nach dem grossen Dorfe Kaüa. Einer der Reiter aus Binder
belehrte mich indessen, dass es noch einige andere Häfen
hier umher gäbe, Namens Kelä kemägenbe (Elephantenkopf),
Dalaüa, Kabaia und Ngibia.
Unser Weg vom Sumpfufer der Lache nach Kaüa führte
uns in westsüdwestlicher Richtung über Baumwollen- und
Bohnenfelder; nicht ein einziges Kornfeld war zu sehn, und
Korn, das heisst das einheimische Korn oder Hirse, scheint
hier gar nicht angepflanzt zu werden. So erreichten wir Kaüa
in einer Stunde, indem wir am Wege zur Linken einen kleinen
Sumpf Hessen, der in anderer Jahreszeit mit der Lache
in direkter Verbindung steht. Kaüa ist ein grosses, betriebsames
Dorf, welches einen gewissen poHtischen Vorrang vor
den übrigen umherliegenden Dorfschaften zu haben scheint,
und diese Stellung in engerer Verbindung mit den Bömu-
Behörden, da es Sitz eines Beamten ist, mag der Grund sein,
warum die Bewohner in steter Feindschaft mit den unabhängigen
Inselbewohnern leben, während die anderen Dörfer
einen gewissen friedlichen Verkehr mit ihnen unterhalten.
Das Interessanteste für mich im Orte waren die prachtvollen^
Bäume, welche ihn schmückten. Die Sykomore im Hause
einer Schwester Fügo 'Ali’s, welche unserer Gesellschaft zur
Mittagsrast angewiesen wurde, war wirklich ein Baum dieser
Art in seiner reichsten und schönsten Entfaltung und gewährte
einen prächtigen Ruheplatz, wo wir uns ganz ungestört
von Neugierigen laben konnten. Denn um die Früchte,
die bei den Eingeborenen sehr behebt sind, für die Eigen-
thümerin zu wahren, war der Platz mit einer besonderen Umzäunung
von Mattenwerk umgeben. Aber auch leibliche Pflege
Seite dor Insel entlang fuhr, sind üboraus unklar, undeutlich und kurz. Jedenfalls
bin ich überzeugt, dass Dr. Petermann diese Insel viel zu weit östlich
verlegt hat, — aber ich habe seine Konstruktion für’s Erste beibohalten, bis
ich mehr Müsse habe , Dr. Overweg’s fast ganz verwischtes Memorandum der.
¡Rückfahrt von Belürigo genauer au entziffern.
fehlte nicht ganz. Als erster Labetrunk erschien leichter
„bolö-bolö”, d. i. auf schwach zerstossene Hirse aufgegossenes
Wasser; ein solcher Trunk steht in jedem guten Haushalt in
Bürnu fast den ganzen Tag über bereit, kann aber allerdings
nicht im Entferntesten mit der schmackhaften „fura” der
Asbenaua verghehen werden. Dann nach längerer Weile
kam ein stärkeres Gericht, nändich am Speere gebratenes
Fleisch und saure Milch.
So gestärkt setzten wir am Nachmittag unseren Marsch
nach der Hauptstadt fort und kamen in der Stadt in dem
Augenblick an, als der Vezier zu Pferde stieg, um sich zum
Scheich zu begeben. Wir galoppirten auf ihn zu und be-
grüssten ihn in der landesthümlichen Weise mit erhobener
Waffe, worauf er mir seinen Beifall lebhaft zu erkennen gab,
während meine Begleiter ihm erzählten, dass wir im See
2 Tage lang umhergeschwommen wären, und dass ich die
ganzen Buchten niedergeschrieben hätte. Der ganze Reitertrupp,
welcher aus acht Mann bestand, begleitete mich
dann nach meinem Hause, wo ich sie alle nach Kräften be-
wirtliete.
Ich war eben zur rechten Zeit von meinem Ausflug zurückgekommen;
denn am folgenden Tage schlug die Iiafla, die
sich nach Fesän in Bewegung setzte, ihre Zelte ausserhalb
der Stadt auf, und ich musste zwei meiner Leute mit derselben
abschicken. Einer derselben war der Zimmermann Ibrahim,
der schmucke junge Hierosolymitaner, von .dem ich oben gesprochen;
er hatte sich ganz nutzlos zur Arbeit gezeigt, und
ich war demnach recht froh, ihn los zu werden. Der Andere
war Mohammed el Gatröni, mein treuer Diener, seit ich Mnr-
suk verlassen, den ich nur höchst ungern ontliess. Er hatte
einen sehr geringen Gehalt, und ich versprach ihm daher, ihm
in Zukunft monatlich 4 Spanische Dollar zu geben und ihn beritten
zu machen, aber es war Alles vergeblich. Er hatte den
dringenden Wunsch, seine Frau und Kinder wiederzusehn, ver