fusse der grossen,
breiten Granitkuppe. Der Herr war jedoch abwesend, da
er einen Kriegszug gegen die Füri unternommen hatte, einen
unabhängigen heidnischen Stamm in der Nachbarschaft. Wir
hatten daher einige Zeit zu warten, bis seine Diener uns
eine Wohnung anwiesen, worauf wir in das südliche Viertel
des Dorfes zurückkehren mussten. So wurde es Uhr
Nachmittags, ehe ich zur Ruhe kam.
Trotz der geistigen Erregung war doch die körperliche
Beschwerde etwas zu stark gewesen und mein fieberhafter
Zustand hatte den höchsten Grad erreicht, als ich mich endlich
in dem kühlen Schatten einer vortrefflichen kleinen Hütte
ausstrecken konnte. Mein Geleitsmann Ibrahrma, der meine
Erschöpfung wahrnahm, setzte sich hier an die Seite meines
Lagers, und um meine hinsinkende Geisteskraft wieder aufzurichten,
erzählte er mir, da er wohl wusste, mit welcher
Leidenschaft ich in die Gegenden nach Süden vorzudringen
suchte, von jenem hochberühmten Heereszug, den seine Landsleute,
die Fulbe Adamaua’s , vor einigen Jahren nach dem
fernen Süden unternommen hatten.
Leider war diese überaus merkwürdige Kriegsunternehmung
von Büban-djidda ausgegangen und keiner meiner
Freunde hatte daran Theil genommen, so dass, was ich
davon in Erfahrung bringen konnte, nur ganz allgemeiner
Natur war, aber um so mehr meine Neugierde reizte. Glücklich
der Reisende, dem es vergönnt sein -tfird, jenes Land
zu erreichen und dort in Ruhe seine Forschungen anzustellen
! Nicht allein der obere Lauf des Benue, sondern ein grösser
Theil der Äquatorialgegenden wird sich ihm erschliessen.
Der mächtige Büba hatte alle seine Streitkräfte von fern
und nah gesammelt und brach von seinem Heerlager am Fusse
des Vogelfelsens — „bossere Tscholle” — mit zahlreicher
Reiterei und grossen Schaaren Bogenschützen nach Süden auf*).
*) Ich gebe im Anhänge den genauen Bericht einer anderen Expedition
Büba’s, die aber eine mehr südwestliche Richtung hatte.