blossstellen sollten. Wir sammelten uns also einen Augenblick
und machten Front; die kräftigsten und mutkigsten
der Speerleute scliaarten sich um mich und baten mich, mein
Ziel gut zu nehmen, wenn sie mir die Hauptleute der Gegner
zeigen würden. Da aber die Eingeborenen, welche höchst
wahrscheinlich zum Stamme der diese Strasse stets gefährdenden
Basa gehörten, sahen, dass wir wohl vorbereitet
waren, sie zu empfangen, wagten sie es nicht, ihren Hinterhalt
zu verlassen. Wir verfolgten noch eine Weile den
Pfad, hielten es jedoch dann für klüger, von ihm abzugehn,
und schlugen uns westlich in das dichteste Dickicht des Waldes,
wo die Kameele mit ihrem Gepäck einige Schwierigkeit
hatten durchzudringen, besonders da der Boden überall von
tiefen Bissen zerspalten und zerklüftet war.
Nachdem wir uns auf diese Weise etwa 2 Stunden vorwärtsgearbeitet
und uns davon überzeugt hatten, dass wir nicht
verfolgt würden, kehrten wir wieder auf den Pfad zurück,
verliessen ihn jedoch noch einmal um Mittag, einen anderen
Waldpfad einschlagend, und erreichten so Lahaula, das Dorf
unglücklichen Andenkens, von der Westseite. Diesmal aber
wurden wir hier gut aufgenommen, nicht allein vom alten
Aischa, sondern selbst von seinem wilden und leidenschaftlichen
Sohne, welcher uns das erste Mal so feindlich gegenübergetreten
war, jetzt aber mit mir sehr befreundet wurde.
Nachdem ich ihm ein Messer zum Geschenk gemacht hatte,
brachte er mir ein Gegengeschenk von drei Hühnern, während
sein Vater für meine Leute den gewöhnlichen
Hirsenbrei schickte. So konnte ich mich denn diesmal
ganz behaglich und ohne weitere Besorgniss in . der
kleinen sauberen Hütte am heiligen Gottespfahle ein-
quartieren. DasHandeisen— „danisko”— meinesMar-
ghi-Freundes war so regelmässig, dass ich es zeichnete.
[Sonntag, 1 3 Juli^\ Als wir Lahaula am Morgen verliessen,
zogen wir wiederum das Dickicht des Waldes dem
betretenen Pfade vor; nachdem wir jedoch so Köfa umgangen
hatten, weil Billama es nicht für gut hielt, dasselbe zu berühren,
kehrten wir auf unseren alten wohlbekannten Pfad zurück,
der sich so überaus malerisch am Saume des Flusses
von I'ssege und mit den westlichen Berghöhen von Chachündala
oder Mändara parallel hinzieht, und erreichten auf diese Weise
I'ssege ohne Unfall zeitig am Vormittag. Auch hier war meine
Aufnahme sehr verschieden von derjenigen, die ich auf meiner
Hinreise nach Adamaua erfahren hatte; denn mit der
äussersten Liehe und Freundlichkeit ward ich im Hause
einer wohlhabenden Familie am nördlichen Ende des Dorfes
aufgenommen und in einer netten kleinen Hütte einquartiert,
deren Wände sowohl wie das Dach aus Rohrwerk bestanden,
aber einen dünnen Thonüberzug hatten. Diese Hütte,
welche im Durchmesser kaum 7 Fuss mass, enthielt zwei
Lagerstätten, die eine, über den Boden erhaben, zur Rechten,
die andere, aber auf ebener Erde, zur Linken der Thüröffnung.
Das Geräth der kleinen Wohnung bestand in drei
Speeren, einem gewöhnlichen Schild und einem ganz besonderen
grossen Schild, welcher aus einem dicken Flechtwerk
von Rohr besteht und von den Marghi „tschäggo”, von den
Kanöri „kutufäni” genannt wird; er ist gross genug, um
zwei oder drei Personen zu beschützen. Ausserdem hingen ein
Korb und ein Netz vom Inneren des Daches herab. Die
Hütte war das Gemach des jüngsten Sohnes der Familie,
eines sehr schönen, hochgewachsenen und schlanken jungen
Mannes mit einem höchst einnehmenden und freundlichen Gesichtsausdruck.
Sein Anzug war ausserordentlich spärlich, aber doch in seiner
Weise keineswegs einfach, sondern überaus, gekünstelt;
seine eigentliche Kleidung bestand in seinem kleinen, um die
Hüften gegürteten ledernen Schurz — „funö” *) — ; dann
*) Es ist unendlich, bezeichnend, dass dieser Stamm, während er für allen