wir von Zeit zu Zeit irgend eine wilde Frucht naschten und
entweder das Fleisch der „tö-sso” aussogen, oder die saftige
Wurzel der „katakirri” verzehrten.
Die „ tö -s so ” ist nichts Anderes, als die Frucht der Bas-
sia Parkii, welche von den Haussa-Leuten „kadena” genannt
wird; die Frucht besteht fast ganz und gar aus einem gros-
sen Kern von der Farbe und Grösse einer Kastanie und ist
innerhalb der grünen Schale mit einem gelblichen Fleische
bedeckt, das einen höchst angenehmen Geschmack hat, aber
so diinn is t , dass es kaum der Mühe lohnt-, es ausziisau-
gen. Der Baum selbst, den ich ganz aus dem Gesicht verloren
hatte, seitdem ich das schöne, von der Natur so reich
geschmückte Haussa-Land verlassen, ist in dieser Landschaft
sehr gewöhnlich, und die Einwohner, die Marghi, bereiten
eine gute Menge Butter aus dem Kerne. Diese vegetabilische
Butter ist nicht allein geschätzt, weil sie die tägliche
Kost würzt, sondern auch der medicinischen Eigenschaften
halber, die sie besitzen soll und zum Theil wirklich besitzt,
und die ich wiederholentlich zu erwähnen Gelegenheit haben
werde.
Was die „katakirri” anbelangt, so ist sie ein Zwiebelgewächs,
oft von der Grösse einer grossen Englischen Kartoffel;
das Fleisch ist demjenigen des schwarzen Bettigs nicht
unähnlich, aber weicher; zugleich.ist es saftiger und neben
seiner grossen. Nahrhaftigkeit ausserordentlich erfrischend;
der Saft ist milchartig. Leicht kann ein Wanderer einen langen
Tagemarsch zurücklegen ohne eine andere Nahrung als diese
Wurzel. Während der Regenzeit scheint sie in allen waldigen
und feuchten Gegenden Inner - Afrika’s sehr gemein zu
sein; so viel ich wenigstens bemerkt, ist sie nicht weniger
häufig am sogenannten Niger und in Kebbi, als im Lande
der Marghi'; in ganz Bomu aber sah ich sie gar nicht, auch
nicht in Baghirmi. Es erfordert nur wenig Erfahrung, um
ausfindig zu machen, wo diese Zwiebel wächst, da sie sich
durch einen einzeln über den Boden sich erhebenden, etwa
10 Zoll langen grünen Halm verräth; aber zuweilen erfordert
es ein' gutes Stück Arbeit, sie auszugraben, da sie oft 1 und
selbst 1£ Fuss unter der Oberfläche liegt und gerade an
den Stellen, wo sie wächst, das Erdreich sehr schwer ist.
Jedoch sind viele Eingeborene sehr geschickt darin, die Wurzel
in einem Augenblick zu Tage zu fördern, um nicht hinter
dem Reisetross zurückzubleiben, was in diesen Grenzwaldungen
nicht eben erwünscht ist. ■
Der Boden verschlechterte sich allmählich; der Baumwuchs
nahm einen weniger reichen, einförmigeren Charakter an, indem
er fast ganz aus Mimosen bestand, und zwar von so gleich-
mässigem Wüchse, dass man kaum die Vermuthung beseitigen
konnte, dass dieser krüppelhafte Zustand des Waldes seinen
Ursprung einer und derselben Zeit verdankte, entweder durch
Waldbrand, oder vielmehr durch Zerstörung menschlicher
Kulturstätten. Das Letztere jedoch ward wahrscheinlich durch
die hin und wieder mit ihren gigantischen Armen aus die-'
sem Zwergwalde gen Himmel ragenden blätterlosen Adan-
sonien, die ganz den Eindruck machten, als seien sie die klagenden
Denkpfeiler einer untergegangenen menschlichen Wohnstätte.
Denn die Adansonie hebt die Wohnstätte des Schwarzen
und er kann kaum ohne sie leben ; er bedarf ihres jungen,
frischen Laubes, um seine einfache Kost damit zu würzen,
und des säuerlich-süssen Fleisches, worin die Kerne ihrer ungeheueren
Früchte gebettet sind, um seinen Trunk zu erfrischen.
Selbst der Graswuchs war hier auf einzelne Büschel
einer Art groben Sumpfgrases von 4—5 Fuss Höhe beschränkt,
und der Pfad wurde so abscheulich, dass er nicht erlaubte,
sich auch nur einen Augenblick seinen Gedanken zu überlassen,
da man befürchten musste, den nächsten Augenblick
in ein Sumpfloch zu fallen.
. So zogen wir eben nicht besonders gelaunt weiter, bis sich
■ gegen 11 Uhr der Baumwuchs zu verbessern anfing und ich