gehn wünschten, uns gegen Jedermann vertheidigen würde,
der es wagen sollte, unsere Freiheit zu beschränken. Sie
wollten demungeachtet nicht gehn, und es war höchst
schwierig, sie los zu werden, , bis ich Jedem von ihnen ein
Geschenk von 2 Mithkälen machte, worauf sie ziemlieh mürrisch
ihre Pferde bestiegen und sich mit meinem Briefe
entfernten.
Der alte energische, geradsinnige, aber geizige Häuptling
verliess uns am Nachmittag und ritt nach Kalgo, dem oben
erwähnten Dorfe, das in geringer Entfernung von hier liegt.
[Freitag, Januar.] Wir mussten noch einen Tag
liegen bleiben, um, wie mir gesagt wurde, Hadj 'Abdüa’s
Salzkarawane herankommen und sich mit uns vereinigen zu
lassen. Da ich unseres Lagers müde war, ging ich nochmals
nach der Stadt, um den Tag nützlich und angenehm zu verwenden.
Indem ich meine eigenen Leute zurückliess, machte
ich mich nur mit einigen Freunden aus unserer Karawane
auf den Weg.
Bei Overweg’s Quartier angekommen, war ich nicht wenig
erstaunt, Färredji noch immer hier zu finden. Er wandte
alle Künste seiner barbarischen Beredtsamkeit an, um meinen
Reisegefährten zu überreden, dass, wenn; ich nicht
nach Sinder gehn wollte, wenigstens er kommen möge, er
würde dann durch alle die schönen Sachen, welche dort zu
unserem Empfange bereit seien, reichlich belohnt werden.
Der arme Bursche war ziemlich betroffen, als ich kam, und
ging mürrisch seines Weges. Ich ging dann mit Overweg zu
El Wächschi, der eben mit jener überaus langweiligen und
zeitraubenden, mit allen Handelsgeschäften in diesen Ländern
verbundenen Arbeit, nämlich mit Muschelzählen, beschäftigt
war. Denn in allen diesen Binnenlandschaften sind die
als Geld kursirenden Muscheln — Cypraea moneta — nicht,
wie an der Westküste, in Reihen von je 100 zusammengebunden,
sondern müssen einzeln gezählt werden; denn
Wenn auch die grossen Herren sie in Mattensäcken zu je
20,000 zusammenpacken lassen, nimmt doch kein Privatmann
diese Summen ungezählt an. Die allgemein gebräuchliche
Weise hierbei ist, je 5 und 5 zusammen zu zählen, was sie mit
grösser Geschicklichkeit thun, und dann je nach der Grösse
der Summe Haufen von 200 oder vielmehr 1 0 -Zwanzigern
— „hauya göma’W - oder von 1000 zu bilden. Nachdem unser
Freund endlich mit Hülfe von 5 oder 6 Genossen das wahrhaft
heroische Werk vollbracht, 500,000 Muscheln in dieser Weise
zu zählen, ging er mit uns zu dem kranken Sultan Masaüadji.
(Es ist für einen Reisenden ganz passend, diese grossen
Titel kleiner Häuptlinge zu gebrauchen, da sie im Lande von
uralten Zeiten her eingeführt sind, obgleich Europäische Regierungen
natürlicher Weise solche nicht anerkennen.) Der
arme Mann, der in einer kleinen Hütte, die halb aus Lehm,
halb aus Rohr gebaut war, wohnte, litt ungemein an der Dysenterie
und hatte ein geisterhaftes Aussehn. Herr Overweg
war so glücklich, ihn mit Hülfe einer Tasse sehr starken Thee’s
und einer guten Dosis Pfeffermünze in starken Schweiss zu
bringen, und ich glaube, er kurirte ihn in der Folge.
Hiernach gingen wir nach dem Hause Amänkei’s, jenes-
nützlichen Burschen, der im Tagebuche Herrn Richardson’s,
sowie in meinem eigenen so oft Erwähnung gefunden. Er
war ein hier sesshafter „Büsu” oder Tuareg-Mischling und
hatte viele Verwandte hier, welche alle in seiner Nähe wohnten.
Sein Haus war von der oben beschriebenen gewöhnlichen
Art, aber das Innere des Hofraums war den profanen Augen
des Fremden gänzlich entzogen. Glücklicherweise hatte ich
einige Kleinigkeiten, wie Spiegel, Englische Stopfnadeln und
einige Messer, bei mir, so dass ich allen seinen Verwandten
und Angehörigen kleine Geschenke machen konnte; er dagegen
bewirthete uns mit einem Trunk der beliebten „füra”.
Ich habe schon mehrmals Gelegenheit gehabt, dieses Getränkes
Erwähnung zu thun. Die Kel-owl würzen es ganz vor