halters von Adamaua, der im vergangenen Jalire einen gros-
sen Heereszug in diese Gegenden gemacht hatte. Hier nämlich
hatte er mit seinem Raubvolk ein Standlager bezogen
und von da aus das Land in allen Richtungen raubend
durchstreift. Das Lager bestand aus kleinen, runden Hütten,
aus Baumzweigen und langem Waldgras errichtet, von der
Art, wie sie die Güro-Karawane jeden Tag an ihrem Rastpunkt
— „sängo” — zu errichten pflegt und wie sie unsere Leute während
unseres Stilllebens in Tin-teggana sich selbst gebaut.
Hier fingen wir an, unsere Eile zu verdoppeln; denn, wir
waren nun den Sitzen der Bäsa am nächsten, eines mächtigen
und unabhängigen Heidenstammes mit einem besonderen
Dialekte und mit besonderen Sitten, der am Fusse der östlichen
Bergkette wohnt. Zu gleicher Zeit hatten wir zu unserer
Linken Kibäk und einige andere Marghl-Dörfer.
Bülama, mein aufmerksamer und biederer Kanöri-Geleits-
mann, dessen Fürsorge ich nicht genug rühmen kann, ver-
gass auch hier nicht die ritterliche Höflichkeit und brachte mir,
um die Mühen des Marsches ein wenig zu versüssen, eine
Handvoll „gaude”. Dies ist eine Frucht von der Grösse
einer Aprikose und von gelber Farbe, mit einer sehr dicken
Schale und mit fünf Kernen, die fast das ganze Innere ausfüllen
und nur mit einer dünnen fleischigen Substanz umhüllt
sind, die einen sehr angenehmen Geschmack hat, der
„gonda” etwas ähnlich.
Um 9^ Uhr, als der Wald sich leidlich lichtete, gewannen
wir einen Blick auf eine Sattelhöhe in einiger Entfernung
zu unserer Rechten. Auch dies ist eine vereinzelte kleine
Felshöhe von 400— 500 Fuss Erhebung, wie sie in dieser
Landschaft so zahlreich sind und gewöhnlich den festen Rückhalt
einer kleinen Gemeinde bilden. So soll auch hier auf
der anderen Seite dieser Sattelhöhe das Dorf Wömde liegen.
Weiter westwärts liegt U'gu und in noch grösserer Entfernung
Gaia. .
Mittlerweile beschleunigten wir unseren Marsch mit solcher
Eilfertigkeit, während der alte Mällem und Bü-Säd zu
Pferde .meine beiden schwachen Kameele so schnell, wie sie
vermochten, vor sich hertrieben, dass die Reihe unserer
kleinen Truppe vollkommen unterbrochen wurde und nicht
allein die „fatäki” oder „togürtschi” mit ihren Lastochsen,
sondern auch mehrere der „dan - garunfu” |^j- das heisst der
kleinen Trödler, welche ihren geringen Waarenpack auf ihrem
Kopfe fortschaffen — in weiter Entfernung zurückblieben.
Aber obgleich ich mich zu wiederholten Malen bemühte,
Halt zu machen, konnte ich meine Gefährten doch nicht dazu
überreden, und Alles, was ich für die Sicherheit der armen
Leute, die sich meinem Schutz anvertraut hatten, thun konnte,
war, Bülama nach dem Nachtrab zu schicken, um die Nachzügler
beizubringen. Ich werde nie den euphonischen Ausdruck
vergessen, mit dem mein alter sonst so menschenfreundlicher
Mällem mein dringendes Gesuch zurückwies, zu
warten, bis die Nachzügler sich uns wieder angeschlossen.
Indem er Haussa mit Kanöri mischte, rief er einmal über
das ändere aus: „auennan karäga babu dädi” („dies ist eben
keine freundliche Waldung”), während er ununterbrochen
meine armen Thiere mit seinem grossen harten Schild aus
dem Fell der Leucorix schlug und seine markirten Züge
und seine ganze Manier von einem tiefen Ernst zeugten, dem
man nicht widersprechen konnte.
Endlich, nachdem wir ein dichtes Walddickicht betreten,
von der schönsten, frischesten Laubfülle und mit einem üppig
wuchernden Reichthum hoch emporschiessenden Grases, ge^
nährt von einer Ansammlung von Regenwasser, machten wir
einen viertelstündigen Halt, während dessen Billama mit dem
Nachtrab ankam, indem er mir zu gleicher Zeit eine vortreffliche
kleine Gonda-Frucht brachte, welche er unterwegs abgepflückt.
Er wusste wohl, dass dies meine Lieblingsfrucht war.
Dann setzten wir unseren Marsch mit der gewöhnlichen