Civilisation, Waizen imd Zwiebeln gezogen wurden; auch Mer
jedoch ward der Boden nur mit der Gelma und Fertana,
der kleinen Hacke, bearbeitet.
Hier und da aufspringender Granitfelsen diente zum Zeichen,
aus welchem Stoff die Unterlage des Fruchtbodens
bestehe, und kurz nach Mittag hatten wir eine isolirte, von
Ost nach West sich hinziehende Hügelkette zur Rechten. Lin
hübsches Bild des bescheidenen Verkehrslebens in diesen Gegenden
stellte sich ims bei dem Dorfe Temma in einem kleinen
Marktplatze dar, der aus ungefähr acht leichten Buden
oder Schattendächern bestand. Er wurde von einer Anzahl
sich weit ausbreitender Tamarindenbäuine anniuthig beschattet,
und ich war über die grosse Menge Rinder und Pferde
erstaunt, welche hier zusannnengebracht waren, erfuhr aber auf
meine Nachfrage, dass sie nicht zum Verkauf bestimmt seien.
Nachdem wir dann die Felder des Dorfes Gögo hinter uns
gelassen und Weidelandschaft betreten hatten, zeigten sich
zahlreiche Ziegenheerden, weit zerstreut umher, weidend, und
ich bemerkte hier denselben Umstand, welcher schon am
Morgen meine Aufmerksamkeit erregt hatte, nämlich dass,
während alle Rinder von weisser, die Ziegen ohne Ausnahme
von kaffeebrauner Farbe waren. Hierauf passirten wir ein
Salzlager der Tin-neggaru oder Kel-n-neggaru und durchzogen
dann wieder eine Einsenkung, die, gleich der oben beschriebenen,
zum Anbau einiger kleiner, mit Hülfe von Ziehbrunnen
bewässerter Waizenfelder diente. Dann lagerten wir 3$ Uhr
unmittelbar an der Einfriedigung des Dorfes Bögo; denn das
ganze Land ist voll von Dieben und bei Nacht muss man
sehr auf der Hut sein. Die Tin-neggaru hatten in der ver-
wiclienen Nacht ein solches Individuum, welches ein Stück
Salz davonzuschleppen versuchte, getödtet. Dies ist der Fortschritt
der Civilisation — denn unter den heidnischen Stämmen
kommt anerkanntermaassen kein Diebstahl vor — ; aber
natürlicherweise ist diese grosse Verkehrsstrasse, wo Leute
der verschiedensten Nationen Zusammenkommen, vorzüglich
solchen Diebereien ausgesetzt.
[,Sonnabend, l sten Fehru,ar.\ Nach einem Marache von etwa
2 } Meilen über thoniges, durch die Regengüsse sehr zerrissenes
Terrain erreichten wir die Nordwestecke der bedeutenden
Stadt Ku-ssäda und hielten uns an ihrer westlichen
Mauer entlang, wo mehrere majestätische, in die Wolken
strebende Exemplare des Rimi (Eombax oder Eriodendron
Ouineense), obgleich gegenwärtig ihres Laubes beraubt, einen
überaus hervorragenden Gegenstand bildeten. Es ist sehr
eigenthümlicli und charakteristisch, dass dieser Baum, welcher
zu den höchsten Bäumen der Schöpfung gehört, sowie
die Küka zu den massenhaftesten, sich gewöhnlich in der
Nähe des Hauptthores der Städte Haussa’s erhebt , während
er sonst keineswegs häufig ist, wenigstens nicht in grossen,
ausgewachsenen Exemplaren; — aber der Rimi (der Bentang-
baum Mungo Park’s) war ein heiliger Baum der alten heidnischen
Bewohner dieser Gegenden, und mancher dieser uralten
Vertreter der Flora würde uns wohl- eine weit .in die
Vorzeit hinausreichende Geschichte dieser alten Opferstätten
mittheilen können, wenn ihm Sprache verheilen wäre. Neben
der heiligen Natur des Baumes jedoch, in welcher Eigenschaft
er als Wächter der Thore dienen mochte, hatten die
Eingeborenen vielleicht auch noch die Absicht, ihn als Wegweiser
für den Fremdling zu benutzen; denn es ist unglaublich,
auf wie weite Feme diese Könige der Flora gesehn
werden. Die höchsten, die ich auf meinen Reisen bemerkt
habe, sind ein Paar, das sich vor dem westlichen Thore der
Stadt Gandi in Sänfara erhebt.
Ku-ssäda ist ein Städtchen von Wichtigkeit und nur wenig
Meiner als Gasaua, obwohl nicht so dicht bewohnt. Die
Stadtmauer ist ziemlich gut erhalten und das Innere gewähnt
einen heiteren, angenehmen Anblick durch zahlreiche Bäume;
die meisten Hütten bestehen aus Lehmmauern mit einem Stroh