macht hatte. Es war dies El Muchtär aus dem Stamme der
Ide-ssan in Bäghena, der Adamaua schon früher bereist hatte
und das Land sehr wohl kannte. Es ist stets höchst erfreulich
für einen Reisenden, einem anderen wandernden Genossen
einmal wieder zu begegnen, und vorzugsweise in einem
Lande wie Central-Afrika. Um meine Freude über seinen
Besuch auszudrücken, beschenkte ich ihn mit einem Schlagmesser
und etwas Weihrauch und suchte dann auch meinen
Wirth, den Ardo Ghämmaua, mir geneigter zu machen, indem
ich ihm eine sehr schöne „riga giwa”, ein Elephanten-
hemd von der in Nüpe oder Nyffi gearbeiteten, oben beschriebenen
Art zum Geschenk machte. Dieses Hemd war
einer jener wenigen Artikel, die ich im Stande gewesen
war, mir in Kanö zur Förderung meiner späteren Unternehmungen
zu verschaffen, wo ich, wenn ich in günstigerer
Lage gewesen wäre, die ganze spätere Laufbahn meiner
Reisen in materieller Hinsicht hätte vorbereiten können.
Die Familie des Ardo war früher in'Ghämmaua angesessen,
in der südwestlichen Provinz Bomu’s, aber zur Zeit, als die
Fulbe aus jenem Lande zurückgetrieben wurden, wanderte
sie aus und liess sich hier nieder. Demungeachtet führt dieser
Mann, ganz auf ähnliche Weise, wie so viele Fürsten in
Europa leere Titel haben, noch immer den Titel „Ardo Ghämmaua”,
„Ältermann (der Fulbe-Gemeinde) von Ghämmaua”.
Nachdem wir erfahren, dass der Lämido in seinen Palast
zurückgekehrt sei, stiegen wir gegen 10 Uhr Morgens
zu Pferd und machten uns, vom Ardo geleitet, auf den langen
Weg nach dem P a la ste— „lamorde” —. Hier angekommen,
wurden wir auf Geduld verwiesen, aber nachdem
wir länger als eine Stunde auf dem nassen Boden, der Sonne
ausgesetzt, gesessen, hiess es, dass wir den Herrn nicht
sehn könnten, und wir waren genöthigt, mit unserem Geschenke
zurückzukehren. Ich war durch diese verletzende Behandlung
höchst unangenehm berührt und fühlte meinen fieberhaften
Zustand bedeutend verschlimmert, besonders da ein
anderes überaus heftiges Gewitter am Nachmittag losbrach,
in Folge dessen die Luft sehr empfindlich kalt wurde. Es war
daher um so erfreulicher, dass mein Gemüth etwas aufgeheitert
wurde durch die Bekanntschaft, die ich heute mit einem
Araber aus Mocha, Namens Ahmed ben Ähmedu, machte, der
wohl ohne Zweifel missbräuchlicher Weise sich den Titel eines
Scherlfen beilegte, aber, wenn man von diesem Übergriff
absah, ein gesetzter und höchst interessanter Mann war, der
viele Jahre lang in der ganzen Ausdehnung der östlichen
Küste zwischen Mombäs und Ssofäla gereist war. Er war der
erste Mann, der meine Neugierde durch eine Beschreibung des
berühmten See’s Nyassa als Augenzeuge befriedigen konnte?),
während ihm auf der anderen Seite Bombay und Madras vertraute
Punkte waren. Es machte natürlich den tiefsten Eindruck
auf mich, dass ich . gerade hier, an einem so weit nach
Süden vorgeschobenen Punkte, den ersten klaren Blick in
jene so überaus interessanten Gegenden erhielt, die beim Antritt
meiner Reise den phantastischen Hintergrund meiner
Pläne gebildet hatten. Um so schmerzlicher aber musste es
mir sein, als ich ihnen eben hier den Rücken wenden musste.
[Sonntag, 2 2 ß tm JUni.] In Folge einer vom Ardo Ghämmaua
erhaltenen Meldung, dass wir heute sicherlich den Lämido
sehn sollten, machten wir uns zu früher Stunde bereit
und nahmen auch ein Geschenk für Manssür, einen jüngeren
Bruder Loel’s, mit , den ich früher als eine für mich sehr
wichtige Persönlichkeit an diesem kleinen Hofe zu erwähnen
Gelegenheit gehabt habe. Dieser Mann hatte sich noch ganz
besonders einer freundlichen Anerkennung von meiner Seite
*) Nach seinen Angaben schrieb ich die Richtung der Strasse von Mozambique
nach Moäla und Ngombo am Nyassa nieder, die wiederholt veröffentlicht
worden ist. Ich versäumte damals nur, den Namen der Residenz des
Fürsten auf der Westseite des See’s anzugeben. Er nannte sie „Rongue” , — ein
Name, der offenbar mit demjenigen des Flusses Arongue in Verbindung steht.