beständig „mai Ssugür” *) genannt wurde, dessen Eigenname
oder Titel jedoch „Lä” zu sein scheint.
Ein ganz neuer Blick hatte sich mir von diesem Granitblock
aus in die Central-Afrikanische Natur eröffnet, und
voll Jubel im Herzen, endlich die Region des so viel besprochenen
Mendif erreicht zu haben, und voll von Plänen
für die Zukunft, bestieg ich wieder mein Reiseross. Mein
Gefährte, der, Alles in Allem genommen, ein geselliger
und höchst freundlicher Mann war, ging mit Freuden in
meine aufgeweckte Stimmung ein, als er sah, welch ein lebendiges
Interesse ich an diesem Lande nahm, und erzählte
mir von seinen Streifzügen in diesen Berggegenden und von
*) Von Issege nach Ssugiir scheint es zwei Wege zu geben; der kürzeste
derselben beträgt 1-g Tag, wobei man die Nacht in einem Orte Namens Schdm-
belä oder Tschämbelä zubringt. Die Richtung dieses Weges ist zuerst Ost,
dann mehr Süd; der andere Weg nimmt im Allgemeinen eine Südostrichtung und
man erreicht in kürzeren Märschen zuerst Gulüg, einen auf den Vorhöhen des
Bergkammes, den ich bald zu erwähnen haben werde, gelegenen heidnischen
Ort; dann gelangt man, sich auf den Bergen hinhaltend, nach Magär und von
da nach Ssugür. Das letztere soll von Natur stark befestigt sein, indem die
Felszüge, von welchen es umgeben ist, nur vier Zugänge übrig lassen. Der
Prinz von Ssugür beherrscht alle kleinen benachbarten Häuptlinge und scheint
eine Art Priesterfürst zu sein, eine sonst in den von mir durchwanderten
Gegenden höchst ungewöhnliche Erscheinung; wenigstens soll er eine grosse
Menge von Idolen besitzen, kleine runde Steine, auf welchen die Leute Hühner
von rother, schwarzer und weisser Farbe und Schaafe mit einem rothen
Streifen auf dem Rücken opfern. Überhaupt scheint in Wandala die Steinverehrung
vorzuherrschen, und heilige Steine bekleiden die jähen Spitzen mancher
steilen Felshöhen. — Den Weg von Ssugür nach Mora, der Wirklichkeit
auch nur irgend sich annähernd, nach den Nachrichten der Eingeborenen
niederzulegen, ist sehr schwierig. Er soll zuerst einen sehr schwierigen Pass
durchschneiden, der nach einem sehr hohen und von nackten Heiden bewohnten
Berg „Lämadja” genannt wird; von hier führt er bei einem mässigen
Marsch nach Madägele (in dem Gebiete des Ardo-n-Djidda, von welchem ich
im Verlaufe meiner Erzählung zu sprechen haben werde); von da geht er
nach Dl-ssa, verbindet sich also mit der von Udje kommenden Strasse und
erreicht dann am nächsten Tage Mora. — Dies ist augenscheinlich ein grösser
Umweg, welcher aber sicherlich von dem gebirgigen oder unsicheren Zustande
des Landes bedingt wird.
der Macht Ssugür’s, vor dem er eine gewaltige Achtung zu
haben schien. Er ging dann zu den Marghi über und theilte
mir einige interessante Angaben in Bezug auf ihre Macht mit.
Er stellte sie als einen zahlreichen Stamm dar, selbst jetzt
noch, wo sie im Norden von den Kanöri, im Süden von den
Fulbe so ungemein geschwächt sind, stärker als die Manga
und fähig, 30,000 Mann bewaffneten Kriegsvolkes in’s Feld
zu stellen. Er theilte mir mit, dass dieser Stamm die eigentümliche
Sitte habe, den Tod eines jungen Mannes zu beweinen,
aber den eines alten mit Jubel und Ausgelassenheit zu
feiern. Diese Angabe fand ich später aus eigener Erfahrung
völlig bestätigt, wogegen seine Behauptung, dass die Marghi
die Todten in aufrechter Stellung bestatteten, und zwar mit
ihren Waffen, ihrem Hausgeräthe und ein wenig von der
täglichen Kost, dem ewigen Teig aus _Negerhirse, sich nicht
völlig richtig erwies. Allerdings begraben andere benachbarte
Stämme in aufrechter Stellung, aber nicht die Marghi. In
vielen Beziehungen nimmt dieser Stamm eine hervorragende
Stellung gegen seine Nachbarn in Anspruch; sie üben selbst
die Einimpfung, die in Bornu und den Nachbarländern nur
ausnahmsweise geschieht, in grösser Ausdehnung aus.
Es war höchst glücklich für uns, in unserem Lager im
Freien, dass der Himmel rein blieb. Allerdings hatten wir
keinen Überfluss an Schmauserei und unser Mahl war überaus
einfach und mässig, ja meine zahlreichen Begleiter mussten
sich mit sehr Wenigem begnügen; aber doch waren wir
zufrieden und guter Dinge, und während wir in der reinen,
schönen Abendluft auf unseren Matten ausruhten, erhob sich
ein interessanter und lebhafter Streit zwischen Bfllama, Mäl-
lem Katöri und Mohämmedu in Bezug auf das Wasser von
I ssege, woher es nämlich seinen Ursprung nähme und wohin
es abflösse. Mohämmedu, eben derjenige unter der Schaar der
Fulbe aus Adamaua, den ich oben als einen mittheilenden,
leutseligen Mann dargestellt, der aber trotz seines Verstandes