muss ich aus dem Aussehen der Bewohner und Bewohnerinnen
beider Ortschaften sehliessen, dass Ssaraü ein recht gesunder
Ort ist.
Der Modibo, der recht leidlich Arabisch sprach und den
Dolmetscher ahgab, hatte viel von mir gehört und war sehr
begierig, die eigenthümlichen Instrumente zu sehn, die ihm
beschrieben worden waren, und da ich Chronometer und
Kompass stets, um meinen Leib geschlungen, bei mir trug, so
konnte ich seine Neugierde befriedigen, die bei einem so gebildeten
und für sein Land selbst gelehrten Manne weniger
eitel und interessanter als gewöhnlich war. Jedoch der
blinde Herr fühlte sich keineswegs wohl dabei, da er diese
Wunder nicht mit eigenen Augen sehn konnte, versuchte
es aber, sich durch Tasten zu entschädigen, und horchte erstaunt
auf das Picken der Uhr. Noch mehr getäuscht aber
war er in seiner Erwartung, als er meine Erklärung vernahm,
dass ich unfähig sei, ihm seine Sehkraft wiederzugeben,
dessen er mich nach Allem, was er von mir gehört,
für fähig gehalten hatte. Leider hatte ich nichts bei mir als
ein Paar Englische Scheeren, deren Güte er kaum würdigen
konnte, obgleich sein Gesellschafter sogleich ausfindig machte,
wie ungleich besser sie zum Papierschneiden seien, als Alles,
was er bisher gesehn. Der Amtmann, wenn ich ihn so
nennen darf, ist seinen Nachbarn an Macht weit überlegen
und ausser Ssaraü gehören Kurundel oder Korülu und Bingel
zu seinem Bezirk.
Als ich bei meiner Rückkehr nach Ssaraü Berebere die
kleine Thalschlucht überschritt, bemerkte ich mit grossem
Vergnügen eine Quelle lebendigen Wassers vom Boden aufsprudeln
und ein kleines Becken bilden. In mein Quartier
zurückgekehrt, war ich so glücklich, einen guten Handel mit
Gewürznelken abzuschliessen, die, wie ich jetzt fand, der
einzige hier gesuchte Artikel waren. Die Bomu-Frauen hier
bewiesen wirklich eine gewaltige Vorliebe für Nelken und
verkauften mir die „nanande léppi” — Baumwollenstreifen
für 30 Nelken und später, als ich meine Waare zurückhielt,
sogar für 25. Auch gelang es mir, mehrere Hühner
und eine für drei Pferde hinreichende Menge Korn für ein
Paar Scheeren zu bekommen, und da ausserdem mein guter
Mallem Katöri mehrere Freundinnen früheren Andenkens
im Dorfe hatte, die ihm Geschenke sandten, so hatte heute
alle Welt Speise in Fülle. Jedoch mein gemüthlicher alter
Freund war nicht zufrieden, sondern fing im Bewusstsein seiner
hohen Verdienste einen Streit mit mir darüber an, weil ich mich
weigerte, Zauberformeln für die Leute zu schreiben, obgleich
Alle zu mir als dem grössten Weisen unserer kleinen Gesellschaft
kamen ; denn hätte ich mich auf so etwas eingelassen,
so hätten wir allerdings in noch grösserem Überfluss schwel-
gen können.
Am Abend, während draussen ein Sturm brauste, theilte
mir Billama eine Liste. der bedeutendsten Personen in der
Hauptstadt mit, der wir nun ganz nahe rückten. Zuerst Mohammed
Loel, der Sohn Mallem Adama’s, der Statthalter der
Provinz; dann seine erwachsenen Brüder, die gelegentlich
alle -als Führer g r ö s s e r Kriegsuntemehmungen auftreten, abgesehen
von mehreren anderen jüngeren Alters. Der älteste
dieser Brüder ist Bü-Bakr, gewöhnlich Mallem Bägeri genannt,
der im vergangenen Jahre die grosse Unternehmung
nach dem Norden führte; dann Aidjo, darauf Mallem Man-
ssür, den mir Billama als einen Mann von ganz besonderer Wichtigkeit
für mich darstellte, weil er der Günstling des Volkes
und gegen Bórnu freundschaftlich gesinnt sei; dann 'Omäro,
Süberu, Hämidu. Von den anderen Leuten stellte er mir
als die einflussreichsten dar : Mode Hassan, den Kädhi, Mode
'Abd Allähi, den Staatssekretär, und Ardo Ghàmmaua als
Heerführer. Als die angesehensten in Yöla angesessenen
Haussa-Leute nannte er: Keiga Hämma, Sserki-n-Göber,
Mei Konäma, Magadji-n-Hadder, Mei Hadder und Buäri