daners wie ein Gräuel erscheint und dem Europäer, wenn
er ihr nicht entsagte, unter Fanatikern leicht das Leben
kosten könnte, — ich meine die Gewohnheit, ein kleineres
Bedürfhiss im Stehn zu verrichten. Er war in den. südlichen
Provinzen von Baghirmi und Wädal weit umhergekommen
und gab mir die ersten Nachrichten über jene interessante
Berggruppe um Kenga Mataia, die für den Geologen manche
interessante Ausbeute verspricht.
Namentlich aber muss ich hei meinen Beziehungen zum
Vezier el Hadj Beschir ben Ahmed Tiräb verweilen; denn
von seiner wohlwollenden Gesinnung hing der ganze Erfolg
unserer Sendung ab, da er den Scheich gänzlich be-
herrschte. Dabei konnte er selbst, als ein 'geselliger Mann,
leichter beherrscht werden, während der Letztere, wortkarger
und weniger gescheidt, jedem direkten Einflüsse sich mehr
entzog. Ich sage daher zuerst Einiges- über seinen Charakter.
Mohammed el Beschir erfreute sich als Sohn des nach
dem Scheich im Lande einflussreichsten Mannes aller der
Vortheile, welche eine solche Stellung in Bezug auf die Ausbildung
des Geistes gewährt. Da er ein gewandter und aufgeweckter
Mann war, machte er eine Wallfahrt nach Mekka,
im Jahre 1843, wo er dann Gelegenheit, hatte, den Arabern
an der Küste zu zeigen, dass die Bewohner des Inneren
des Kontinents etwas besser als Thiere seien, und dagegen
seinerseits etwas von einem Zustand höherer Civilisation,
als sie sich ihm in seinem eigenen Lande gezeigt, zu sehn.
So kehrte er mit neuen Anschauungen, mit erweitertem
Gesichtskreise über die Verhältnisse der Welt und mit vermehrter
Begierde nach allem Fremden und Wunderbaren
nach seinem Heimathlande zurück. Und hier wurde ihm auch
bald Gelegenheit, seine Talente zu zeigen; denn sein Vater
kam, wie wir gesehn, in jener unglücklichen Schlacht bei
Küssuri um’s Lehen, die kurz vor seiner Rückkehr sich ereignete.
Damals bedurfte Scheich 'Omar, ein Flüchtling in
seinem eigenen Lande, mehr als je eines treuen Rathgebers,
einem mächtigen siegreichen Heere gegenüber, das sich, in
der grössten Stadt seines Königreichs festgesetzt hatte, sowie
Angesichts der Partei der alten Dynastie, welche sich zu
gleicher Zeit gegen ihn erhob und ihm nicht nur seine besten
Streitkräfte, womit er den Feind hätte bekämpfen können,
entzog, sondern sogar sein Leben bedrohte, endlich gegen
seinen Bruder, der als heftiger Nebenbuhler an der Spitze
einer zahlreichen Armee ihn im Rücken nicht, weniger bedrohte,
als beschützte. Scheich'Omar war glücklich; die
Heerschaar von Wadai musste sich zurückziehen und ihren
langen, schwierigen Rückmarsch beim Eintritt der Regenzeit
beginnen, nachdem sie ihren Zweck nur unvollkommen erreicht
hatte und einen schwachen neueingesetzten Fürsten seinem
eigenen Schicksale überliess. Die Parteigänger der alten
Dynastie wurden gänzlich erdrückt, der letzte Prinz der Familie
erschlagen, die Residenz des Sultans geschleift und
selbst die Erinnerung an die alte Zeit verwischt. Scheich
'Omar hatte es jetzt nur noch mit seinem Bruder 'Abd e’ Rah-
män zu thun. Dieser nun, obwohl ein guter Soldat, war ein
Mann von wildem Charakter, der in jüngeren Jahren alle
Art von Ungerechtigkeit und Gewaltthätigkeit verübt und selbst
junge Bräute ihren rechtmässigen Gebietern gewaltsam entführt
hatte — er war überdies ein Mann von nicht viel Verstand.
Da er nur wenige Monate jünger, war als Scheich
'Omar seihst, so glaubte er sich fast ebenso berechtigt, als
sein Bruder, und war er einmal zu einer hohen Stellung in
der Regierung zugelassen, so durfte man mit Recht fürchten,
dass' er die erste Gelegenheit benutzen werde, um seine Macht
zu missbrauchen.
Scheich'Omar konnte daher kaum anders handeln, als sein
Vertrauen lieber dem gescheidten Sohne seines früheren Ministers,
seines treuen Waffengefährten und Rathgebers, zuzuwenden,
als seinem leidenschaftlichen, wilden Bruder, der