statischen Gestalt wegen zu schätzen wusste. Es war die De-
lebpahne von den Haussa-Leuten „gigina genannt, die nichts
Anderes zu sein scheint, als der so weit über Südasien verbreitete
und so tief in das Völkerleben jener Gegenden eingreifende
B o r a s s u s flabelliformis. Hier, wie gesagt, zeigte
er sich nur in 2 oder 3 wie verwahrlosten Exemplaren und
machte auf mich zuerst einen eigentümlichen Eindruck, da
ich nicht recht wusste, für was ich ihn ansehn sollte. Er
scheint hier keine Früchte zu haben. Ich werde daher diese
schöne Palme erst da beschreiben, wo sie ganz in den Charakter
der Gegend und das Lehen des Volkes eingreift, nämlich
im Lande der Müssgu. Hier ist sie ein gänzlich exo-
genes Gewächs.
Die Weise unseres Marsches war heute ungleich ernster,
als die letzten Tage; schweigsam und still unseren Weg fortsetzend,
begegneten wir um Mittag einem bedeutenden Trupp
Reisender mit einer grossen Anzahl Ochsen und Esel, von
zwei zu Pferde berittenen Männern angeführt und durch einen
starken Nachtrupp im Rücken gedeckt. Es ist dies nämlich
eine der gefährlichsten Strassen im Sudan, und jährlich werden
viele Reisegesellschaften von wegelagernden Räubern geplündert,
da Niemand für die Sicherheit dieses streitigen
Gebietes zu bürgen hat. Wir hatten hier zur Linken einen
dichten Wald, der von Schaaren der gefiederten Welt, besonders
Turteltauben, reich belebt war; dann betraten wir,
um 2 Uhr Nachmittags, eine hügelige Landschaft, die mit
einem schönen Krautteppich bekleidet war, während der grosse
„gämschi” .genannte Baum mit seinen breiten, frischen, fleischigen
Blättern des herrlichsten Grüns der bemerkenswer-
theste Gegenstand in der Pflanzenwelt war.
Diese ganze Gegend war einst der Sitz eines regen, blühenden
Lebens, das in zahlreichen Städten und Dörfern zerstreut
war, bis im Anfang dieses Jahrhunderts der Djehädi
oder Glaubenseiferer unter den Fulhe von Göber aufstand
und mit seinem fanatischen Eifer sie anfeuemd, dieselben zu
Zerstörung und zum unbarmherzigen Kriege gegen Andersgläubige
drängte. Hier machten mich meine Gefährten auf
die Fusstapfen von Elephanten aufmerksam, von denen wir in
den nördlicheren Landschaften keine Spur angetroffen. Es
Scheint also hier die Grenze der Heimath dieses Thieres zu
sein, das sich am Tsäd, viel mehr aber noch am sogenannten
Niger ungleich weiter nördlich erstreckt, bis zum 17ten Grad
N. Br. hinauf. Kurz darauf erspähte auch Gadjere ein lebendiges
Exemplar dieses Riesen der Thierwelt selbst, wie
es gemächlich durch den lichteren Wald einherschritt; für
meine Augen jedoch war die Entfernung zu gross.
Wir traten nun in den dichteren Theil des Waldes ein
und erreichten etwa halb 5 Uhr Nachmittags die Stätte der
grossen Stadt Dänkäma. Hierher hatte sich Magadjin Häd-
dedu, der König von Kätsena, nachdem seine Residenz von
den Fulbe genommen war, zurückgezogen und von hier aus
führte er einen hartnäckigen, aber erfolglosen Kampf gegen
jene blutdürstigen Feinde politischer und religiöser Unabhängigkeit.
Einmal wurden allerdings die Fulbe wieder
aus Kätsena vertrieben, aber sie kehrten bald mit frischer
Heeresmacht der aus den Waldtriften gesammelten und zu
fanatischem Glaubenseifer entflammten „berrorödji” zurück,
und der Haussa-Fürst wurde für immer aus seiner Residenz
vertrieben. Nach mehreren Schlachten wurde Dänkama, wohin
der Rest von Macht und Reichthum aus Kätsena sich
zurückgezogen, genommen, geplündert und verbrannt.
Eine einzelne kolossale Küka — Adansonia digitata — mit
ihrem massenhaften blätterlosen Astwerk die traurige, melancholische
Erinnerung des Ortes verkörpernd und gleichsam
weinend über die Verödung der Stätte menschlichen Daseins,
dessen entschiedene Freundin sie ist, ragt über das stachlige
Unterholz empor, welches, wie das gewöhnlich der Fall
ist, die ganze „kufai” Stadtstätte — dicht bedeckt Sie
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