hängig und von einer heidnischen Nation mit sehr kriegerischer
Gesinnung bevölkert ist, scheint der am vollständigsten
unterworfene Landestheil das Gebiet zwischen Wandala oder
Mändara und dem Müssgu-Lande zu sein, wo die neuen Ansiedelungen
der Eroberer allem Anscheine nach sehr dicht liegen
und gutbevölkert sind. Jedoch muss ich bemerken, dass
ich in Bezug auf den grösseren oder geringeren Grad von Abhängigkeit,
in der diese fernen Ansiedelungen zum Herrn von
Adamaua stehn, nicht völlig im Klaren bin. Jener Theil
des Landes, der ein grosses Interesse in Anspruch zu nehmen
scheint, wird zuweilen mit dem besonderen Namen Djemmära
bezeichnet; dies ist mm allerdings ein sehr allgemeiner Name,
der die politische und religiöse Genossenschaft der Fulbe in
jedem Lande bedeuten kann — er ist nämlich aus dem Worte
„djemmäa” verderbt —, hier aber dazu bestimmt, scheint, eine
sich neu bildende Provinz zu bezeichnen. Ich werde von diesem
unbestimmten Verhältniss jener- entfernten Landschaft
zu Adamaua noch einmal zu sprechen Gelegenheit haben —
nämlich auf meinem Zuge nach Mtissgu.
Sicherlich ist Adamaua eines der schönsten Länder Central
Afrika s, befruchtet von einer Anzahl bedeutender Gewässer,
urtter denen der Benue und Färo die ansehnlichsten sind,
und von einer mannichfaltigen Gestaltung von Hügel und
Thal belebt. Im Allgemeinen ist das Land flach, indem es
von 800— 900 Fuss Erhebung im mittleren Laufe des Benue
im Süden zu wohl 1500 Fuss oder mehr ansteigt. Einzelne
Hügelketten oder ausgedehntere Berggruppen unterbrechen
die Fläche; aber so weit ich im Stande war, es zu ergründen,
ist nicht ein einziges Beispiel von grösseren Gebirgsmassen
bekannt. Wirklich ist selbst der Berg Alantlka, über den ich
von mehreren Punkten aus, freilich aus ansehnlicher Entfernung,
einen hübschen Blick hatte und der doch emstirmnig
als die massenhafteste und höchste Bergerhebung im ganzen
Lande angesehen wird, ein gänzlich abgesonderter Berg mit
höchstens 50 Meilen Umfang, und höchst wahrscheinlich nicht
mehr als 8000™-8500 Fuss über die Ebene erhaben, von der
er emporsteigt. Gewiss muss der Benue sein Quellgebiet in
einer gebirgigen Landschaft haben, aber über den obersten
Lauf dieses Flusses konnte ich durchaus keine genaue Nachricht
einziehen, während ich seinen unteren oder vielmehr
mittleren Lauf, selbst mehrere hundert Meilen über die Vereinigung
mit dem Färo hinauf, mit ziemlicher Sicherheit habe
niederlegen können *).
Obgleich jedoch, wie ich bemerkte, die Verschiedenheit der
Erhebung der Oberfläche des Landes nicht gross ist, so ist doch
die Natur der verschiedenen Distrikte mannichfaltiger Art. So
soll in Tschämba, wohl gewiss in Folge der Nachbarschaft
des Berges Alantlka, der die Regenwolken anzieht, die Regenzeit
schon im Januar beginnen, so dass Ende April öder Anfang
Mai die erste Saat schon reif ist, während in Yöla und im
Lande im Allgemeinen die Regenzeit selten vor März eintritt.
Diejenige Art Korn, die am ausgedehntesten angebaut wird,
ist Holcus Sorghum, aber auch in dieser Hinsicht waltet ein
beträchtlicher Unterschied zwischen den einzelnen Landschaften
ob. So bringt das Land der Mbüm in der Nachbarschaft
von Ngaündere kaum etwas Anderes hervor, als
Brodwurzeln — „rögo” —, welche fast die alleinige Nahrung
der Bewohner bilden, während Fleisch so theuer ist, dass,
wie man mich versichert hat, eine Ziege oft den Preis einer
Sklavin hat. Erdmandeln (Arachis hypogaea) sind nicht allein
in den östlichen, sondern auch in den westlichen Distrikten
in grösser Menge vorhanden. Eine ansehnliche Menge
Baumwolle, hier „pottolo” genannt, wird von den Eroberern
*) Soll ich hier den Unsinn berühren, der ganz kürzlich wieder von einem
Mitglieds der Berliner Universität in einem dicken, Seiner Majestät dem Könige
gewidmeten Bande aufgetischt worden ist? Es scheint kaum nöthig. Wer
in jetziger Zeit an alten Theorieen in der Wissenschaft festklebt, gibt eigenhändig
seinen Namen dem Spotte preis.