wohl zu sagen, und bestieg meinen Vier-Dolhvr-Gaul. Mein
stattlicher Begleite' erschien in einem der Kleidung unserer
Vorfahren zur Zeit des dreissögjührigon Krieges ähnelnden malerischen
Aufzug, mit hohen, bis auf die Sehenkel hinauf reichenden
bunten Lederstiefeln und einem wie ein Wams gegürteten
Hemd, einen rothon Heraus faltenreich um die Brust
geworfen, ein gerades, langes Sehwert an dicker Seidenschnur
mit mächtigen, weit herahhängenden Quasten über die Schulter
geschlungen, und auf seinem Kopfe über schwarzem, weiss
und roth gestreiftem Shawl einen kleinen Strohhut, dem nur
die Feder fehlte; so warf er sein schönes Streit ross in Parade
und dahin ging es aus den engen Strassen Dalä's hinaus in
das offene Feldland.
Meine Brust fühlte sich erleichtert, alle Sorge und Unruhe,
die armselige Lage, in der ich mich in Kann befunden, war
vergessen; in den anlockendsten Umrissen lag «bis weite Feld
der Forschung vor meinen Blicken, das sich mir öffnete, wenn
uns neue Mittel in Kükaua erreichen sollten: die unerforschten
(iebirgslando im Süden, die grossen Flusssysteme, die
neue lebendige Natur, unbekannte Länder und Völker,— ein
unbegrenztes Feld ruhmwürdiger Anstrengung! Träumend
hing ich auf meinem Gaule — erst am Thors ward ich wieder
an die Gegenwart erinnert.
Wir hatten einen grossen Umweg genommen, um den weitesten
, geräumigsten der die grossartige Stadtmauer dureh-
breehenden Schlünde zu erreichen und ungehindert in s Freie
zu kommen. Aber selbst dies Thor war nicht für ein Gepäck
wie das meine berechnet; der lange, tiefe Burggang war zu
eng und Alles musste abgeladen werden, während mein eingebildeter
Goleitsmann, da er sah, dass wir das bestimmte
Nachtquartier zu erreichen nicht im Stande sein würden, in
Verzweiflung gerieth und seine Ungeduld nicht mehr beherrschen
konnte. Endlich war Alles wieder auf dem Kücken
der geduldigen Thiere und mein treuer lhi-ssaefi stellte sich.
seinen kurzen, stämmigen Nacken zurückwerlcnd. iiu vollen
Bewusstsein seiner Würde an die Spitze der kleinen Reihe
meiner Karawane. So zogen wir vorwärts, uns zuerst eine
Weih' der Mauer entlang haltend, bis wir die Strasse, welche
von der Köfa Wambay ausgeht, erreichten. Auch hiei gehört
ein bedeutender Grundbesitz einem Ba-Asbentsohi, einem
Manne aus Asben, der eine Anzahl Sklaven hier augesiedelt
hat, die ihm sein Korn bauen. Langsam zogen wir durch
das woldbobaute Land dabin und erreichten ein kleines Gewässer.
Hier erfuhr ich ein interessantes Beispiel, wie rein
menschliche Sitten überall, selbst unter den verschiedensten
gesellschaftlichen Verhältnissen, dieselben sind. Ich wünschte
zu wissen, in welcher Richtung der Regenbach seinen Lauf
nähmt', und nicht im Stande, mich durch eigene Beobachtung
darüber zu belehren, war ich so frei, meinen Begleiter
zu fragen. Aber der eitle Höfling, obwohl als Sklave geboren,
hielt sich fast für beleidigt, eine solche Frage an sieh
richten zu hören. Wie könne man nur, meinte er, auf so
kleinliche Sachen, wie der Lauf eines Wassers oder der Name
eines Dorfes, seine Aufmerksamkeit wenden.
Nachdem wir unsere Pferde hier getränkt hatten, ritten ich
und mein Begleiter unseren Leuten voraus, um das Quartier
für die Nacht zu bestellen, und wählten dazu einen kleinen
Weiler, wo uns nach einigem Widerstreben ein Mallem einen
Thoil seines Hofraums, der mit hohem Rohr eingefriedigt war,
überliess. Endlich spät am Abend kam hier mein kleiner
Backtross an, aber ich fand, dass der junge Bursche Abd-Al-
lah, den ich in Kauö gemiethet hatte, davongelaui'en war. Als
er nämlich sah. dass unsere Gesellschaft so klein war, verlor
er den Muth und hielt es für besser, in die Stadt znrüekzu-
kohren. Die ganze Umgegend dieses grossen Marktplatzes des
Sudans wimmelt von Dieben, die selbst Kameele in grösser
Menge davonführon. besonders zur Zeit der grossen Salzkara-
waue. Wir nahmen uns daher sehr in Acht, zogen uns in
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