■ Eilfertigkeit fort und erreichten ein wenig vor 1 Uhr Nachmittags
wohlbestellte Ackerfelder. Es waren Sklaven der Bewohner
von U'ba, die hier Ackerbau trieben und die gerade
im Schatten der Bäume von ihrer Arbeit ausruhten. Sie
waren, als Sklaven von Moslemin, alle mit einem ledernen
Schurz umgürtet. Hier fingen wir an, aufwärts zu steigen.
Eine kleine Felshöhe sprang auf unserer Rechten empor und
eine bedeutendere auf unserer Linken, während in der
Feme nach Westen verschiedene Berggruppen sichtbar wurden.
Diese Erhebungslinie bildet dem Anscheine nach die
Wasserscheide, zwischen dem Becken des Tsäd und demjenigen
des Grossen Flusses vonWest-Afrika, obgleich mir die Verbindung
oder Trennung des Gewässers der Bäsa mit oder
von dem von Mübi keineswegs ganz deutlich wurde, da ich
von der ganzen Landschaft nur diese Linie meiner Strasse
selbst in klarer Anschauung kennen lernte. Immerhin mag
diese Linie der Erhebung 2000 Fuss hoch sein; denn wir
mochten wohl 700— 800 Fuss angestiegen sein seit Udje Ma-
barn, das 1200 Fuss über dem Meere- liegt.
Nachdem wir dann der Kameele halber nicht ohne Schwierigkeit
einen rauhen, von grossen Granithlöcken eingeschlosi
senen Pass durchschnitten, fingen wir an, wieder beträchtlich
abwärts zu steigen. Hier war es, wo Mohämmedu meine Aufmerksamkeit
auf den in Fulfülde „bidjäge” genannten Baum
lenkte, der zwischen den Granitblöcken hervorschiesst. Dies
ist die Pflanze, aus welcher die Einwohner Fümbinä’s das
Gift bereiten, womit sie ihre Pfeile bestreichen; jedoch sah
ich sie nicht nahe genug, um auch nur die allgemeinste Beschreibung
davon zu liefern. Es schien, aus der Feme ge-
sehn, ein Busch von 10— 12 Fuss Höhe mit mittelgrossen,
olivenfarbigen Blättern zu sein.
Wir konnten nun allmählich die grosse Thalebene übersehn,
die bis an den Fuss der gegenüberliegenden Bergreihe sich
ausdehnte. Diese Bergkette schien von hier aus, obgleich
von mässiger Höhe, im Durchschnitt wohl 800 Fuss über
dem Thalhoden erhaben, doch ganz ununterbrochen. Hier
betraten wir wiederum behautes Land, und indem wir um
das Vorgebirge . der Felsenkette zu unserer Rechten bogen,
auf deren Gipfel wir die Hütten der heidnischen Bewohner
gewahrten, erreichten wir um 2 Uhr Nachmittags die Umfassungsmauer
von U'ba, der nördlichsten städtischen Ansiedelung
der Fulhe auf dieser Seite.
Das östliche Viertel der Stadt besteht nur aus wenigen,
über einen weiten Raum zerstreuten Hütten und hat gänzlich
den Charakter einer neuen ungemüthlichen Kolonie Algeriens.
Der Erdwall, der die Stadt umgibt, ist niedrig und
mit einer leichten Doppelumzäunung von Domengehüsch verstärkt.
Das westliche Viertel jedoch ist dichter bewohnt und
bietet einen ungleich behaglicheren Anblick dar;- jede Hüttengruppe
ist von einem kleinen Kornfeld umgehen und alle
Hütten sind in dem oben beschriebenen „bongo”- oder vielmehr
„bükka-bongo”-Style, den die Fulbe „yoäru-bokäru”
nennen, erbaut. Es war ein freundlicher Anblick, zu sehn,
wie die Mattenumzäunungen anstatt von todtem, einförmigen
Rohrwerke von jungen lebendigen Bäumen gehalten und belebt
wurden. Diese schlanken, schmucken Bäume von jetzt
meist 15 Fuss Höhe gaben mit ihren glatten Stämmen und
ihrem schönen frischen Laube *) nicht allein dem Ganzen
einen” angenehmeren Charakter, als die meisten Ortschaften
im Lande der Schwarzen haben, vor allen aber die im eigentlichen
Bornu, ij§ sondern versprachen auch in kurzer Zeit
kühlen Schatten; denn dieser schien sonst dem Platze besonders
zu fehlen.
So zogen wir an der einfachen Moschee, dem „djudirde-
*) Die Beschaffenheit dieser Bäume kann man aus dem Beispiele in der
Ansicht von Demssa (18) erkennen, wo sie ebenfalls die Einzäunung des Gehöftes
(im Vordergründe zur Rechten) bilden.