des Jahr der Zustand dieser Landschaften durch die rastlos
vordrihgenden Eroberungen der Fulbe bedeutend verschlimmert
wird. Selbst der Name dieses wichtigen Flatzes
ist vor meinen Forschungen so gut wie unbekannt gewesen*)*;
dagegen war der Name' des Landes Kororofa früheren Geographen
wohlbekannt, aber auf neueren Karten weggelassen
worden. Ich zeichnete Wukäri auf meiner Karte von Central
Afrika, die in vergrössertem Maassstahe von Herrn Dr.
Petermann herausgegeben worden ist, unmittelbar am Flusse
und nur wenige Meilen zu weit nördlich und östlich, und
wäre ich im Stande gewesen, diese Ansetzung nach meinen
letzten Forschungen**) zu verbessern, hei denen ich.erfuhr,
dass die Stadt nicht am Flusse selbst, sondern an einem kleinen,
demselben von Süden zufliessenden Arme liege, so würde
ich die Lage ganz genau angegeben haben, wie sie ist oder
vielmehr zu sein scheint; denn bis jetzt ist diese Stadt noch
von keinem Europäer besucht worden.
Wukäri liegt nach meinen Angaben an der Westseite eines
kleinen Flüsschens, von meinen Haussa-Berichterstattern „kögi-
n-Kaläm” genannt, welches in den Benue mündet. Der grosse
Strom wird wenigstens in einem der Dialekte Kororofa’s
„ Sänfir ” genannt, welche Benennung nicht zur Kenntniss
der Benue-Expedition gekommen zu sein scheint, aber doch
wirklich bei einigen Stämmen in Gebrauch sein muss. In
direkter Entfernung ist Wukäri nur einen angenehmen Morgenmarsch
(„tafia-n-hantsi”), das heisst etwa 10—12 Meilen,
vom Benue entfernt. Die Stadt soll sehr gross sein, angeb-
*) In den von Duptiis in Aschanti gesammelten reichhaltigen, aber verwirrten
Nachrichten findet sich eine leise Andeutung einer solchen Stadt und Herr
W. Allen erwähnt sie beiläufig als Okare. — Vielleicht ist Okare oder Okale
die richtigere einheimische Form.
**) Diese meine Berichtigung der von mir auf der Karte niedergelegten
Lage von Wuhan ward von Herrn Dr. Petermann in den seinen Atlas begleitenden
Noten p. 11 noch angegeben.
lieh grösser als Kanö, und nicht, wie das Letztere, zum gröss-
ten Theil in offenem Feldland angelegt, sondern hart bis
an die Mauern dicht bewohnt. Die Bewohner trinken das
Wasser des kleinen Flüsschens, welches ihre Stadt bespült,
nicht, sondern erhalten ihren Wasservorrath aus kleinen Teichen
im Inneren der Stadt, wie die Bewohner von Kanö. Sie
sollen sich durch eine dunkele Farbe auszeichnen und ihre Züge
nicht durch Schauschaüa oder Schonschona verunstalten, das
heisst, sich nicht tättowiren; auch tragen sie ihr Haar lang
und zeichnen sich durch eine eigenthümliehe Tracht aus, die
sich mehr den Sitten der Völker auf der westlichen Seite
des Kuära, als den von den Gebräuchen der Araber stärker
berührten Stämmen im Norden anschliesst. Sie tragen nämlich
keine Hemden, sondern Shawls oder Umschlagetücher,
auf Haussa „senne” genannt, welche sie um ihren Leib winden,
und diese Kleidung soll sich durch ihre Nettigkeit auszeichnen..
Die Bewohner von Kororofa sind nämlich in diesem
ganzen Theile des Afrikanischen Kontinentes ihrer Baumwolle
oder vielmehr Baumwollstreifen wegen berühmt, die
von sehr feinem Gewebe, aber auch von sehr geringer Breite
sind, etwa nur 2 Finger breit. Sie sollen eine durchaus
eigenthümliehe Art Baumwolle haben, von den Arabern „worsi”
genannt und schon von jenem gewissenhaften fürstlichen Geographen
'Abu'Obeidallah el Bekri im Jahre 1068 unserer Zeitrechnung
als dem Inneren Afrika’s eigenthümlich angegeben*),
aber ohne die Gegend näher zu bezeichnen, wo die Pflanze,
die diesen Stoff liefert, wächst; auch kann es dabei nicht
' *) Notices et extraits, tom. XII. p. 650. Ein grosses Stück einheimischen
Zeuges, von den Köana, einer Abtheilung der Korórofa, verfertigt und höchst
interessant für Jeden, der wahren Antheil an dem Zustande der Industrie
der eingeborenen Afrikaner nimmt, ist von dem Vezier von Bórnu zugleich
mit Proben ihrer eigenen Industrie auf meine dringenden Vorstellungen nach
England gesandt worden; es scheint aber nicht in Acht genommen worden
zu sein.