ich vom Gharb (Marokko) sprach, unterbrach er mich, indem
er behauptete, dass er als Tauäter die Beziehungen der beiden
Länder besser als ich kenne; er gab dann vor, dass die
Engländer mit dem Herrscher von Marokko nicht auf gutem
Fusse ständen und nicht einmal Fass besuchen dürften. Ich
entgegnete ihm hierauf, dass wohl nicht leicht ein deutlicherer
Beweis der Freundschaft zwischen den Engländern und
Müla Abd e’ Rahmän angeführt werden könne, als das Geschenk
von vier prächtigen Rossen, welches der Letztgenannte
vor Kurzem der Königin von England gemacht habe.
Nun entschuldigte sich Bel-Rhet auf Grund der langen Abwesenheit
von seiner Heimath, dass er von den gegenwärtigen
Verhältnissen nichts wisse, aber er wäre dessen ganz gewiss,
dass es zur Zeit Müla IssmSil’s so gewesen sei, wie er
behauptete; hierauf entgegnete ich ihm, dass, während die
Länder des Isslam, Marokko eingeschlossen, seit der Zeit nur
gesunken wären, die Christen und insbesondere die Engländer
ungeheuere Fortschritte gemacht hätten. "Wir reichten
uns dann die Hand und ich überliess den ingrimmigen Mo-
slim seinen eigenen Betrachtungen.
Nach diesem siegreichen Wortkampfe verfolgten ich und
El Wächschi unseren vorgenommenen Spaziergang und
lachten nicht wenig über die Verlegenheit, in welche mein
Freund (El Wächschi) beinahe gerathen war, indem er in
unserem Wortwechsel mit Bel-Rhet bei der Unzufriedenheit mit
des Sultans Intriguen gegen mich dessen Ehrentitel „Sultt-än
ben e’ Sultt-än” in den Titel „Sehitt-än ben e’ Schitt-än” („Satan,
Sohn des Satans”) verändert hatte; Ar;; eine solche Redefreiheit
würde allerdings selbst auf dem Festlande, von Europa
bei den Fürsten sehr wenig Anklang finden.
Unter solcher Unterhaltung erreichten wir das Haus eines
Ghadämsi, bei dem wir mehrere Arabische und einheimische
Kaufleute trafen; unter ihnen befand sich ein Eingeborener
von Ghadämes, der denselben Namen führte, welchen ich mir
Aussöhnung mit Bel-RhEt. 65
auf diesen Reisen zu natürlicherem Umgang mit den Eingeborenen
beigelegt hatte, — Abd el Kerim. Dieser mein Namensgenosse
hatte Abdallah (Clapperton) auf dessen zweiter
Reise von Kanö nach Sökoto begleitet und war mit allen
Verhältnissen desselben wohlbekannt. Auch er gehörte zu den
Arabern, die argwöhnten oder vielmehr zu argwöhnen Vorgaben,
dass Clapperton von Bello vergiftet worden sei, — eine
absurde Anklage, auf die ich im weiteren Verlaufe meiner
Erzählung zurückkommen werde — und die mich daher auf
alle Weise davon abzuhalten suchten, je an einen Besuch
Soköto’s zu denken. Ihre Absicht dabei war klar; denn
diese Araber fürchten nichts so sehr, als eine Eröffnung des
Kuära für regelmässigen Handelsverkehr. Er war nicht
wenig erstaunt, zu hören, dass Rischar (Richard Lander),
welchen er für einen jüngeren Bruder Clapperton’s gehalten
hatte, nach seinem grossen Umwege über Danröro und nach
seiner gewaltsamen Zurückführung von seinem Marsche auf
Fanda nicht allein die Küste glücklich erreicht habe, sondern
auch später noch zweimal wieder nach jenen Gegenden
zurückgekehrt sei, ehe er als Opfer seines Unternehmungsgeistes
gefallen.
Ich kehrte darauf mit meinem alten Ghadämsi-Freunde
nach meiner Wohnung zurück, wo auch bald darauf Bel-Rhet
eintraf und nochmals um Verzeihung bat, mich „käfer” genannt
zu haben. Ich war natürlich über diese Reue hoch
erfreut, und es that mir innig leid, dass er mit, meinem
unbesonnenen Diener Mohammed in Streit gerieth. Letzterer
hatte sich in Agades abscheulich gegen mich benommen
und benahm sich jetzt, da er sah, dass ich bei den Eingeborenen
an Achtung gewonnen hatte, ebenso hässlich gegen
diesen alten Mann, welcher —- wenn man die unabhängige
Stellung, in der Bel-Rhet zu mir stand, in Betracht zieht —
bei weitem nicht so unartig gegen mich gewesen war, als
Mohammed selbst zu Zeiten, wo er sah, dass ich wegen der
Barth’g Reisen. II, q