Lage, in welcher viele Gegenden des Negerlandes in Bezug
auf Wasse.rvorrath sich befinden. Der Brunnen nämlich, an
welchem wir unsere Pferde tränkten, mass nicht weniger als
33 Faden. Ich fand nacljmals, dass dies sowohl in Böruu
wie in Bagirmi eine gewöhnliche Erscheinung ist, und ich
werde von anderen Gegenden Brunnen bis zu 60 Faden Tiefe zu
erwähnen haben. Hinter diesem Brunnen begegneten wir einer
sehr zahlreichen Gesellschaft Natronkaufleute — „kilbübu"
(Plur. von „killmma”) —, die von Ivükaua kamen. Da ich
begierig war, etwas von Herrn Riehardson zu hören, fragte ich
die lleiter, welche dieselbe begleiteten, angelegentlich nach
den Neuigkeiten jener Stadt. Alles war wohl und in Frieden,
aber von der erfolgten oder bevorstehenden Ankunft eines
Christen hatten sie nichts gehört. Dieses Natron, das in der
Umgegend des • Tsäd gewonnen war. bestand ans grossen
Stücken, sah aus wie Stein und wurde in Netzen fortgeschafft:
es heisst „kilbu tsarafu”. Das von Münio kommende Natron
dagegen besteht, wie ich zu seiner Zeit bei Gelegenheit meines
Besuches der Natronsee’n noch näher beschreiben werde, meist
aus Staub oder leicht zerbrechlichen Stückchen und wird in
Säcken oder einer Art von Körben fortgeschaft't; die letztere
Gattung heisst „kilbu bokter”. Bald begegneten wir anderen
mit Natron beladenen Reisezügen; hier waren unter den
Lastthieren auch mehrere Maulthiere. Der Handel in diesem
Artikel ist in der That von grösser Wichtigkeit und ich
zählte heute mehr als 500 Lasten, die allerdings an Gewicht
sehr verschiedenen Ladungen der einzelnen Thiere zusammengerechnet,
die uns auf dem Wege begegneten.
Ich ging dann mit meinem freundlichen Reisegenossen, dem
„Herrn Schlaf”, unserem Trosse voraus und erreichte bald
das Dorf Döka, welches die im Sudan reisenden Araber in
halbbarbarischem Arabisch „Ssük el Karäga” nennen. „Ka-
räga” ist ein eigentlich nur der Kanon-Sprache angehöriges
Wort und heisst „Wildniss”. Das Dorf gehört dem Ghaladhna
von Ivanö. Hier setzten wir uns in der Nähe des Marktplatzes
unter dem Schatten eines herrlichen Tamarindenbaumes
nieder und erfreuten uns solcher Leckerbissen, wie sie mein lein
gebildeter Gefährte aufzubriugen vermochte. Ich war in der
That erstaunt und zugleich beschämt über den behaglichen
Hausrath, welchen mein Afrikanischer Freund bei sich führte.
Eine der Dienerinnen seiner Ssirria brachte einen Korb, welcher
unter der besonderen Verwahrung der Letzteren zu stehn
schien, und mein Freund nahm gut gebackene Kuchen hei aus
und breitete sie auf einer reinlichen Serviette vor uns auf
dem Rasen aus, während eine Andere der Sklavinnen Kaffee
kochte. Die Rollen des Barbaren und des civilisirten Europäers
schienen vertauscht zu sein, mul um nur wenigstens
etwas zu unserer Mahlzeit beizutragen, ging ich nach dem
Markte und kaufte ein paar junge Zwiebeln. Es ist in der
That unglaublich, was ein Europäischer Reisender in diesen
Ländern zu ertragen hat, vorzüglich aber, was wir ertragen haben;
denn Manches kann natürlich bei grösseren Mitteln besser
sein. Während der Europäer unendlich viel mehr Sorgen
und Beängstigung, körperliche und geistige Anstrengung auszustehen
hat, als der einheimische Reisende, sind ihm selbst
die wenigen Annehmlichkeiten, welche das Land bietet, versagt;
er hat Niemanden, der ihm seine Mahlzeiten sorgfältig
zubereitet, oder für ihn Sorge trägt, wenn er krank wird.
indem ich meinen Gefährten an dem „kief der Moslemin,
wovon er einen grossen Vorrath zu haben schien, allein sich
laben liess, streifte ich in der Nähe umher. Dabei bemerkte
ich, dass während der Regenzeit eine bedeutende
Wassermasse sich hier ansammeln muss, was wahrscheinlich
der Grund zu dem üppigen Manzcnwuchse und der prachtvollen
Belaubung der Bäume umher ist. Ich wurde in dieser
Ansicht von meinem Gefährten bestärkt, der während der
Regenzeit durch diese Gegend gereist und voll von den
Schwierigkeiten war, welche die Überfülle des Wassers dem