XII. Kapitel.
weder Arabisch, noch Haussa, noch Kanöri verstanden, während
ich selbst durchaus ein Anfänger in ihrer eigenen
Sprache war, blieb unsere Unterhaltung sehr trocken und auf
Wiederholung von Komplimenten beschränkt: — „djämwäli”
— „wäli djäm” — „djäm wäli” — „tötschonimeri” — „ssedde,
ssedde”.
In allen Wohnungen der Eingeborenen hatte ich beobachtet,
dass eine grosse Art Fische auf den Dächern der Hütten
getrocknet wurde, und war nicht wenig darüber erstaunt, dass
es Fische von solcher Grösse in diesem Gaue gäbe, wo ich
kein Wasser von irgend einer Bedeutung bemerkt hatte. Ich
benutzte daher die erste Gelegenheit, nachzuforschen, von
welcher Gegend die Fische kämen, und als ich hörte, dass
ein ansehnliches Wasser oder See in nicht grösser Entfernung
sich befinde, theilte ich sogleich meinem Billama den
bestimmten Entschluss mit, den See zu besuchen. Wir machten
uns also am Nachmittag dahin auf.
Wir wandten uns zuerst hinter dem östlichen Quartier von
Issege herum und durchschnitten einen Boden, der mit reichem
Grasteppiche bekleidet, aber so voll von Löchern und
Rissen war, dass die Pferde die grösste Schwierigkeit hatten,
selbst in langsamem Schritte sie zu passiren. So erreichten
wir nach etwa halbstündigem Ritt ein hübsches Wasser
von ansehnlicher Tiefe, das von West nach Ost sich ausdehnte
und von Fischen wimmelte. Wirklich begegneten uns
auf unserem ganzen Weg fortwährend Eingeborene, die mit
ihren Netzen und ihrem Fang vom Fischen heimkehrten. Der
Fisch ist, wenn ausgewachsen, etwa 20 Zoll lang und schien
mir von derselben Gattung wie der vom. Tsäd. Die Ufer
des kleinen See’s, ausgenommen das westliche, wo wir standen,
waren mit hohem Rohr so dicht umgürtet, dass ich mir
in der kurzen Zeit keine vollständige Vorstellung von seinem
wahren Charakter bilden konnte; es scheint jedoch ein Loch
zu sein, das von dem Flüsschen, welches ich in seinem
oberen Laufe am folgenden Tage verfolgen sollte, gespeist
wird. Das Flüsschen fliesst entschieden in nicht grösser Entfernung
östlich an diesem Becken vorüber, aber die wirkliche
Ausdehnung des letzteren konnte ich nicht übersehn;
die Breite von Nord nach Süd ist ganz gering. Auffallend
ist jedoch, dass dieser kleine See nach den Angaben der Anwohner
zu allen Zeiten Wasser hat, was mit dem Flüsschen
nicht der Fall zu sein scheint; natürlicherweise aber muss
auch der See in der trockenen Jahreszeit seichter sein.
Das Bett eines kleinen gelegentlichen Regenstromes, das
gegenwärtig nur einige Pfützen stehenden Wassers enthielt,
mündet in das Seebecken an seinem südwestlichen Winkel,
und an dessen Ufer bemerkte ich zu meiner grossen Genugtu
u n g eine gewaltige, etwa 15 Fuss hohe, schön abgerundete
Granitmasse, wie man sie hier und da im Sudan vereinzelt
aufspringen sieht. Da dies unglücklicherweise die
einzige Erhebung in der ganzen Ebene war, erkletterte ich
dieselbe. Ungeachtet ihrer geringen Höhe gewährte sie mir
eine schöne Übersicht der Oberflächenverhältnisse der Ebene
selbst, abgesehen vom Wasserbecken, das zu nahe und vom
Rohr versteckt war; aber bei weitem interessanter war das
Panorama der Berge, das sich mir hier entfaltete. Unendlich
lieber wäre es mir allerdings gewesen, wenn ich anstatt
meines höchst mittelmässigen Femrohres, das zu unserer
offiziellen Ausstattung gehörte, ein besseres besessen
hätte.
Der ganze Gebirgszug, welcher die westliche Grenze des
kleinen Wändala-Ländchens („Chachündala”) bildet, lag vor
mir da, in einer Entfernung von, wie es schien, etwa 20 Meilen,
mit seinen Kuppen und seinen Pässen, während hinter
ihm nach Süden Berge von mabnichfaltigerer Form und grösserer
Erhebung • sichtbar wurden.
Hier war es, wo ich die erste Ansicht vom Berg Mendefi
oder Mendif gewann, der, seitdem er von Major Denham