des wohlbekannten weissen Zeltes als Leitstern nehmen. Dies
war in der That kein Beweis für Dummheit, welche diesem
Thiere so allgemein zur Last gelegt wird, und ich fürchte,
dass meist die Europäer selbst das Kameel durch ihre eigene
dumme Behandlung erst dumm machen. Ich pflegte dieses edle
Thier, das während des ganzen Weges von Tripoli aus entweder
mich selbst oder das Schwerste und Werthvollste meiner
Habe getragen hatte, als einen theilnehmenden Begleiter
zu behandeln; anfänglich, in der Küstenzone, gab ich ihm
die Schalen der von mir verzehrten Apfelsinen, welche es besonders
liebte, oder einige meiner Datteln zum Anbiss, wozu
es nie verfehlte, seinen herrlichen, kurzen, stämmigen Nacken
umzuwenden, oder ich reichte ihm ein Extrafutter von Negerkorn,
das es wie ein Pferd frass. Als ich meinen alten
Freund, dessen Abwesenheit mir so viel Sorge gemacht
hatte, aus eigenem Instinkte nach meinem Zelte zurückkehren
und ruhig sich niederlegen sah, konnte ich mich nicht
enthalten, ihm mein Wohlgefallen zu erkennen zu geben, und
wollte das' Thier mit etwas Korn belohnen, aber es hatte
selbst so gut für sich gesorgt, dass es sogar sein Lieblingsfutter
verschmähte.
Es betrübte mich nachmals- sehr, dass ich mich von diesem
lieben Thiere trennen musste ; aber die Kameele von der
Küste sind nicht geeignet, dem Einfluss der Regenzeit im
Negerlande zu widerstehen. Ich hoffte, es würde sicher in
sein Heimathland zurückkommen; aber der Araber, welcher
es in Kükaua von mir kaufte, ging erst nach Kanö, als schon
die Regenzeit begann, und das arme Thier starb nicht weit
von dem Orte, wo Herr Richardson unterlag. Der Bü-ssaefi
wird in meinen Reiseerinnerungen stets einer der angenehmsten
Gegenstände b le ib en j|||||||
Da wir unseren besten Lastträger wieder erhalten hatten
, brachen wir trotz der verlorenen Nachtruhe am nächsten
Morgen zeitig auf. Die Gegend war ebenso wie die,
durch welche wir die letzten 2 Tage gereist waren, und in
2 Stunden erreichten wir die kleine Stadt Wädi, die sich
durch das Geräusch des Kornausstampfens schon fast 1 Meile
Wegs vorher angekündigt hatte. (Dieses Geräusch hat in
der That schon manche Stadt und manche Karawane dem
Feinde verrathen.) - Der Ort ist bedeutend und besteht eigentlich
aus zwei gesonderten Quartieren, die aber mit einer gemeinsamen
Ringmauer umschlossen sind; sie werden durch
einen grossen offenen Platz, auf welchem das Rindvieh in
Sicherheit ruht, von einander getrennt, — eine in diesen
unruhigen Gegenden offenbar zweckmässige Bauweise einer
Stadt. Als wir den Ort verliessen, wurden wir durch die
vielen Pfade, welche sich nach allen Richtungen hin verzweigten,
sehr in Verlegenheit versetzt, da wir nicht recht
wussten, welche Strasse wir zu nehmen hätten.
Es war ursprünglich meine Absicht gewesen, nach Borsäri
zu gehn, um vom Statthalter dieses Platzes einen Reiter zu
erbitten, der dem Scheich von Bornu die Nachricht von
meiner Ankunft überbringen möchte. Da ich aber hier erfuhr,
dass ich einen langen Umweg machen müsste, um jenen
Platz zu berühren, so gab ich diesen Plan auf und
schlug nun eine andere, geradere Strasse ein. Dieselbe
schien anfänglich ein sehr betretener Weg zu sein, wurde
jedoch bald zu einem engen Fusspfade, der sich von Dorf
zu Dorf ohne Hauptrichtung fortschlängelte; trotzdem be-
gegneten wir mehreren Reisegesellschaften, sowohl Arabern,
die nach Kanö gingen, als Eingeborenen ■— Togürtschi—,
die Natron geladen hatten. Bald über bebautes Land, bald
durch buschiges Dickicht ziehend, erreichten wir um 10 Uhr
Morgens das offene, bedeutende Dorf Käbua, wo eben ein
wohlbesuchter, geräuschvoller Markt abgehalten wurde. Wir
ruhten hier während der heissen Stunden unter einem schattigen
Tamarindenbaume, in geringer Entfernung von einer Reb-
bahn — „kaudi tseggemäbe”—, wo „gabagä” verfertigt wurde.