auch an Fischen; denn ein grösser todter Arm — „illägul”,
wie ihn die Fulbe nennen — zweigt sich vom Flusse ab und
zieht sich längs des nordöstlichen Fusses des Bagele bis
nahe an das Dorf, und in diesen seichten Wassern werden
Fische mit Leichtigkeit gefangen.
Ein zahlreicher Schwarm Neugieriger jeden Alters und
Geschlechts aus den benachbarten Weilern sammelte sich
indessen um uns und zog mit uns; aber während sie mit
kindlichem Vergnügen uns und unsere Wunderthiere, die Ka-
meele, umsprangen und ihren Gefühlen in Ausbrüchen des
Staunens und Jubelns Luft machten, betrugen sie sich doch
mit Ruhe und Anstand. Der Schwarm nahm immer zu, bis
wir in festlicher Prozession unser Quartier in einer ansehnlichen
Gruppe von Hütten nahmen, die gerade am Wege lagen
und von höchst üppigen Bäumen beschattet wurden.
Das Gehöft gehörte einem Freunde Billama’s und bestand
aus-einer Anzahl reinlicher Hütten. Da wir ziemlich früh,
bei Eintritt der Mittagswärme, angekommen waren, zog ich
das kühle und luftige Eintrittsgemach — „saure’’ - vor, das
von derselben Art war, wie ich sie schon früher wiederholt zu
beschreiben Gelegenheit gehabt habe, und blieb hier auch in
der folgenden Nacht, obgleich ein überaus heftiges Gewitter,
das 6. Uhr Abends losbrach und volle 4 Stunden dauerte,
rund umher Alles unter Wasser setzte und meinen Ruheplatz
fast zu kühl machte. Ich bin überzeugt, dass ich hierin Unrecht
that, und möchte daher anderen Reisenden rathen, es
sich während der Regenzeit in diesem Lande, wo sich die
Luft bei einem Gewitter oft dermassen abkühlt, dass sie höchst
empfindlich wird, lieber in dem warmen Inneren einer wohlgeschützten
Hütte bequem zu machen.
Unsere frühe Ankunft in diesem ansehnlichen und wohlhäbigen
Orte setzte mich in den Stand, einige schätzenswerthe
Erkundigungen einzuziehen. Ich war auf unserem letzten
Marsche nicht wenig erstaunt gewesen, in diesen reichen Niederungen,
die alljährlich vom Flusse überschwemmt werden,
nicht die geringste Spur von Reisbau wahrzunehmen, obgleich
sie doch gerade für diesen . Zweig des Landbaues so
vorzüglich geeignet scheinen. Der Landbau von Ribäö selbst
beschränkt sich auf eine besondere Gattung von Sorghum, die
hier „meiwa” oder „meiwäri” und in Kanöri „matea” genannt
wird. Als ich daher nachforschte, wesshalb die Anwohner
keinen Reis bauten, erfuhr ich, dass die Fulbe dieser Nachbarschaft
insgesammt von Bömu aus in dieses Land eingewandert
sind, wahrscheinlich erst hach dem Misslingen ihrer
politisch-religiösen Erhebung — „djemmää”— in jenem Lande,
als nicht allein die neuen politischen Eindringlinge, sondern
selbst die bisherigen Ansiedler, die seit sehr alten Zeiten in jenem
Lande ansässig waren, sich zur Auswanderung genöthigt
sahen. In Bornu aber wird, wie ich schon früher zu bemerken
Gelegenheit hatte, kein Reis gebaut, so dass diese Kolonisten,
obgleich jetzt in Landschaften angesiedelt, wo Reis
wahrscheinlich besser gedeihen würde,- als Hirse und Indisches
Korn, sich doch seines Anbaues gänzlich enthalten. In
den westlichen Gegenden Adamaua’s dagegen und in Hamär-
ruä, wo die Fulbe von Haussa aus eingewandert sind, wird
Reis in nicht unbedeutender Menge gebaut.
Ich will hier noch 'bemerken, dass es den Meisten als ausgemacht
erscheinen wird, dass Reis im Sudan nicht einheimisch
sei. Gewiss kann man den sehr alten Anbau dieses nahrhaftesten
Brodstoffes in den Landschaften am mittleren Laufe
des I-ssa oder Kuära, von Kebbi bis nach Gä-rho oder Gö-gö
und selbst weiter am Flusse hinab, als die Folge eines nicht
weniger alten Verkehrs jener Gegenden mit Egypten ansehn,
den ich im Verfolge dieses Berichtes über meine Forschungen
und Wanderungen nachweisen zu können glaube, wiewohl
nach gewöhnlicher Annahme Reis nicht vor der Zeit der Cha-
lifen in Egypten gebaut wurde. Man muss aber doch bedenken,
dass Reis in vielen Gegenden Central-Afrika’« wild