Kanö’s*) besucht, woher es denn kommt, dass Europäische
und Haussa-Manufakturen in Udje oft billiger, als in Kü-
kaua sind; das war z. B. der Fall mit dem gewöhnlichen
Papier „tre lune”. Die Artikel, welche Kükaua vorzugsweise
auf den Markt von Udje sendet, sind Natron und Salz, und
ich selbst kaufte hier einen ansehnlichen Vorrath von diesem
letzteren Artikel, da er in Adamaua einen bedeutenden
Werth hat und ebenso gut zum Ankauf geringer Gegenstände,
als zu kleinen Geschenken sich eignet. Udje hat
indess auch für den Sklavenhandel grosse Wichtigkeit, da
es an der Grenze mehrerer heidnischer Stämme gelegen
ist; und ich habe oft, allerdings mit Übertreibung, sagen
hören, dass in Udje ein Mann seine Frau, ein Vater sein
Kind ohne Umstände verkaufe, wenn er Geld bedürfe. Es
ist indess keinem Zweifel unterworfen, dass Sklaven, welche
aus Kükaua entlaufen, gewöhnlich hier zu finden sind.
Indem ich mehrmals die Bunde durch den Markt machte,
erregte ich im höchsten Grade das Erstaunen der einheimischen
Händler, welche nie zuvor- einen Europäer gesehn
hatten. Gewiss, es wäre dies eine vortreffliche Örtlichkeit für
einen Europäer, um die umfassendsten Forschungen über die
ethnographischen Verhältnisse dieser Gegenden anzustellen;
aber er müsste sich dazu in den Kleinhandel einlassen, da er
sonst kaum Gelegenheit finden würde, mit den Leuten in Berührung
zu kommen. Denn alle Leute aus der weiten Umgegend
besuchen den Ort eben nur des Marktes halber und
verlassen ihn nach abgemachten Geschäften sogleich wieder.
Der Aufenthalt an diesem Platze bietet ihnen nämlich wenig
Bequemlichkeiten dar und gefährdet bei der Ruchlosigkeit
*) Die Strasse von Kanö nach Udje geht über Katägum, von hier nach
M6-ssau (5 Tagereisen), von da nach Güdjeba (8 Tagereisen) nnd von hier
nach Udje (5 Tagereisen). Eine genaue Beschreibung der Strasse habe ich
leider der Umstände halber nicht erhalten können.
eines grossen Theiles der Bewohner sogar ihre persönliche
Sicherheit. Dieser, Grund muss natürlich die umwohnenden
Heiden, besonders die Marghi, so viele von ihnen nicht zum
Isslam übergetreten sind, die Kerekere und Bäbir, davon abhalten,
den Markt zu besuchen. Auch sah ich auf dem ganzen
Markte keinen einzigen Menschen, der nicht in seiner
Kleidung den Einfluss des Isslam bezeugte oder wenigstens äus-
serlich zur Schau trug. Hierauf bräch ich mit Bfllama auf, um
einen kleinen Ausflug nach Alaö, dem Begräbnissplatze des
grossen Börnu-Königs Edriss Alaöma zu machen, obwohl das
Wetter äusserst schwül und die Sonne fast unerträglich war.,
Die ganze Landschaft ist dicht bevölkert. Mein Gefährte,
der früher Statthalter dieses Bezirkes gewesen, wurde überall
von den Einwohnern freundlich begrüsst, hauptsächlich von
der weiblichen Bevölkerung; die Frauen knieten am Wege
nieder und bezeigten ihm ihre Ehrerbietung. So war der
Ritt recht anziehend; - ein ungeheuerer Sumpf aber verhinderte
uns, die Grabstätte selbst zu erreichen. Er dehnte
sich nämlich zwischen uns und der Stadt Alaö aus und würde
einen grossen: Umweg nöthig gemacht haben, um ihn zu
umgehn. Zahllose Schwärme von Wasservögeln belebten
den Sumpf, frischer Graswuchs und dichter Wald umgaben
ihn.
Wir hielten es daher für besser, umzukehren, namentlich
da ein Ungewitter heranzog; vorher aber wandten wir uns
nach einem Lagerplatz der Schüa - ..beri Schüabe”p |||u n d
fanden hier eine zahlreiche Familie im Schatten einer weit
sich ausbreitenden Ngäbbore mit allen verschiedenen Zweigen
häuslicher Arbeit beschäftigt. Als wir indess um .einen
Trunk baten, wurden wir höchst ungastfreundlich empfangen.
Ich werde oft Gelegenheit haben, die ungastfreundliche
Gesinnung dieses Stammes zu erwähnen; ich war in
der That oft geneigt, sie für Abkömmlinge von Juden und
nicht von wirklichen Arabern zu halten. Indem wir dann