Kaum hatten wir unsere Kameele von ihrer Last befreit,
als einer der Weber auf uns zukam, mich mit einem herzlichen
Gruss willkommen hiess und mich bat, ein Gericht sehr
gut zubereiteter Tiggra mit dicker Milch anzunehmen, obwohl
dies offenbar ihr eigenes Frühstück bildete. — Der
Markt war sehr ungleichmässig versehen und wir konnten
nicht bekommen, was wir brauchten. Natron, Salz und Tür-
kedl’s (das zur weiblichen Kleidung verwendete, inKanö verfertigte
Zeug) — das waren die drei Artikel, welche reichlich
vorhanden waren. Ausserdem gab es viel Rindvieh oder
vielmehr Packochsen, dann noch zwei Kameele und vor Allem
in grösser Menge die Früchte der Dümpalme, welche in
so ausgedehntem Maasse in die tägliche Lebensweise der
Eingeborenen eingreift, obgleich man früher von ihrem
Vorkommen in diesen Gegenden kaum eine Ahnung hatte.
Fleisch war sehr theuer und Bohnen waren gar nicht zu erhalten.
Jedoch weit schlimmer als alles Andere war der Umstand
, dass sich die Leute durchaus weigerten, Muscheln
' „kungona” auf Kanöri *-• von denen wir noch einen kleinen
Vorrath hatten, als Bezahlung anzunehmen, sondern „gä-
bagä” (Streifen von Baumwollenzeug) verlangten, die wir doch
nicht b'esassen. Wir hätten also selbst bei aller Fülle des
Marktes verhungern können, wenn wir uns nicht für unseren
nothwendigsten Bedarf auf dem ganzen Marsche schon in
Kanö mit Reis und Mohamssa versehen gehabt hätten. -&■
Unsere Kameele, die in der Umgegend vollauf von ihrem
Lieblingsfutter Aghül (Hedysarum Alhaggi) fanden, waren
freilich weit besser daran, als wir selbst.
Die Gegend hatte einen etwas trüben Anblick. Der Ostwind,
welcher die ganze Zeit über vorgeherrscht hatte, war
sehr stark und unangenehm, und der entfernt liegende Brunnen
gewährte bei einer Tiefe von 8 Faden nur ungenügenden
Wasservorrath für die Menge Marktleute. —
Wir setzten unseren Marsch bald nach Mittag fort, anfangs
in Gesellschaft einiger Marktleute, die nach ihrem hei-
mathlichen Dorfe zurückkehrten; aber später war es unserem
eigenen Scharfsinne überlassen, von den vielen kleinen, nach
allen Richtungen hin das Land durchziehenden Fusspfaden den
zu wählen, welcher der direkteste oder vielmehr am wenigsten
umschweifende sein möchte (denn eine eigentlich direkte
Strasse gibt es hier nicht). Wir waren es endlich überdrüssig,
unseren Weg mühsam selbst aufzusuchen, und schlossen uns
desshalb einem Reiter, an, der uns einlud, mit nach seinem
Heimathsdorfe zu gehn; wir gewahrten indess, dass dasselbe
zu sehr ausser unserer Route lag, und stiegen daher den
Abhang einer Sandhöhe zu unserer Rechten hinauf, worauf
wir unser Zelt in dem auf ihrem Gipfel gelegenen Dorfe
Lüschiri aufschlugen. Auch hier waren die Bewohner gastfreundlich,
und kaum war ich vom Pferde gestiegen, als eine
Frau aus einer benachbarten Hütte kam und mir zur Erquickung
eine Schale Hirsenwasser brachte. Allerdings ist
dieser Trank in Bomu nicht so angenehm und nahrhaft,
wie bei den Kel-owi, da das Korn zu diesem Zwecke meist
nur leicht gestampft wird; aber er ist doch blossem Wasser
bei weitem vorzuziehen. Auch war es uns möglich,
hier einen ziemlichen Vorrath von Bohnen und Sorghum
einzukaufen; das letztere ist in diesem Theile des Landes,
wie überhaupt: in vielen Gegenden Bomu’s, sehr selten, es
war uns aber unbedingt nöthig, weil mein Kätsena-Pferd
keine Negerhirse fressen wollte. ■— Die Frauen, welche sehr
neugierig waren, das Innere meines Zeltes zu besehn, zeigten
grosses Erstaunen, als sie fanden, dass ich ein Junggesell
und ohne Lebensgefährtin sei, und machten ihrer Verwunderung
durch allerlei spasshaftes Geschwätz unter einander
Luft. Ich bekam auch Milch und ein Huhn zum Abendessen
und der Billama brachte später für meine Leute den
gewöhnlichen „ngädji”.
Da das Dorf eine hohe Lage hatte, so gewährten am
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