Klössen aus der Schale von Sorghum, mit Natron gemischt,
die letztere jeden Morgen und Abend zu verschlingen haben.
Aber dazu war mir nicht viel Zeit gelassen.
Dies war eine der grössten Sklavenkaflen, welche während
meines Aufenthaltes in Bornu abgingen; wenn ich mich nicht
irre, hatten die mitziehenden Kaufleute nicht weniger als
750 Sklaven. Sklaven sind in der That noch jetzt der bedeutendste
Ausfuhrartikel Bornu’s, und es wird so bleiben,
bis der Handel mit denselben an der Nordküste unterdrückt
sein wird *).
Herr Dr. Overweg war noch nicht angekommen, wir hatten
aber die Nachricht erhalten, dass er auf dem geraden
Wege von Sinder sei; er hatte also seine Absicht, Kanö zu
besuchen, aufgegehen. Bevor ich meine Reise nach Adamaua
antrat, war es nothwendig, dass ich eine Menge Dinge mit
meinem Gefährten bespräche, vor Allem, um uns zu vereinigen,
was er selbst unternehmen möchte. Die Regenzeit war
aber seihst hier schon stark im Anzuge, während sie in Ada-
maua schon längst eingetreten war; es schien daher nothwendig,
dass ich meine Reise nicht länger hinaussehöbe. Am
Nachmittag des 5ten Mai hatten wir wirklich die ersten bestimmten
Anzeichen der Regenzeit durch einige schwere Donnerschläge,
denen Regen folgte. Ich zögerte nicht länger;
noch an demselben Tage kaufte ich Alles, dessen ich zu meiner
Reise bedurfte, und es gelang mir am folgenden Tage, einen
starken, schön gezeichneten Apfelschimmel mit vorwiegendem
Weiss —, „keri hui” —? für 1270’Rottel zu kaufen, einen
Preis, der dem Betrage von 32 Österreichischen Thalern
gleichkommt; dagegen verkaufte ich meinen schwachen „bidi-
keme”, womit mich der Scheich beschenkt hatte, für 900
Rottel oder 22£ Thaler..
*) Dies scheint jetzt der Fall zu sein. ^ wJber die Handelsartikel JBdrnu's
werde ich am Ende meines Werkes sprechen.
Nachdem ich nun noch einen Arabischen Sattel erhandelt,
fühlte ich mich so jeder Gefahr gewachsen. Der Scheich reitet
wöchentlich ein- oder zweimal nach Gauänge hinaus, einem
kleinen Dorfe 2 j Meilen östlich von der Stadt, in der Richtung
des See’s, wo er ein hübsches Haus mit einem kleinen
Garten hat. Da ich nun am Nachmittag hörte, dass er
wieder dorthin gegangen sei und am Abend zurückkehren
werde j’ bestieg ich mein neues Streitross,, eilte hinaus vor
die Stadt und stellte mich an der Seite anderer angesehener
Leute aus der Stadt am Eingänge des Lustschlosses in Gauänge
auf. Bald schmetterten die Posaunen das fürstliche „ga-
schi, gasclu”*;-V „er ist da, er ist da” — und heraus trat der
Scheich mit zahlreichem Gefolge, mit dem er sich alsbald in
Bewegung setzte. Er sah stattlich und wohlgefällig aus; er
trug einen hellblauen Bernus über einem anderen von weisser
Farbe und ritt ein sehr'schönes Ross von rabenschwarzer
Farbe, einen „fir kera star”. ■ Viele Grosse oder Kükanaua
•von seinem und des Veziers Gefolge ritten zu den Seiten,
ausserdem etwa 200 Reiter, die ihm bald zur Seite blieben,'
bald voraus-Sprengten und dann zum Nachtrab zurückkehrten.
60 Sklaven, in rothe Jacken gekleidet und mit Flinten bewaffnet,
liefen vor und hinter seinem Pferde her. Der Vezier,
welcher mich zuerst bemerkte, grüsste mich sehr freundlich
und schickte Hämsa Ueläd el Göni (den Sohn des gros-
sen Rurangelehrten) ab, um mich zum Scheich zu führen;
'Omar machte mit seinem Trupp Halt und fragte mich sehr
gnädig nach meinem Befinden, und wie mir mein Ausflug
nach dem See gefallen. Da dem Vezier indessen mein stattliches
Pferd aufgefallen, rief er meinen Diener zu sich und
drückte sein Bedauern darüber aus, dass das Pferd, welches
sie mir geschenkt, sich nicht als gut bewährt habe;1 er
äusserte, dass ich ihn hätte davon benachrichtigen sollen,
worauf sie mir gewiss ein besseres gegeben haben würden.
Ich versprach, dies ein andermal zu thun, und vergass bei