Fürsten gäben, uns alle seine Nachbarn zu unversöhnlichen
Feinden zu machen. „Oh”, entgegnete er, „ich würde das Ge-
heimniss wohl zu bewahren wissen.” Ich war sehr froh, dass
er nicht weiter der Pistolen Erwähnung that; um mir aber
zu beweisen, dass er es wohl verstehe, schöne Sachen gut zu
bewahren, zeigte er mir das Rasirmesser und die Scheeren,
die ich ihm gegeben und für welche er sich ein Futteral
hatte machen lassen, um sie beständig an seiner linken Seite
zu tragen, — allerdings ein höchst possierliches Schwertgehänge
für einen Sultan und geeigneter für einen Barbier. Er
erklärte mir dann mit schauspielerischer Deklamation, — er
sprach das Haussa mit, ausserordentlicher Feinheit und Schärfe
— dass er mir ein Geschenk mit einem „abi-n-haua”, „einem
Ding zum Besteigen”, machen wolle, mit welchem Ausdruck
er schon deutlich bezeichnete, dass es eben kein vorzügliches
Pferd sein werde, weil ich seinem Herzenswünsche nicht nachgekommen
war. Das Thier aber, sagte er, würde vollständig
gesattelt und geschirrt sein, auch wolle er mir einen
grossen Elephantenzahn nach Kanö senden. Dies letztere
Anerbieten lehnte ich ab, indem ich ihm sagte, dass ich gegenwärtig
zwar nur wenig Mittel besässe, aber doch nicht wünschte,
zum Kaufmann zu werden. Er erinnerte mich an mein Versprechen
, wieder zu kommen, und wir trennten uns als die
besten Freunde. Ungeachtet vieler Ungerechtigkeiten aller
Art, welcher dieser kleine Fürst sich schuldig macht, besitzt
er doch einiges Ehrgefühl, und weil er sich beschämt fand,
mir so nutzloserweise so viel Unruhe gemacht zu haben,
die, wie er wohl wusste, allen seinen Brüder-Statthaltern,
ja vielleicht seinem Oberherrn, dem Emir el Mumemn, selbst
bekannt werden würde, war er bemüht, seine Ehre zu retten.
Aus demselben Grunde bat er mich dringend, Niemandem
zu sagen, dass ich ihm die Geschenke hier gemacht hätte;
er würde später das Gerede verbreiten, dass ich sie ihm von
Kanö aus zugeschickt habe.
Nachdem ich in meine Wohnung zurückgekehrt war, empfing
ich dankbar die Glückwünsche, welche mir von allen Seiten
über den erfreulichen Ausgang meiner Angelegenheit mit diesem
„inunafeki” oder „dhälem”, „ Übelthäter ”, wie er allgemein
genannt wird, dargebracht wurden. Redefreiheit und
absolute Herrschaft sind auf wunderbare Weise in diesen
Staaten Binnen-Afrika’s gemischt. Obwohl das Pferd, welches
erst am nächsten Morgen gebracht wurde, nachdem wir geraume
Zeit darauf gewartet, ein sehr unansehnliches Thier
war und der Sattel zerbrochen, obgleich ausserdem das Geschirr
gänzlich fehlte, war ich doch sehr zufrieden und pries
mich glücklich. Ehe ich aber diesen interessanten Mittelpunkt
des Lebens in diesen Gegenden, der einst so wichtig gewesen,
verlasse, will ich es versuchen, eine kurze historische Skizze
seiner Vergangenheit und einen leichten Abriss seiner gegenwärtigen
Zustände zu geben. Die Schilderung meiner
persönlichen Verhältnisse in dieser Stadt habe ich absichtlich
so ausführlich behandelt, weil sie einen Blick in die Verhältnisse
dieser Gegenden thun lässt und nachfolgenden Reisenden
von Nutzen sein kann.