nigwasser zu senden, während kein Mitglied der Karawane
ausser mir den geringsten Beweis von Gastfreundschaftlichkeit
erhielt, und ich machte mir’s ziemlich behaglich. Jedoch
hielten wir es auf jeden Fall für gut, ein scharfes Auge auf
unsere Feuerwaffen zu haben. Wirklich wurden wir in der
Nacht durch einen gewaltigen Lärm aufgeweckt, der durch
das Schreckensgeschrei eines Mannes hervorgerufen wurde;
aber auf Nachforschen fanden wir, dass, anstatt im Begriff,
hingemordet zu werden, wie wir uns vorstellten, der unglückliche
Schläfer von einer Hyäne aufgeschreckt war, die
eins seiner Beine gepackt hatte. Ibrahima aber benachrich-
■ tigte uns am folgenden Morgen, dass eine starke Partei unter
den Einwohnern die Absicht gehabt hätte, sich während
der Nacht auf unsere Truppe zu stürzen und uns zu plündern,
und dass nur die ernsten Vorstellungen 'Aschi’s sie von
ihrem Vorhaben zurückgehalten habe. 'Aschi habe ihnen nämlich
vorgestellt, wie unverständig es wäre, durch ein solches
Verfahren die gleichzeitige Rache ihrer beiden übermächtigen
Nachbarn, des Scheich von Bornu im Norden und des Statthalters
von Adamaua im Süden, auf sich zu ziehen. Überhaupt
war dies nächtliche Lager keineswegs ein sehr ruhiges,
und als ein Gewitter in einiger Entfernung losbrach, kroch
ich in die verbotene Hütte, aber Donner und Blitz war Alles,
was wir davon hatten. Alle Hütten hier sind mit leichten
Gestellen — „diggel” — aus Baumästen versehen, über welche
man eine grobe Rohrmatte ausbreitet.
Das Dorf, scheint keineswegs gross zu sein und enthält
sicherlich nicht mehr als höchstens 500 einzelne Hütten;
aber die Lage ist vortheilhaft, indem sie die Einwohner in
den Stand, setzt, in Zeit eines Augenblicks auf die natürliche
Felsenburg, die ihre Köpfe überragt, sich zurückzuziehen; dieser
Felsrücken ist wohl 400 — 500 Fuss hoch. Die Bewohner
besitzen kaum so viel, als eine Kuh, scheinen aber eine grosse
Menge von vegetabilischer Butter zu bereiten; wenigstens
lagen in den Gehöften grosse Haufen der kastanienartigen
Kerne der Bassia P a rlä i umher. Ausserdem besitzen sie eine
gute Menge vortrefflichen Honigs, an dem die Gegend reich ist,
und haben Korn genug, um den beliebten „Mmbil”, eine Art
dicken Bieres, ■ gleich dem oben beschriebenen, zu bereiten.
[Dienstag, 10‘<™ Juni.] Wir verliessen unser Quartier zu
früher Stunde und traten aus der amphitheatralischen Bucht,
in der das Dorf liegt, durch dieselbe Öffnung hinaus, durch
welche wir es betreten hatten. Dann machten wir eine
Weile Halt, damit sich die ganze Reisegesellschaft dicht zusammenreihen
möge; denn wir hatten jetzt den gefährlichsten
Tagemarsch vor unss wo Nachzügler von lauernden
Feinden gemeiniglich erschlagen oder in Sklaverei geschleppt
werden...
. Unsere ganze Truppe war nicht sehr zahlreich; sie bestand
aus 5 Reitern und etwa 25 bewaffneten Männern zu Fuss mit
3 Kameelen, 6 Lastöchsen und 3 Eseln. Unsere Stärke beruhte
allein in meinen 4 Flinten und 4 Paar Pistolen.
Es war ein sehr schöner Morgen und nach dem Gewitter
von verflossener Nacht war das ganze Land voll von Frische
und Leben. Dabei war die Landschaft von mannichfaltigem
Charakter; bald bestand der Boden aus nacktem Granit mit
grossen Quarzblöcken, dann war er wiederum bedeckt mit
schwarzem Pflanzenboden und hie und da mit Eisenstein.
Überall war er zerrissen von unzähligen kleinen Wasserläufen,
die von dem Felszug zur Rechten herabflossen und die
Feuchtigkeit der ganzen Gegend dem kleinen Flüsschen zuführten,
das in einiger Entfernung östlich von unserem Pfade
sich hinwand. Auf allen Seiten starrten Blöcke und kleine
Felszüge empor, Alles bewachsen mit Wald von mehr oder
weniger Dichtigkeit und von der mannichfaltigsten Belaubung.
Durch solche Gegend führte uns ein kleiner Pfad etwa 2£
Meilen; da erreichten wir das verlassene L a g e r - ’„ngaü-
fate” — Bü-Bakr’s, eines Bruders Mohammed Loel’s, des Statt