setzt, anstatt Lastochsen ein Paar Kameele zu kaufen. Denn
Lastochsen verursachen auf der Reise, namentlich wenn sie
nicht ordentlich behandelt werden, und zumal am Ende der
trockenen Jahreszeit, wo es überall an Wasser gebricht und
die Hitze so gross ist, gewaltige Noth. Ja, da ich fast ohne
Diener war, wäre mir.ein solches Reisen gar nicht möglich
gewesen. So traf ich denn mm wohlgemuth alle Anstalten
zu meiner Abreise, indem ich mich besonders, ja fast ausschliesslich
mit aus Waizen bereiteter Provision versah, da
diese am leichtesten zu bereiten ist. Waizen wird wegen der
Menge hier lebender und durchziehender Araber in grösser
Ausdehnung in der Nähe von Kanö gebaut, obgleich natürlich
immer an wasserreichen Einsenkungen; augenblicklich
jedoch war er noch theuer, da die neue Saat erst zu reifen
anfing und das alte Korn ausverkauft war.
Die Hauptsache jedoch bei meinen Zurüstungen zur Reise
fehlte mir, nämlich gute Diener. Da augenblicklich keine
zahlreiche Reisegesellschaft nach Bornu ging und alle Welt
hier überaus furchtsamer Natur, auch allerdings die Strasse
nicht ganz ohne Fähi’lichkeit ist, so war es mir bei meinen
höchst geringen Mitteln unmöglich, Diener zu finden. So hatte
ich nach Entlassung des Tunesischen Freigelassenen, der für
solche Art Reisen, die den höchsten Grad von Besonnenheit
erfordern, ganz unbrauchbar war, eigentlich nur e in en Diener.
Dies war Mohammed der Gatröner, ein Tebu- und Araber-
Mischling, der aber von dieser Mischung nur das Beste von
beiden Geschlechtern aufgenommen hatte. Seinem Ausseren
nach schien er ganz ein Tebu, ein hagerer, dunkelschwaizer
Mensch mit kleinen Zügen, und das Arabisch, das er sprach,
war nicht eben ganz klassisch und erregte besonders bei
meinem späteren Freunde, dem Scheich el Bakai, stets grosse
Heiterkeit; aber er war ein frommer Moslem, wenn auch
nicht im Beten, so doch in gerader, gottgefälliger Handlungsweise.
Auf ihn konnte ich mein ganzes Vertrauen setzen.
Ausserdem aber hatte ich augenblicklich nur einen verdorbenen
jungen Fesäner Namens Machmüd, der lange in Kanö
gelebt hatte, und einen knabenhaften Mulatten Namens 'Abd-
Allah zu Begleitern. Demungeachtet nahm ich nicht einen
Augenblick Anstand, sondern konnte im Gegentheil kaum den
Zeitpunkt erwarten, wo ich meine schmutzige, unfreundliche
Wohnung, die überdies voll Mäuse und Ungeziefer war, verlassen
könnte. Ich hatte gehofft, am 6ten März meine Reise
anzutreten, aber ich wartete vergebens auf einen Bescheid
vom Landesherrn, und es wäre thöricht gewesen, mich ohne
seine Erlaubniss zu entfernen.
In solcher unruhigen, vorwärts strebenden Stimmung sah
ich denn der Abreise der Natronkarawane mit neidischen Blicken
zu, als sie an dem genannten Tage, 2- bis 300 Esel stark,
nach Nyffi oder Nüpe aufbrach. Mit ihr ging Mohammed
Annür, ein sehr verständiger uud einsichtsvoller Araber-Ber-
ber-Mischling, um den ich mich eifrigst bemüht hatte, ihn in
meine Dienste zu bekommen. Jedoch stiegen seine Ansprüche
in Vergleich zu dem kleinen Vorrath von Muscheln, über
den ich gebieten konnte, zu hoch. Mit Sehnsucht sah ich
dem bunt' gemischten Reisezug nach, wie er über das offene
Feld dahin zur Köfa Dakaina hinauszog. Nyffi, ein gewerb-
thätiges Land, von ansehnlicher eigener Bildung, und durch
seine Lage am unteren, von Felsriffen und Stromschnellen
ganz freien L,auf des Kuära Europäischem Verkehr geöffnet,
jetzt aber leider dem verderblichen Einflüsse Brasilianischer
Sklavenhändler preisgegeben, hatte vom Anfang an mein lebendigstes
Interesse in Anspruch genommen. Aber alle Wünsche
nach entfernteren Gegenden musste ich in meinen gegenwärtigen
Umständen unterdrücken und alle meine Gedanken und
Bestrebungen auf die Hauptstadt Bornu’s konzentriren, wo
ich nach meiner Rücksprache mit Herrn Richardson Anfangs
April einzutreffen gedachte.
Am lsten März wurde mir die genugthuende Möglichkeit,