eingeemtet ist, liegen diese Einsenkungen oder Becken, welche
oft von beträchtlicher Ausdehnung sind und sich meilenweit
aushreiten, ganz nackt und wüst da, ohne Kraut oder
Strauch, und gewähren einen höchst unfreundlichen Anblick.
In Folge dieser Bodenbeschaffenheit war das Wasser in U’lo
Kurä von höchst unangenehmem Geschmack.
Wir setzten unseren Marsch am Nachmittag fort, nachdem
die Hitze sich vermindert hatte. Einen ansehnlichen Theil
der Bevölkerung des Landes B6mu bilden die Schüa, aber
ich hatte bisher noch nichts von ihnen gesehn, da ich mich
auf meiner Beise von Kanö nach Kükaua nördlicher gehalten
und Koiam, wo sie mit der eingeborenen Bevölkerung
zum Theil untermischt wohnen, umgangen hatte. Heute
nun kam ich nach einem Marsche von etwa 4 Meilen an
der ersten Wohnstätte dieses Stammes vorbei. „Schüa” ist
ein allgemeiner Gattungsname, mit welchem alle seit alter
Zeit in Bomu ansässigen Araber, welche nun einen integri-
renden Theil der Bevölkerung des Landes bilden, bezeichnet
werden. Derselbe Name wird ihnen auch in Baghirmi bei-:
gelegt, aber in der etwas veränderten Form „Schiwa” ; in
Wadäi heissen sie Arämka (Plural von „Aram”, einer von
'Arab abgeleiteten Form). Ein Araber von der Küste wird
nie mit dem Namen „Schüa” bezeichnet, sondern „Wa-ssiri”
oder „Wä-ssili” genannt. Diese eingeborene Arabische Bevölkerung
ist ganz entschieden vom Osten her eingewandert,
und zwar in beziehungsweise früher Zeit. Ihre Gegenwart
in Börnu, wenigstens in Känem, kann durch historische
Dokumente zur Zeit Ednss Alaöma’s*), also vor etwas mehr
als 2£ Jahrhundert, nachgewiesen werden. Es kann darüber
kein Zweifel herrschen, dass diese Bevölkerung aus Nubien
und Kordofän eingewandert ist, indem sie allmählich, und
ohne Aufsehen zu erregen, als friedliche Kinderhirten durch
*) S. oben die chronologischen Tafeln unter Ednss Alaöma.
die östlichen Theile des Negerlandes vordrang und sich so
endlich auch über dieses Land verbreitete, ohne weiter nach
Westen vorzudringen. So also finden wir hier zwei ganz
verschiedene rinderzüchtende Völkerschaften züsammenstos-
sen, die Fulbe vom fernsten Westen, die Araber vom fernsten
Osten, und beide traten bei ähnlichen Sitten, obgleich
von ganz verschiedenem Ursprung und verschiedener Sprache,
in freundschaftliche Berührung mit einander. Der Dialekt
der Schüa ist von dem Mäghrebi-tldiom durchaus verschieden,
während er in vielen Zügen die Reinheit und Gewandtheit
der Sprache des Hidjäs bewahrt hat, besonders in Beziehung
auf die Endvokale in der Konjugation; auch viele Nationalgewohnheiten
des Volkes tragen noch gegenwärtig die
Eigenthümlichkeiten der alten Niederlassungen an sich.
Die 'in Bornu angesiedelten Schüa dürften im Ganzen eine
Bevölkerung von 200- bis 250,000 Seelen ausmachen, da sie
etwa 20,000 Mann leichter Reiterei in’s Feld stellen können,
denn sie sind fast Alle beritten. Viele unter ihnen sind wohlhabend,
aber sie hatten nie eine politische Bedeutung, bis ganz
in jüngster Zeit Tiräb, Einer aus ihrer Mitte, und dann Hadj
Beschlr den hohen Posten eines Veziers bekleidete. Die
Meisten haben feste Dörfer, wo sie während der Regenzeit
leben und das Feld bebauen; während der übrigen Jahreszeiten
aber wandern sie mit ihren Rinderheerden umher. Ich
kam erst’später mit ihnen in nähere Berührung, indem ich auf
meiner Reise nach Baghirmi einen jungen Menschen aus diesem
Stamme in meine Dienste nahm, von dem ich auf meiner
Reise nach Timbuktu grossen Nutzen Hätte, da er ein feiner,
redlicher Mensch war. Sie sind in viele Familien oder Stämme
geschieden. Ich werde im Verlaufe meiner Beschreibung, wo
sich Gelegenheit dazu bietet, noch mehr über sie sagen. Die
Familie, deren Lagerplatz — „birri” („birri Schüabe”) — wir
heute passirten, wird gewöhnlich von demBörnu-Volke „Kärda”
genannt, warum, weiss ich nicht Ihr wirklicher, unter ihnen