die hauptsächliche, wenn nicht einzige Ursache jener weit
verbreiteten abscheulichen Krankheit is t, des sogenannten
Hautwurmes — „färantlt” oder „ärüg” — , den die Kanori
so bezeichnend „das Elend — „ngidui” — nennen, weil er,
gerade zur Zeit, wo der Mensch in diesen Gegenden allein
arbeitet, sich einstellend, den Unglücklichen zur Arbeit unfähig
macht und ihn so an den Bettelstab bringt — jener
Krankheit, die man sicher zum wenigsten bei je einer von
drei Personen in ganz Central-Afrika antrifft, wenigstens unter
solchen Leuten, die viel umherreisen. Ich werde auf diesen
Gegenstand wieder zurückkommen, denn er greift leider in
alle Verhältnisse des Afrikanischen Reisenden ein; hier will ich
nur noch bemerken, dass ich nie ein Beispiel dieser Krankheit
an Frauen wahrgenommen habe. Auch muss ich gestehen,
dass es mir vorgekommen ist, als wenn die heidnischen Stämme,
so vieLich zu sehn Gelegenheit hatte, weniger davon litten,
während doch deren Nacktheit ihre Glieder den Blicken so unverhüllt
darhot. Auch wollte es mir scheinen, als wenn diejenigen
Männer am meisten diesem Übel ausgesetzt wären,
die der Liebe zum anderen Geschlechte etwas ergeben sind.
Die Landschaft, durch welche unser Marsch damals ging,
schien übrigens nicht eben Überfluss an Wasser zu haben,
sondern zeigte sich ganz ebenso trocken, wie ich sie verlassen
hatte; nur hie und da schoss ein einzelner Grashalm
auf. Jedoch war auch hier ein begünstigterer Fleck, da wo
die Strasse von Märte nach Alärge unseren Pfad durchschnitt,
mit schönen, weit sich ausbreitenden Tamarindenbäumen geschmückt.
Regenwolken zogen mittlerweile aus Osten heran,
um den Boden zu befruchten und ihn schöpfungsfähig zu
machen. Wir eilten also vorwärts und suchten Obdach im
Dorfe Mallem Schischi, um das Gewitter vorüberziehen zu
lassen; unsere Hütte erwies sich aber als so ungenügend,
heftigem Regeil Widerstand zu leisten, dass wir, sobald das
Gewitter losbrach, fast unter Wasser gesetzt wurden. Es
ist wirklich auffallend und ein unzweideutiger Beweis der
Verschiedenheit des Klima’s, wie sorglos die Hütten der Eingeborenen
dieser Landschaft errichtet sind; auf der anderen
Seite haben wir die netten, gutgebauten Hütten der Fulbe
in Fümbinä schon kennen gelernt und werden mit denjenigen
der verachteten heidnischen Müssgu bald Bekanntschaft
machen. Die Leute versicherten mich, dass dies der erste
regelmässige Regen sei, den sie dies Jahr gehabt hätten; der
erste, gleichsam vorbereitende Regenguss sei vor 30 Tagen
gefallen und der zweite vorgestern.
Da die Wolken eine südliche Richtung genommen, brachen
wir nach einigem Zaudern am Nachmittag wiederum auf,
aber wir waren kaum eine Stunde auf dem Marsche und befanden
uns gerade inmitten eines weiten düsteren Ghadir oder
Firki, als das Gewittergewölk sich wiederum über unseren
Häuptern sammelte und heftige Regenströme auf uns herabgoss,
so dass in wenigen Augenblicken das ganze Land den
Anblick eines See’s gewährte und jeder Schritt überaus
schwierig wurde. Endlich, nach einem ljstündigen Marsche,
erreichten wir im unerfreulichsten Zustande gänzlicher Durch-
nässung das Dorf Kiryummua, wo ich in einer für dieses
Land überaus prächtigen, aber noch unvollendeten Lehmhütte
einquartiert wurde; hier versuchte ich meine nassen Kleider
so gut wie möglich zu trocknen.
Wir waren jetzt nur noch einen einzigen Tagemarsch von
unserem einförmigen Standlager in Iuikaua entfernt, nach
dem es nun abermals zurückging, und um meine Afrikanische
Heimath vor Einbruch der Nacht zu erreichen, brachen
wir am nächsten Morgen recht bald auf. Die Nähe
der Hauptstadt- war während des letzten Tagemarsches hinreichend
durch Düm-Gestrüpp — „ngille” ■— angekündigt
worden; denn neben der Kaö oder Tunfäfia — der einförmigen
Asclepias gigantea — könnte das niedrige Ngille-Ge-
strüpp würdig im Wappenschild von Kukaua figuriren, mit un