den ganzen Nachmittag in rabenschwarzem Kleide über unseren
Häuptern geschwebt hatte, mit tropischer Gewalt losbrach
und, ohne von seiner Heftigkeit im Geringsten nachzulassen,
bis Mitternacht anhielt. — ■
Thier und Mensch waren in Folge des angestrengten Marsches
so erschöpft, dass wir den folgenden Tag hier blieben.
Nachdem ich mich durch ruhigen nächtlichen Schlaf
einigermassen gestärkt hatte, fühlte ich Kraft genug, einen
kleinen Spaziergang auf die nächsten Felder zu machen.
Welch’ einen Unterschied fand ich da vor zwischen dem
Zustande, in dem ich die Saaten in Adamaua verlassen, und
dem,, wie ich sie hier trafl Der Leser wird sich wohl
erinnern, dass gerade an dem Tage, an welchem ich diesen
Ort verliess, in Folge des in der Nacht gefallenen heftigen
Regens die Felder hier besäet wurden. Nun war während
meiner Abwesenheit der Regen sehr sparsam gewesen und
die Saat stand kaum 20 Zoll über dem Boden. Alles
war noch weit zurück, Baum und Busch; die ganze Landschaft
hatte den Charakter eines eben im ersten Frühlingskeime
aus langem Winterschlafe erwachenden Landes. Das
Dorf selbst ist so klein und armselig, dass der Aufenthalt
hier wenig Annehmlichkeit haben konnte und ich war sehr
zufrieden, von Billama, der stets gefällig war, am Nachmittage
einige Nachrichten über die Umgegend einzusammeln,
die ich hier in einer Note einfugen will, obgleich sie nicht
so klar sind, wie man wohl wünschen möchte*).
*) Etwa 8 Meilen südwestlich von Yeriraarl ist ein Ort Namens Bäla, der
ursprünglich den Margh! gehörte, gegenwärtig aber von .Kanöri-Volk bewohnt
ist. In geringer Entfernung, nach Osten, ist die Stadt Uso, derjenigen Abtheilung
der Gdm-erghü gehörig, deren Haupt seinen Sitz in Dogimba hat;
in der Entfernung von 2 kurzen Tagemärschen, nach ONO., liegt die Stadt Gada,
die Residenz dos grösseren Häuptlings. Etwa 15 Meilen ein wenig nordöstlich
befindet sich Urka oder Wurka; von hier einen kloinen Tagemarsch südöstlich ist
Alaba, die östlichste Stadt der Gdm-erghü, deren Gebiet sich jedoch in dieser
Richtung bis zum Berge Dx-ssa erstreckt. In der unmittelbaren Nähe von A'labft
[Mittwoch, 16tm Juli.] Wir verliessen endlich diesen
kleinen, jämmerlichen Ort, setzten unseren Marsch fort und
erreichten am Abend, mit einem Halt während der heissen
Tageszeit, Udje Kassü-kulä. Der Anblick des Landes gewährte
ein unzweideutiges Zeugniss von unserem Vorrücken
nach Norden. Selbst das Gras war hier kaum 1 oder 2 Zoll
hoch aufgeschossen, während die Saat, wo sie am besten
stand, erst 10 — 12 Zoll hoch war; andere Felder aber waren
noch mit der einförmigen „tunfafia” (Asclepias gigantea)
bewachsen, — ein sicherer Beweis, dass sie noch gar nicht in
Angriff genommen waren. Die Baumwollenstauden dagegen
trugen um so mehr zur Belebung der Landschaft bei und
zeigten eine ansehnliche Ausdehnung dieses Kulturzweiges.
Obgleich der Marsch nicht übertrieben lang gewesen war,
erreichte ich doch den Ort in einem Zustande der äussersten
Erschöpfung und war genöthigt, hier 3 Tage liegen zu bleiben,
um irgend zu Kräften zu kommen. Dabei genoss ich fast
nichts, mit Ausnahme von etwas saurer Milch, nahm Quinin
und legte mir eine Spanische Fliege auf die Brust. Der Amtmann
des Ortes, Namens Kaschelia ’Ali Alaö, bewifthete
meine Gesellschaft mit viel Gastfreundschaftlichkeit und zeigte
aufrichtiges Mitleid mit meinem geschwächten Zustande. Zu
meiner grossen Freude hörte ich von ihm, dass sich Dr. Overweg
wirklich im Boote, das wir mitgebracht, auf dem Tsäd
liegt die kleine Stadt Ssegägiu. Östlich vom Dl-ssa ist der Borg Kirya, östlich
von diesem der Berg U'la oder Wüla und einen Tagemarsch jenseits des
letzteren der weithin sichtbare Berg Delddebä. Etwa 10 Meilen nördlich vom
Delddobä ist der wohlbekannte Berg Knrtiuä, an dessen nördlichem Russe der
grosse umwallte Ort desselben Namens liegt, die frühere Hauptstadt von Wän-
dala oder Chaolidndala, welche, wie wir gesehn haben, schon vom Geschieht-
schroiber des Börnu-Königs Edrlss Alaöma erwähnt wurde. Nördlich von Ka-
rÄuä und etwa G Moilen südlich von Dolhe, dem auf meiner Mdssgu-Expedition
beschriebenen Orte, ist Adjömmadja oder, wie es von Anderen genannt
wird, Hiidjama (vielleicht Hildjamaka), von eingeborenen Arabern — Schüa —
bewohnt, die alles Land bis Diköa inne haben.