[Freitag, 28sten März.} Schon zu früher Stunde waren
wir auf dem Marsche, geleitet von einem Bewohner des
Dorfes, welcher uns auf die gerade, an der Südseite von
Bandego hinführende Strasse bringen sollte. Unser Freund
wiederholte uns, was wir schon am Abend vernommen hatten,
dass nämlich die Strasse gegenwärtig von „KindTn”
(Tuareg) stark beunruhigt werde, und rieth uns, während
wir von einem Ort zum anderen hinzögen, uns allemal erst
nach dem Zustande der Strasse vor uns gewissenhaft zu erkundigen.
Mit diesem wohlgemeinten ßathe verliess er uns,
und ich verfolgte nun den Weg mit dem unangenehmen Gefühle,
dass ich noch einmal in etwas zu nahe Berührung mit
meinen Freunden, den Tuareg, kommen dürfte, von denen
befreit zu sein, mir ein frohes Bewusstsein gewesen war, so
lieb ich sie auch wegen vieler ihrer Eigenschaften hatte.
Unter solchen Betrachtungen — denn auch meine beiden
jungen Begleiter schienen sehr bedrückt und folgten nur trägen
Schrittes den Kameelen — erreichten wir Alaune. Dies
war ehedem eine bedeutende Stadt, ist aber jetzt fast ganz
verlassen und nur noch mit einer höchst verfallenen Mauer
umgeben. Wir sprachen einige Leute an, die eben aus dem
innerhalb der Mauern gelegenen Brunnen Wasser schöpften,
und erfuhren von ihnen, dass die Strasse bis Kaschimma sicher
sei, aber darüber hinaus hielten sie die Gefahr für gross.
Alaune ist derselbe Ort, welchen die Mitglieder der letzten
Expedition Kabschäri genannt haben; das war eigentlich der
Name des damaligen Amtmanns — Bubakr Kabschäri—, nach
welchem die Stadt indess auch jetzt noch „billa Kabschäribe”
■— „Kabschäri’s Stadt” —• genannt wird. — J
Wir setzten nun unseren Marsch mit mehr Zuversicht fort,
hauptsächlich nachdem wir einigen von Kaschimma kommenden
Marktleuten begegnet waren. Unser Weg führte
durch eine theils angebaute, theils mit dichtem Unterholz,
das voll Heuschrecken war, bewachsene Gegend, und etwa
um 8 Uhr wurden wir durch den Anblick eines schönen
Wasserspiegels hoch erfreut. In einer tiefen Einsenkung
breitete sich derselbe, vom üppigsten Pflanzenwuchs umgeben,
wie ein anmuthiger See mit spiegelglatter Fläche aus.
Im Triumph stiegen wir auf einem wohlbetretenen Pfade
nach seinem Ufer abwärts einer Stelle zu, wo zwei herrliche
Tamarindenbäume ihr schattiges Laubdach über den
Teppich des frischesten grünen Grases ausspannten. Während
wir uns des schönen Schauspiels erfreuten, wollte ich
meinem armen Gaule einen Augenblick erlauben, sich an der
schönen Weide zu laben; aber einige Frauen, welche hierher
gekommen waren, um Wasser zu holen, erklärten mir, das
Kraut sei von höchst ungesunder Beschaffenheit.
Dieses Wasser, obgleich jetzt unterbrochen und meist unansehnlich,
bildet den grossen Komadugu von Börnu, dessen
richtiger Name „Komädugu Waube” ist, der aber eben so
irrthümlich Yeu heisst, wie die Stadt Kabschäri’s „Kabschäri”
genannt wird und der Fluss von Syrmi „Syrmi”, während er im
unteren Laufe allerdings der Fluss von Yeu oder Yö genannt
werden kann, da er hier an der ansehnlichen Stadt dieses Namens
hinfliesst. Ilm aber den Fluss Yeu oder Yö zu nennen,
ist vollkommen ebenso verkehrt, als wenn man die Spree,
weil sie durch Berlin fliesst, den Fluss Berlin nennen wollte,
Indem ich 'Abd Allah mit den Kameelen auf der unteren
Strasse liess, bestieg ich mit Mohammed den steilen Abhang
der sandigen Höhe, auf deren Gipfel Kaschimma eine schöne,
gesunde, das ganze meilenbreite, baumreiche Thal beherrschende
Lage einnimmt. Es ist ein offener Platz, der ganz aus
von Rohr und Stroh erbauten Hütten besteht, aber bedeutend
und dicht bevölkert is t Da ich zu meiner grossen Ge-
nugthuung hörte, dass bis zum östlichen Nghurütua hin keine
Kindln auf der Strasse gesehn worden seien, beschloss ich,
so schnell als möglich meinen Marsch fortzusetzen, und beredete
einen Netzmacher, der gerade mit seiner Arbeit am