I. Kapitel.
gangen sei, so müsse er entschuldigen, dass ich gegenwärtig
nicht im Stande sei, ihm ein seiner hohen Stellung angemessenes
Geschenk zu machen, dass es jedoch mein dringender
Wunsch sei, ohne Aufenthalt nach Kanö zu gehn, um meine
Geschäfte dort zu ordnen und dann nach Bürnu vorzudringen,
wo ich und meine Gefährten neue Mittel zu finden hofften.
Dann sollte von dort aus einer von unserer Gesellschaft
zuverlässig nach Sokoto gehn, um dem Emir el Mumenin die
Aufwartung zu machen.
Der Fürst erwiderte meine Anrede mit viel scheinbarer
Freundlichkeit und sagte mir, dass ich nun unter seiner
Imäna, d. h. unter seinem Schutze, stehe und dass er keine
andere Absicht habe, als Alles, was in seinen Kräften stehe,
zu meinem Besten zu thun. Er erkundigte sich dann hei
mir nach meinen Gelahrten, obgleich er sehr wohl mit Allem
bekannt war, was sie betraf, und schien durchaus keinen
Anstoss daran zu nehmen, dass Herr Overweg nach Marädi
gegangen war. Es dürfen auch solche Verhältnisse in diesem
Lande nicht von demselben Standpunkte wie in Europa
betrachtet werden. Volk und Fürst von Marädi waren allerdings
die unversöhnlichen Feinde dieses Herrn, aber man ist
hier daran gewöhnt, Fremde vom Norden allen möglichen
Fürsten ihre Aufwartung machen zu sehn, was auch immer
deren Politik sein mag.
Während er sich nun aber gegen mich auf recht freundliche
Weise henalim und während die Geschenke von seinen
Dienern dankbar angenommen wurden, äusserte er sich
ge<ren diejenigen, welche ihm zunächst sassen, dass er ein
Thor sein würde, wenn er mich aus seinen Händen Hesse,
da der Beherrscher von Bomu den einen meiner Gefährten
und der von Marädi den anderen festhielte. Es geschah also
nicht eben mit leichtem Herzen, als ich mich wieder aus
seiner Gegenwart entfernte.
Mein Geschenk bestand aus zwei schönen rothen Mützen,
Abschied von Eleidji; Eintritt in die Stadt. 57
einem Stück gedruckten Kattuns, das ich in Mursuk für 4
Spanische Thaler gekauft, das aber hier kaum die Hälfte
werth war, da dessen Muster keineswegs dem Sudangeschmack
entsprach, ferner aus einem Englischen Rasirmesser und Schee-
ren, einem Pfund Nelken, einem Pfund Weihrauch, einem Stück
wohlriechender Seife und einem Packetchen Englischer Nadeln.
Obgleich dies sicher eben kein glänzendes Geschenk
war, so war es doch, im Grunde genommen, genug, da ich
von dem Fürsten kein Gegengeschenk zu haben wünschte. Die
Sache verhielt sich aber so, dass er etwas von mir wünschte
und es daher nicht genügend war.
Früh am nächsten Morgen, als es noch dunkel war, kam
einer seiner Diener mit Eleidji an mein Zelt und ersuchte
mich, ich möchte aus freien Stücken hinter dem Airi Zurückbleiben.
Obwohl dies das Beste gewesen sein würde, wenn
ich gewusst hätte, dass der Fürst hartnäckig darauf bestand,
mich zurückzuhalten, so konnte ich mich doch nicht
damit einverstanden erklären, da ich in der That nicht einmal
genug Werth hei mir hatte, um bei längerem Aufenthalt
mich und meine Leute vor dem Verhungern zu schützen.
Ich erklärte also, dass es ganz unmöglich für mich sei,
zurückzubleiben, und bereitete mich vor, die Karawane zu
begleiten, da sie im Begriff stand aufzübrechen. Eleidji in-
dess wollte mir das nicht erlauben, sondern blieb selbst,
während alle übrigen Abtheilungen des Airi, eine nach der
anderen, aufbrachen, mit mehreren der bedeutenderen Häuptlinge
zurück, bis Hadj Bel-Rhet kam und nun officiell auseinandersetzte,
dass ich mich in die Stadt zu begeben habe, um
dort die Entscheidung des Sserki ahzuwarten.
Da ich einsah, dass nichts übrig bliebe, als zu gehorchen,
und da ich meinen Empfehlungsbrief vom Sultan von Agades
(aus dem, wie ich von Anfang an gefürchtet, nur geschlossen
werden mochte, dass mich dieser direkt an den Statthalter
von Kätsena gesandt habe, um mich sicher nach Sokoto
Barth’s Reisen. Ii. §