ges in meiner sauberen Strohbütte einer ungestörten bi achtruhe.
Mit frischen Kräften brach ich nun am nächsten Morgen auf,
um dem Vezier meine Aufwartung zu machen. Ich nahm einige
Kleinigkeiten mit mir, um sie ihm von meiner Seite zum Geschenk
zu machen; das Anziehendste war eine sehr schöne seidene
Kopfschnur von ansehnlicher Stärke, die ich in Tripoli
eigentlich für den Häuptling der Ueläd Slimän hatte anfertigen
lassen, da diese solchen Schmuck sehr hochschätzen, und eine
rothe Ledertasche mit Schloss, die ich zu meinem eigenen Gebrauch
aus Deutschland uiitgebraclit. Gänzlich ohne Mittel, wie
ich war, und ungewiss, ob Ihrer Britischen Majestät Regierung
mieli bevollmächtigen würde, den Zweck- unseres Unternehmens
zu verfolgen, gab ich mir kein grosses Ansehn, sondern
erklärte dem Vezier einfach nur, dass ich, obwohl der Leiter
unseres Unternehmens nicht so glücklich gewesen wäre, mit
eigenem Munde ihn und den Scheich der freundschaftlichen
Gesinnung und der lebendigen Theilnahme zu versichern,
welche die Britische Regierung an ihnen und ihrem Lande
nähme, dennoch hoffe, dass selbst in dieser Beziehung
die Absicht der Regierung nicht gänzlich vereitelt werden
würde, obwohl wir gegenwärtig, da unsere Mittel so erschöpft
seien, selbst zur Ausführung der -wissenschaftlichen Zwecke
durchaus von ihrer Freundlichkeit abhängig wären. Dieselbe
Zurückhaltung beobachtete ich auch bei meiner Zusammenkunft
mit dem Beherrscher des Landes selbst, die am Freitag
früh stattfand. Auch bei dieser Gelegenheit legte ich
nur wenig Nachdruck auf den politischen Zweck unserer Sendung,
nämlich Sicherheit des Handels für Englische Kaufleute
zu erlangen, da ich es für gerathener hielt, dies der Zeit zu
überlassen. Es wäre in der That lächerlich gewesen, ohne
die geringsten Mittel, wie ich gegenwärtig war, von so grossartigen
Plänen sprechen zu-wollen. Auf der anderen Seite erging
ich mich in Auseinandersetzung über die Freundschaft, welche
zwischen seinem Vater und den Engländern bestanden, und
stellte ihm und dem Vezier vor, dass wir im Vertrauen auf
diese freundliche Gesinnung ohne Rückhalt zu ihnen gekommen
wären, um einige Zeit unter ihnen zu leben und unter
ihrem Schutze und mit ihrer Hilfe einen Einblick in diesen,
unseren Augen so fremdartig erscheinenden Theil der Welt
zu gewinnen. Unsere Unterhaltung war ohne die geringste
Zurückhaltung und ganz ungezwungen, da ausser dem Vezier
und dem Scheich selbst Niemand zugegen war.
Ich fand in dem Herrscher von Bornu, 'Omar, dem ältesten
Sohn Mohammed’s el Känemi, einen höchst einfachen,
wohlwollenden und selbst aufgeweckten Mann; er war damals
36 Jahre alt. Seine Züge sind regelmässig und- angenehm,
nur etwas zu rund, um vollen Ausdruck zu haben; auffallend
aber war mir seine schwarze Hautfarbe, denn er hat ein so
glänzendes Schwarz, wie man selten in Börnu gewahrt. Es
unterliegt wohl keinem Zweifel, dass er dies von seiner Mutter,
die eine Bagirmi’sche Prinzessin ist, geerbt h a t; dieselbe
lebt noch und hat als Magera ansehnlichen Landbesitz, aber
nicht, wie die Mägera im alten Bomu-Reiche, viel wirklichen
Einfluss. Scheich'Omar war höchst einfach in eine feine Tobe
von ziemlich heller Farbe gekleidet und trug einen Bemus
nachlässig um die Schulter geschlungen; um sein Haupt war
ein dunkelrother Shawl mit vieler Sorgfalt gewunden. Sein
Gesicht war ganz unbedeckt, ein Umstand, der meine Verwunderung
erregte, da es sein Vater in der Weise der Mo-
lathemün zu verdecken pflegte. Er sass oder lag vielmehr
in ■ nachlässiger Stellung auf einem mit einem Teppich bedeckten
Divan im Hintergründe einer hohen, luftigen, wohlgeglätteten
und geschmückten Halle.
Meine Geschenke waren sehr unbedeutend; das einzig
Werthvolle von allen Sachen war eine kleine, niedliche Ausgabe
des Kuran, die ich auf meiner früheren Reise in Egypten
für 5 Pfund Sterling gekauft und zu meinem eigenen