Zweifel hege, dass jene grosse und prächtige Art Antilope,
welche den Namen Addax führt und die einem grossen
Hirsch sehr ähnlich sieht, gelegentlich hier gefunden wird.
Ein schöner offener Platz mit reicher Weide und Hürden
unterbrach das Dickicht etwa eine Meile weit; dann hatten
wir uns abermals durch ein engverflochtenes Walddickicht
hindurchzuzwängen; als wir aber aus demselben wieder an’s
Licht traten, wurden wir angenehm davon überrascht, zu unserer
Linken ein schönes seeartiges Wasserbecken zu erblicken,
wahrend in geringer Entfernung davon noch ein anderer
grösserer See hervortrat, der, sich von Norden heranziehend,
nach Osten hinwand. Seine Oberfläche wurde durch den Wind
eben leicht gefurcht und die kleinen Wogen brachen sich
anmuthig am Ufer. An seiner Ostseite liegen die Ruinen der
berühmten Stadt Ghämbarü, welche, obwohl nicht die offizielle
Hauptstadt der Könige von Bömu, trotzdem ihr Lieblingssitz
und ihre Privatresidenz während der Blüthezeit des
Reiches war. Diese seeartigen Becken, obwohl natürlicherweise
mit dem Komädugu in Verbindung stehend und durch
denselben gespeist, sind demungeachtet künstliche Becken,
durch Menschenhand erweitert; sie scheinen eine beträchtliche
Tiefe zu haben, denn sonst würden sie wohl schwerlich in
der jetzigen Jahreszeit einen so herrlichen Wasserspiegel
haben bilden können.
Gegenwärtig ist dieser herrliche Gan, einst die schönste
Landschaft und der Garten Bornu’s, der von dem geräuschvollen
Treiben und dem regen Leben von Hunderten von Städten
und Dörfern widerhallte, zu einer undurchdringlichen Wild-
niss, dem Bereiche des Elephanten und Löwen, geworden, wo
nur wenige zerstreute armselige Weiler, welche täglich den
Einfällen der raubzüglerischen Tuareg ausgesetzt sind, ein
kümmerliches Dasein fristen. Dieser Zustand des schönsten
Theiles des Landes ist in der That eine Schande für den
jetzigen Herrscher, der nichts zu thun hätte, als einige hundert
seiner faulen, am Marke des Landes zehrenden Sklaven
herzuverpflanzen und sie in einem befestigten Orte anzusiedeln.
Bald würden sich dann die Eingeborenen rund umher
sammeln und das schöne, fruchtbare Land am Komädugu aus
einem undurchdringlichen Dickicht in eine reiche Ackerbaulandschaft
verwandeln, wo ausser Korn eine ungeheuere Menge
von Baumwolle, Indigo und Zucker erzeugt werden könnte.
Die Stadt Ghämbarü wurde von dem fanatisch begeisterten
Heere der Djemäa oder politischen und religiösen Erhebung
der Fulbe oder Felläta genommen und zerstört, und zwar in
demselben Jahre, wo Ghasr-Eggomo oder Birni in ihre Hände
fiel, nämlich im Jahre 1214 der Hedjra oder 1819 unsere;
Zeitrechnung; seitdem ist der Ort nie wieder bewohnt worden,
so dass die Ruinen dicht überwachsen, ja vom Waldgehüsch
in ein fast undurchdringliches Dickicht eingehüllt sind. Ich
konnte mich, obwohl ich nicht Müsse genug hatte, die ganze
Ausdehnung der Ruinenstätte aufmerksam zu durchforschen,
nicht enthalten, abzusteigen, und betrachtete mit grossem
Interesse ein ziemlich gut erhaltenes Gebäude, das an der
Südost-Ecke der Mauer steht und unverkennbar einen Theil
einer Moschee bildet. Ich wusste aus dem Berichte der letzten
Expedition, dass hier die Reste eines Gebäudes aus gebrannten
Ziegelsteinen ständen, aber da ich seihst in Kanö und
Kätsena nichts dergleichen gesehn, erwartete ich nicht, dass
es so gute Arbeit sein könne. Natürlicherweise sind die Backsteine
nicht so regelmässig, als die in Europa üblichen, aber
sie schienen in jeder anderen Beziehung ganz ebenso gut
zu sein. Für den Reisenden ist es in der That eine recht
traurige Betrachtung, wenn er die solide Bauart, wie sie in
früherer Zeit wenigstens von den Herrschern des Landes gepflegt
wurde, mit dem schwachen, hinfälligen Machwerk der
Jetztzeit vergleicht. Dieselbe rückgängige Bewegung macht
sich aber auch hei der Betrachtung der Geschichte des Landes,
welche wir weiterhin unseren Lesern vorlegen werden,