Maidüguri wird jeden Mittwoch auf der Westseite der Stadt
Markt gehalten, und zwar auf einem kleinen viereckigen
Platze, der mit mehreren Reihen von Ständen und Schattendächern
versehen ist. Ehemals war der Ort eine „billa
garua”, das heisst, er war mit einer Erdmauer umgehen, deren
Umfang die frühere weit bedeutendere Grösse genugsam
anzeigt; er hat aber selbst jetzt noch eine ansehnliche Bevölkerung,
wohl 6- bis 8000 Seelen.
Von einer Anzahl lässiger Diener Mestrema’s begleitet,
betraten wir am folgenden Morgen die schöne offene Landschaft
an der Südseite des Ortes. Die ganze Ebene schien
ein ununterbrochenes Kornfeld zu sein, in welchem zahlreiche
Dörfer sich erhöhen und welches hie und da von vereinzelten
Ivüka’s (Affenbrodbäumen) mit ihren ungeheueren Stämmen
und Asten und kleinem Laubwerk, vielen Ngabbore’s
(Sykomoren) mit ihrem dicken, dunkelgrünen Blattwerk und
von Baure’s, einer anderen Art Ficus mit grossen, fleischigen
Blättern von frischer grüner Farbe, beschattet wurde. Seitdem
ich Ivanö verlassen, war mir kein so schöner Landstrich
vorgekommen. Die Ebene wird von einem grossen Komadugu
durchzogen, welcher aus der Nachbarschaft von Alaö, wo
eine grosse Menge Wasser sich ansammelt, herkommt und,
über Dikoa, Nghäla und Mbulü seinen Lauf nehmend, sich
mit dem Tsäd vereint, wenigstens zur Regenzeit. Bei den
drei eben erwähnten Orten habe ich ihn im Verlaufe meiner
Reise selbst durchschnitten und zwischen Udje und Dikoa
hat ihn Herr Dr. Vogel besucht, doch weiss ich nicht, ob
er im Stande sein wird, seinen Lauf mit Genauigkeit aufzuzeichnen.
Wir mussten ihn zweimal passiren, ehe wir Mä-
bani *) erreichten. Dies ist ein bedeutender Ort, welcher auf
*) Mäbani scheint der Ort zu sein, wo Herr Dr. Vogel die astronomische
Beobachtung gemacht hat, welche er ungenauerweise als in Udje gemacht anführt,
während Udje kein Ort, sondern ein ausgedehnter Distrikt ist. Denselben Irrthum
hat er in Bezug auf seine Beobachtungen in Münio oder Mlnyo begangen.
einem breiten sandigen Hügel, etwas mehr als 4 Meilen von
Maidüguri entfernt, liegt. Zu meinem grössten Erstaunen
nahmen wir schon hier zu so früher Stunde Quartier; der
Grund war, dass die Boten aus Adamaua sich nach einigen
Leuten umzusehn hatten, die, wie schon erwähnt, vom Kaschella
'Ali aus ihrer Heimath in die Sklaverei geschleppt worden waren.
Bei der Abwesenheit des Billama (Bürgermeisters der Stadt)
dauerte es indess lange Zeit, ehe wir Quartier finden konnten;
endlich jedoch gelang es uns, eine Art offenen Hofraums
zu bekommen, welcher zwei Hütten und zwei Schattenhallen
enthielt. Die Hütten überliess ich meinen Gefährten
und nahm das beste Schattendach in Beschlag, in dessen
Nähe ich mein Zelt aufschlug. Die Stadt bedeckt nicht nur
den ganzen Gipfel des Hügels, sondern zieht sich, indem sie
an dem südlichen Abhange hinabgeht, an seinem Fusse hin
und noch über einen anderen, weniger hohen Hügel hinweg.
Sie kann wohl zwischen 9 - und 10,000 Einwohner
haben. Auch scheint der Ort ziemlich wohlhabend zu sein;
alle Wohnhäuser, wie erbärmlich sie auch dem stolzen und
verwöhnten Europäer scheinen mögen, geben doch von einem
gewissen Grade von Wohlhabenheit und Behaglichkeit ihrer
Bewohner Zeugniss. Nur wenige Leute schienen die Lebensbedürfnisse
zu entbehren. Ausser Ackerbau werden
sogar manche Gewerbe von den Bewohnern betrieben, wie
der Marktplatz, welcher am östlichen Abhange des Hügels
liegt und aus 1 5 0 2 0 0 Ständen besteht, und eine Färberei,
welche unmittelbar daran stösst, genügend bezeugen.
Ich habe schon früher Gelegenheit-gehabt, von den in Udje
gefärbten Hemden, den „kulgü ämaghdf’*)-, zu sprechen.
Als sich die Hitze ein wenig gelegt hatte, machte ich in Gesellschaft
von Billama und Bü-Sad einen angenehmen Spazier*)
Auch, dieser Name mag mit „Gam-erghu” und „Amälghua” Zusammenhang
haben.