IY. KAPITEL.
Meine Aufnahme in Yola. Kurzer Aufenthalt. Ich werde zurückgeschickt.
So hatte ich endlich nach einer, im Ganzen genommen,
höchst glücklichen und erfolgreichen Reise die Hauptstadt
von Adamaua erreicht. Jetzt hing aher Alles von der Art
und Weise ab, wie ich an diesem Orte aufgenommen werden
würde; denn obgleich es mir an und für sich wohl hinreichende
Genugthuung hätte gehen können, glücklich so
weit vorgedrungen zu sein, indem ich den oberen Lauf jenes
Flusses, über dessen Identität mit dem Tschadda wenig Zweifel
vorhanden sein konnte, nicht allein entdeckt, sondern
auch überschritten hatte, so nährte ich doch die Hoffnung,
dass es mir möglich sein würde, weiter südwärts vorzudringen
und wenigstens einen Theil des Flussbeckens zu untersuchen.
Ich hatte so viel über die reiche Natur jener Gegenden
gehört, dass es mein innigster Wunsch war, etwas
mehr davon zu sehn. .
Es war ein ungünstiger Umstand, dass wir an einem Freitag
und gerade während der heissen Tageszeit ankamen.
Die Strassen waren fast verödet und Niemand kam uns entgegen,
um uns durch ein freundliches Willkommen ein Gefühl
des Wohlbehagens und Zutrauens einzuflössen. So zogen
wir schweigend durch die uns wie ausgestorben vorkommende
Stadt dahin.
Yöla ist ein grösser offener Platz, ohne irgend eine Abschliessung
nach aussen. Mit wenigen Ausnahmen besteht er
ganz aus runden Hütten mit Lehmwänden und Strohdächern,
welche meist vereinzelt den Mittelpunkt eines geräumigen
Hofplatzes bilden, der zur Regenzeit in ein kleines Kornfeld
umgewandelt wird. Nur die Wohnung des Statthalters und
seiner Brüder besteht ganz aus Lehm, obgleich auch hier
neben den viereckigen flachgedachten Hallen und Magazinen,
wie das stets der Fall ist, die gewöhnliche Art von Hütten
sich findet. Wie sich im Einzelnen hei dem Bau der meisten
Hütten eine gewisse Nachlässigkeit offenbart, so entbehrt
auch das ganze Bild der Stadt jenes herrlichen Baumschmuckes,
der .so vielen anderen Städten dieser Landschaften
ungeachtet ihrer einförmigen niedrigen- Bauweise einen
so malerischen Anblick verleiht. Weder Dattelpalmen, noch
Gonda’s erheben hier ihr stolzes, anmuthiges Haupt über die
niedrigen Linien der Wohnungen empor*); das Einzige, was
hie und da in den Gehöften zu sehn war, bestand in einem
kleinen, unansehnlichen Gornus-Baum, der eher dazu beitrug,
den ungemüthlichen Charakter des Ganzen zu erhöhen, als
das Bild zu beleben. Die ansehnlich breiten Strassen oder
vielmehr Wege waren dicht mit Gras bewachsen und etwa in
der Mitte der Stadt zog sich ein grösser offener Weideplatz
bis zum sumpfigen Rande des ausgetretenen Benue hinab.
Nach einem Marsche von etwa 1£ Meilen, längs der Hauptstrasse
hinziehend, erreichten wir endlich das Haus des La-
mido. Es Hegt auf der Westseite eines kleinen offenen Platzes,
der auf der Ostseite von der Moschee oder vielmehr Bethalle
(dem „djudirde-maunde”) begrenzt wird, und ist weiter nichts,
als ein länglicher, von niedrigen Lehmwänden eingeschlosse-
ner und mit einem flachen Rohrdach, das sich ein wenig
nach einer Seite hinabneigt, bedeckter Raum. Auf der Nordseite
stand ein noch unansehnlicheres Gebäude, ohne jedoch
*) Es könnte aber doch, der Fall sein, dass einige Gehöfte näher am Sumpfarme
des Flusses mit reicherem Baumwuchs geschmückt wären.