Wasser, das sich auf unserer Linken zeigte; aber dies war
ein kleiner gewundener See, augenscheinlich von ansehnlicher
Tiefe, der nach den Aussagen der Leute zu allen Jahreszeiten
seinen Stand bewahrt; er ist voll von Krokodilen, und, wie es
scheint, ganz isolirt; da ihn reiche Laubmassen umgürten, die
seine Ausdehnung nicht übersehn lassen, so hat er ein sonderbares
Ansehen. Vielleicht wird er von unterirdischen Quellen
genährt.
Die Gegend wurde jetzt offener und gewährte neues Interesse.
Eine höchst stattlich aussehende kleine Reisegesellschaft
kam uns entgegen. Es waren Einwanderer von Bornu,
die hier in diesem reichen, ganz jungfräulichen Lande eine
neue Heimath gefunden hatten. Wie es schien, befanden sie
sich sehr wohl dabei; denn die Männer waren rüstige, breitschulterige
und kernige Gestalten, wie man sie in Bornu selten
sieht, und die Frauen waren die schönsten Vertreterinnen des
Kanöri-Stammes’, denen ich je auf meinen Reisen begegnete,
runde, wohlgenährte Gestalten mit wohlgefälligen Formen
und einnehmenden Zügen. Stattlich sassen sie auf breiter,
bequemer Unterlage auf ihren Lastochsen und grüssten uns
freundlich. Das Aussehen dieser Leute schien mir ein genügender
Beweis, dass die höher gelegenen Gegenden Ada-
maua’s keineswegs ungesund, sondern dem menschlichen Gedeihen
höchst günstig sind; die flachen Savannen am Benue
entlang müssen dagegen, wie es sich von selbst versteht, viel
Krankheitselemente enthalten.
Wir passirten mehrere Dörfer und erreichten Belem um
9 Uhr. Ehe wir jedoch den Saum des Dorfes betraten, erschienen
plötzlich zwei von Loel’s Dienern, die uns gefolgt
waren, mit dem schönen Apfelschimmel, den mein Bornu-
Geleitsmann Bfllama dem Herrn von Adamaua für 20 Sklaven
verkauft hatte und den er nun unter irgend einem Vorwande
zurückgab; der wahre Grund aber war, dass er befürchtete,
das Thier möchte ihm durch einen zauberischen Einfluss
Unheil zufügen. Billama hatte seine Bezahlung noch
nicht bekommen, sondern sollte die Sklaven in den vor uns
gelegenen Ortschaften erheben.
Wir blieben diesen und den folgenden Tag in Belem liegen
und ich ward von den Angehörigen des alten Mallem
Delü stark heimgesucht, besonders von seiner Tochter, einer
wohlgewachsenen, ganz erträglichen Persönlichkeit. Sie war
von ihrem früheren Ehegemahl — wenn ich nicht irre, Man-
ssür, dem jüngeren Bruder Mohammed Loel’s — geschieden
und verlangte nun von mir in der dringlichsten Weise, dass
ich ihr eine Zauberformel schreiben solle, um ihr einen anderen
Mann zu verschaffen, wie sie sich ihn wünsche. Sie war
eine höchst leidenschaftliche Frau, und als sie gegen meinen
Wunsch an meiner Flasche mit Hirschhorngeist gerochen, ward
sie von so heftigen krampfhaften Zuckungen befallen, dass
sie bewusstlos aus meinem Zelte getragen wurde und in diesem
Zustande fast eine Stunde verblieb. Der alte Mallem
sagte mir, dass sie oft vom Teufel besessen sei.. Auch ihre
Mutter war eine sehr stattliche Frau und muss einst sehr
schön gewesen sein.
Trotz der Freundlichkeit dieser guten Leute war mir der
Aufenthalt an diesem Ort höchst unangenehm, und das um
so mehr, als er zum Theil durch die Schachergesinnung meines
Dieners Bü-Sad verursacht wurde, der nicht allein Elfenbein
auf kaufte und damit die Last meiner schwachen Ka-
meele vergrösserte, sondern sich selbst nicht entblödete, drei
Sklaven zu erhandeln, so dass ich mich, da ich ihn nicht
davon zurückhalten konnte, gezwungen sah, ihn auf der Stelle
seines Dienstes zu entlassen, obgleich ich nichts besass, um
ihm den schuldigen Lohn auszuzahlen. Gewiss ist es überaus
schwer für einen einzelnen Europäer, in diesen Ländern
mit gemietheten- Dienern ihre Unternehmungen auszuführen,
da er jegliche Kontrole über sie verliert. Dieser
Mensch, der dem verstorbenen Herrn Richardson von Sinder